Gelsenkirchen. Gelsenkirchen will Zeichen setzen: als lernende Stadt, als Stadt, die heute tragfähige Ideen für die Zukunft entwickelt.


Gelsenkirchen will Zeichen setzen: als lernende Stadt, als Stadt, die heute tragfähige Ideen für die Zukunft entwickelt. Kurz: Gelsenkirchen, Zukunftsstadt 2030+. Gemeinsam mit der Bürgerschaft, mit Vereinen und gesellschaftlich relevanten Gruppen, mit Wirtschaft und Politik sollen nachhaltige und ganzheitliche Visionen entwickelt und realisiert werden.

Dazu braucht’s Wissenschaft und Forschung, die den Prozess begleiten, die analysieren und Inputs geben. „Welche Wissenschaft und Forschung braucht die lernende Stadt?“ war jüngst die Frage einer Konferenz im Stadt.Bau.Raum. mit Experten wie etwa Gerd de Haan, Professor für Zukunfts- und Bildungsforschung am Institut Futur der FU Berlin, oder Prof. Dr. Kurt Weichler, Vizepräsident der Westfälischen Hochschule.

Es war die letzte Tagung im Rahmen der ersten Stufe des Wettbewerbs, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2015 ausgelobt hatte. Gelsenkirchen legte dabei mit dem Beitrag „Bildung und Partizipation als Strategien sozialräumlicher Entwicklung“ neben weiteren 50 Kommunen eine Punktlandung hin. Für alle Beteiligten klar: Man will in Phase zwei aufrücken, die im September mit mehr Fördermitteln startet – dann aber für nur 20 Kommunen.

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„Wir haben in den vergangenen Monaten viel gemeinsam erreicht“, resümierte Stadtdirektor Dr. Manfred Beck zu Beginn der Konferenz. Er erinnerte an vier Zukunftskonferenzen, zehn Expertenworkshops oder etwa die Online-Befragung und ließ die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der WH Revue passieren. Bei all dem hätten sich konkrete Handlungsfelder heraus kristallisiert. „Wir brauchen nicht nur Forschung, die unsere Arbeit untersucht und bestätigt, sondern auch ganz praxisnahe und aktivierende Forschung, die gemeinsam mit der Stadtgesellschaft entwickelt wird“, sagte er. Womit er zum Stichwort „Citizen Science“ überleitete, also Forschung, in die Bürger aktiv einbezogen werden. Oder mit anderen Worten: die Stadtgesellschaft als Labor.

Bürger als Mitforscher

Wie das aussehen kann, umriss Prof. de Haan, der das Reallabor als neue Form der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft empfahl, in dem „Bürger zu Mitforschern“ werden. Dr. Anika Duveneck, ebenfalls vom Berliner Institut Futur, erklärte Citizen Science mit dem Klassiker „Tagfalter-Monitoring“: „Die Menschen zählen und liefern wissenschaftliche Datengrundlagen.“

Daria Tadus, Biologiestudentin und Teilnehmerin im Kolleg21 des aGEnda-Büros, berichtete über ihre Erfahrungen. Bis sie das Thema für ihre Bachelorarbeit hatte, sei es ein langer Weg gewesen. „Was mir und sicher auch anderen Studenten geholfen hätte, wäre eine Art Wissenschaftsplattform oder Forschungsbörse, die beforschbare Projekte in Gelsenkirchen vorstellt.“

Wie fruchtbar eine praktische Zusammenarbeit mit der Bürgerschaft ist, hat sie, nebenbei bemerkt, erlebt, nachdem die WAZ über ihre Suche nach praktischen Beispielen für ihre Projektarbeit berichtet hatte: Über 40 konkrete Hinweise über Häuser, an denen der Buntspecht munter in die Fassade trommelt(e), bekam sie. Und damit eine gute Basis für ihre Forschungen über den bunt gefiederten Höhlenbrüter in der Stadt.