Gelsenkirchen/Bochum. . Andreas Halwer hat für die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Bogestra e.V. die Geschichte der Straßenbahnlinie 302 nachgezeichnet.
51 Stationen auf über 28 Kilometern, gut eineinviertel Stunde Fahrtzeit und 120 Jahre Stadt-, Technik- und Ruhrgebietsgeschichte auf 120 Seiten: „Auf Zeitreise durchs Bogestra-Land“ schickt in Band zwei „Die Geschichte der Linie 302“ von Gelsenkirchen nach Bochum auf die Schiene.
In einer Auflage von 1500 Exemplaren hat Autor Andreas Halwer für die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Bogestra e.V. mit historischen Aufnahmen die Geschichte (und Geschichten) der aktuell längsten Straßenbahnlinie des Ruhrgebiets zusammengestellt.
Die Motive stammen von Hobbysammlern
Der Band knüpft damit an den Band über die Linie 310 in der „Zeitreise-Buchreihe“ an. Das Buch gewinnt seine Lebendigkeit und Anschaulichkeit besonders durch die Abbildung. Sie stammen zum Teil aus staatlichen Archiven, aber auch von Postkartensammlern und Hobby-Kollegen sowie aus der Fotosammlung des Nahverkehrsbetriebes. Die Linienchronik dokumentiert nebenbei auch die Namensgebung der Bogestra.
Auch die nicht eben einfache Entwicklung der Infrastruktur des Ruhrgebiets macht Halwer deutlich. Immerhin galt es für Planung und Verlegung der Gleise die zahlreichen damals noch selbstständigen Gemeinden mit an Bord zu nehmen, selbst unterschiedliche Landkreise in der Provinz Westfalen.
Route durch die Zechenlandschaft
Kartenmaterial, Strecken- und Fahrpläne dokumentieren außerdem die Zusammensetzung der Fahrgäste aus der Frühzeit. „Denn die ersten Bahnen verließen um 6 Uhr morgens die Depots, da waren die meisten Arbeiter schon auf der Schicht oder unter Tage auf den Zechen“, streut Halwer bei der Vorstellung des zweiten Bandes in einem historischen Triebwagen eine Randnotiz ein.
Zur Beziehung von Bergbau und Nahverkehr merkt außerdem auch der Vorsitzende der VhAG, Axel Ladleif, an, dass die Kumpel ja übewiegend direkt in den Siedlungen rund um ihren Pütt wohnten: „Die kamen fast alle zu Fuß zur Arbeit.“
Die Haltestellen wurden einfach vor die Kneipen gelegt
Die Standorte vieler der heute insgesamt 51 Haltestellen wurden geradezu typisch für das Ruhrgebiet der Frühzeit schlicht und einfach nach Kneipen am Streckenrand festgelegt. „Da brauchte man keinen Unterstand zu bauen, und wenn es mal Probleme mit der Technik oder einen Unfall oder eine Störung an der Strecke gab, war in den meisten Kneipen auch ein Telefon. Denn Funk hatten die Fahrer in der Zeit natürlich auch noch nicht.“
Episoden aus der miteinander verquickten Geschichte der Bahnlinie und der Stadtteile, Dörfer und Städte entlang der Strecke reihen sich munter zu einem bunten Bilderbogen nicht nur für Technikfans und Ruhrgebiets-Geschichte: Dass etwa auf manchen Teilstrecken Wendepunkte angelegt werden mussten, weil die damals eingesetzten Fahrzeug die Fahrgasttüren nur auf einer Seite hatten.
Straßenbahnen mit „Jägermeister“-Banderole
Oder dass das Sponsoring auch schon früh Blüten trieb, und die Straßenbahnen nicht nur in dem klassischen Beige-Farbton (mit später auch dunkel- und hellgrünem Streifen) quasi ausgeliefert wurden. Sondern auch mit „Jägermeister“-Banderole.
>>Info: Autor Andreas Halwer, aufgewachsen in Wattenscheid, ist Archivar im Stadtarchiv Bochum. Seit der Jugend ist er eingefleischter Straßenbahnfan, und durch seinen Beruf historisch interessiert.
„Zeitreise durch das Bogestra-Land - Die Geschichte der Linie 302“ ist für 26,80 Euro in den Bogestra-Kundencentern erhältlich. ISBN 978-3-046594-12-3, mehr auch unter www.vhag-bogestra.de