Gelsenkirchen. . Geschafft: GE ist in die letzte Stufe des bundesweiten Wettbewerbs „Zukunftsstadt 2030+“ aufgenommen. Für 16 Projekte fließen 1,6 Millionen Euro.
Sieben von 51 Kommunen haben Stufe 3 im Wettbewerb Zukunftsstadt 2030+ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erreicht – Gelsenkirchen, wie die WAZ bereits berichtete, gehört zu diesem erlesenen Kreis. Verbunden ist der Aufstieg in die letzte Wettbewerbsstufe mit einem Förderbetrag von 1,6 Millionen Euro, der ab Mai 2019 fließt. „Das ist eine sehr schöne Nachricht“, kommentiert Oberbürgermeister Frank Baranowski die Mitteilung aus Berlin. 1,6 Millionen „können sich sehen lassen“.
Die Leitidee des Gelsenkirchener Beitrags: Bildung und Partizipation als Strategien sozialräumlicher Entwicklung. „Gelsenkirchen kann als lernende Stadt nun viele kreative Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung im Bereich der Bildung umsetzen“, so der OB.
„Damit sind wir am Horizont der Zeit“
„An diesem schönen Ergebnis sehen wir, was alles möglich ist, wenn viele Hände zusammenarbeiten, wenn aus einzelnen Projekten und Ideen ein Gesamtbild entsteht“, unterstreicht Bildungsdezernentin Annette Berg vor dem Hintergrund, dass Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft beim Thema Zukunft an einem Strang ziehen. Eindrucksvoll dokumentiert ist die zitierte Zusammenarbeit nicht zuletzt durch die Gelsenkirchener Erklärung zum Thema: 120 Organisationen, Vereine, Stiftungen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen bis hin zur Westfälischen Hochschule haben sich zu den Zielen der Zukunftsstadt 2030+ bekannt.
Nicht zuletzt für Agenda-21-Büro-Chef Werner Rybarski und Anna Konrad vom Büro Zukunftsstadt ist die Aufnahme in die letzte Wettbewerbsstufe so etwas wie die Krönung intensiver Vorarbeit. „Lebenslanges Lernen, damit sind wir am Horizont der Zeit“, sagt Rybarski und setzt nach, dass Bildung für Nachhaltigkeit ja der Job der Agenda-Büros sei. Auf den vier Säulen Wissenschaft-Verwaltung-Stadtgesellschaft, Lernorte und Lernlabore, Partizipation im Quartier sowie Digitale Stadt sind insgesamt 16 Maßnahmen konzipiert. Unter anderem im Grünlabor Hugo mit seinen Färbergärten und essbaren Gärten, Kulturlabor Consol, Wasserlabor Nienhausen, Waldlabor Rheinelbe oder aber das Start Up! Ückendorf und Move On! Hassel.
„Kinder lernen dort, dass Lernen Spaß machen kann“
„Kinder lernen dort, dass Lernen Spaß machen kann“, schmunzelt Rybarski. „Sie lernen aber auch Biologie, Geschichte oder Chemie. Das ist die Verbindung zwischen Schule und außerschulischer Bildung, die sich irgendwann auf die Schulabschlüsse auswirken kann.“
Auch in Ückendorf etwa sollen Ideen und Projekte im dreijährigen Förderzeitraum ihre Wirkung entfalten und Orte geschaffen werden, an denen sich Kinder und Jugendliche ausprobieren können. Alle Maßnahmen sollen hier am Ende der Entwicklung in die Gründung einer Kinder-Uni münden.
KOMMENTAR: ARM, ABER IDEENREICH
Gelsenkirchen hat mit dem Konzept für eine lebendige Zukunftsstadt 2030+ eine Punktlandung hingelegt. Lebenslanges außerschulisches Lernen von der Kita bis zum Altenheim, das hat die Jury überzeugt. Um das ehrgeizige Konzept, das die gesamte Stadtgesellschaft einbindet, zu realisieren, fließen satte 1,6 Millionen Euro in die Stadt. Eine Stadt, die ansonsten so gern als Stiefkind des Strukturwandels vorgeführt und mit Spitzenplätzen in Negativstatistiken reichlich „dekoriert“ wird. Oder beim Thema Lebensqualität abgehängt auf dem letzten Platz landet – Stichwort: #401GE...
Aber: Dieses Gelsenkirchen kann mehr, ist nicht umsonst mehrfach für Programme wie „Kein Kind zurück lassen“ oder „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet worden. Dieses arme Gelsenkirchen ist reich an Ideen für die Zukunft.