Schalke. . Inhaber des Callcenters Amevida und Schalker Sportparks sind verärgert. Sie wollen wissen, was Angestellte und Kunden bei Fahrverboten erwartet.
Der Richterspruch zum Diesel-Fahrverbot für Gelsenkirchen ist noch nicht rechtskräftig, schlägt aber bereits hohe Wellen. Mit Amevida und dem Schalker Sportpark fürchten zwei Unternehmer mit Standorten direkt in der geplanten Sperrzone erhebliche Wettbewerbsnachteile und Einbußen. Sie wollen nun auf ihre Situation aufmerksam machen. Unterstützt werden sie von Arndt Kempgens, Fachanwalt für Verkehrsrecht.
„Wir haben unsere Zentrale an der Kurt-Schumacher-Straße erst im vergangenen Jahr eröffnet. Mit einem Fahrverbot direkt vor der Tür wäre dieser Standort nicht in Betracht gekommen“, ärgert sich Matthias Eickhoff, Vorstandssprecher des Callcenterbetreibers Amevida. 287 Mitarbeiter beschäftigt die Firma allein an der Schalker Meile, etwa ein Drittel davon würde das Verbot treffen.
Keine 5000 Euro für neues Auto
Beschäftigte, die sich dann vermutlich nach einem neuen Job umsehen werden, fürchtet Eickhoff. „Meine Mitarbeiter können sich Innenstadtlagen nicht leisten und haben erst Recht keine 5000 Euro für ein neues Auto.“ Dabei sei er schon jetzt auf jede Kraft angewiesen, habe es schwer, Stellen zu besetzen.
Den Schalker Sportpark träfe ein Fahrverbot fast noch härter, erklärt Geschäftsführer Martin Rinke. 255 000 Kundenbesuche habe er jährlich, darunter viel Laufkundschaft. „Sobald das Fahrverbot in Kraft tritt, können die betroffenen Kunden uns nur noch schwer mit dem Auto erreichen. Dies bedeutet einen erheblichen Wettbewerbsnachteil.“
Urteil trifft die Falschen
Benachteiligt seien durch das „Dampfhammer“-Urteil ganz eindeutig die Falschen, ist Verkehrsrechtler Kempkens überzeugt. „Es wurde gelogen und betrogen“, prangert er die Autohersteller an. Und auch die Politik sei ihren Aufgaben nicht nachgekommen: „Was im Luftreinhalteplan über Jahre versäumt wurde, müssen die beiden Unternehmen ausbaden.“
Wie genau dieses „Ausbaden“ am Ende aussehen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar. Frühestens in drei Wochen wird das Urteil rechtskräftig. Erst dann steht fest, welches Gebiet für alte Diesel – und auch Benziner mit Euro-2-Norm – bald tabu sein wird. Bisher nicht geklärt ist auch, ob Anwohner und Anlieger eventuell Sondergenehmigungen erhalten.
Stadt soll Klarheit schaffen
Die Unternehmer fordern deshalb sowohl die Stadt als auch die zuständigen überregionalen Stellen auf, schnellstens Klarheit zu schaffen. „Ich erwarte, dass die Gemeinde sehr, sehr zügig erklärt, wie Zugang zu Arbeitsplätzen weiter möglich ist“, sagt Eickhoff. Rinke ergänzt: „Gelsenkirchen kann sich einen Gefallen tun und den Stein schnell aus dem Weg räumen.“
Außerdem müsse überprüft werden, ob das Gericht bei seinem Urteil die Verhältnismäßigkeit ausreichend berücksichtigt habe, fordert Kempgens. Kampflos aufgeben will hier niemand, so das Signal. Vielleicht, so die leise Hoffnung, verebben die Wellen ja noch und brechen nicht mit aller Wucht über den Unternehmern...
>>> Auch Norres, ZF und Müllers Mühle betroffen
Auch andere große Betriebe wären vom Fahrverbot auf der Kurt-Schumacher-Straße betroffen. Unter anderem Schlauchspezialist Norres (300 Mitarbeiter), Automobilzulieferer ZF (465), Trimet Aluminium (95) und Müllers Mühle (140) werden über die Nord-Süd-Achse angefahren.
Was ein Verbot für Lieferverkehr bedeuten würde, ist unklar.