Gelsenkirchen. . Der Gelsenkirchener Heimatbund stellt Heft Nummer 18 zum Thema „Kunst über Tage“ vor. Autorin Hildegard Schneiders hat 13 Jahre recherchiert.

Der Steinkohlenbergbau wird zum Jahresende Historie sein. In Gelsenkirchen gaben einst über ein Dutzend Bergwerke Tausenden Familien Arbeit und Brot. In den Werken vieler Künstler lebt der Bergbau weiter. In der Schriftenreihe des Heimatbundes Gelsenkirchen ist jetzt der Band „Kunst über Tage – Bergbaumotive in Gelsenkirchen“ erschienen.

Darin unternimmt Autorin Hildegard Schneiders einen Streifzug durch Gelsenkirchen. Sie hat namhafte und weniger bekannte Künstler aufgespürt, die ihre künstlerische Handschrift zum Thema Bergbau an Gebäuden, Hausfassaden, Denkmälern, Kirchen oder auch auf Friedhöfen hinterlassen haben.

Immer eine Etage höher schauen

Adolf Wamper schuf die vier Totenwächter. Das Denkmal erinnert an das Grubenunglück auf Dahlbusch im Jahr 1950. 78 Bergleute verloren ihr Leben
Adolf Wamper schuf die vier Totenwächter. Das Denkmal erinnert an das Grubenunglück auf Dahlbusch im Jahr 1950. 78 Bergleute verloren ihr Leben © Schneiders

Bei einem Spaziergang durch die Stadt tauchen an vielen Hauswänden zum Teilt versteckte Motive auf, die auf die mühselige Arbeit der Bergleute oder auf Maschinen und Werkzeuge hinweisen, mit denen Kohle abgebaut und gefördert wurde. Hildegard Schneiders, die am Ricarda-Huch-Gymnasium Deutsch unterrichtet hat, denkt an die Anfänge zurück, als die Idee zur Erfassung der Bergbaukunst und der Daten ihrer kreativen Schöpfer entstanden ist. Schneiders: „Ich habe viel recherchieren müssen, Künstler interviewt, Zeitgenossen befragt. Es war mitunter ein mühseliges Geschäft, verbunden mit vielen Reisen.“ Sie hat Bücher gewälzt und ist auch in Privatwohnungen fündig geworden beim Aufstöbern historischer Dokumente.

Hintergrundgeschichten auf fast 90 Seiten

13 Jahre hat die 67-Jährige gebraucht, um auf fast 90 Seiten Hintergrundgeschichten zur Entstehung der Kunstobjekte wie auch zur Vita der Künstler zusammenzutragen. Systematisch und chronologisch hat sie Objekte bei ihrer Bestandsaufnahme festgehalten. Eines wurde ihr bei vielen Rundgängen erst beim zweiten Blick bewusst. „Man muss zur Entdeckung von Motiven immer eine Etage höher schauen,“ sagt sie.

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So arbeiten Bergleute, mit Lampe und Spitzhacke ausgerüstet, an einer Stuckfassade an der Schwarzmühlenstraße. An der Schonnebecker Straße wurden in Stuck eingerahmte Bilder von Bergwerken an die Hausfassade gemalt. Geschichtlich bedeutend ist das Mosaik vom alten Rathaus aus dem Jahr 1894, das heute an der Außenwand der Gertrud-Bäumer-Realschule zu sehen ist. Schlägel und Eisen verdeutlichen die Bergbautradition.

Menschen haben großes Interesse

Hinter Glas sind die fünf industriellen Säulen der Stadt am Anfang der Bahnhofstraße im ehemaligen Boecker-Haus zu erkennen. Das Fenster zierte einst die Front des alten Hauptbahnhofs. Auch wer nur über einige Treppenstufen in den Untergrund eintaucht, schnuppert in Bismarck einen Hauch Bergmannsluft. In der U-Bahn-Station „Consolidation“ hat der Künstler Alfred Schmidt den Bahnsteigbereich einem Bergwerk gleich gestaltet.

Hildegard Schneiders bei der Arbeit am PC. Zu sehen ist hier ein Mosaik vom alten Rathaus, das sich heute an der Gertrud-Bäumer-Realschule befindet.
Hildegard Schneiders bei der Arbeit am PC. Zu sehen ist hier ein Mosaik vom alten Rathaus, das sich heute an der Gertrud-Bäumer-Realschule befindet. © Michael Korte

Bei ihrer Vorstellung des Heftes hat Hildegard Schneiders festgestellt, wie interessiert die Menschen in der Stadt an ausführlichen Erklärungen über das Schaffen der Künstler und an Interpretationen ihrer Werke sind. Für die Geschichtsforscherin und Geschichtesammlerin steht fest: Sie wird nach weiteren Themen suchen, die Stadtbild und Menschen beschreiben.

>> Info: Erinnerungen an Geschichte wach halten

Der Heimatbund hält die Erinnerung an die Geschichte der Stadt auch mit Exkursionen und Vorträgen, durch Besichtigungen und bei Führungen wach. Seit 1927 will er bei den Bürgern die Identifikation mit Gelsenkirchen als Industriestadt fördern. In regelmäßigen Abständen widmet sich der Heimatbund einem Schwerpunktthema, das in einem Heft behandelt wird.

Der 18. Band „Kunst über Tage – Bergbaumotive in Gelsenkirchen“ kostet 5 Euro und kann beim Heimatbund (info@heimatbund-Gelsenkirchen.de), der Tourist-Info oder bei Junius und Kottmann bestellt werden.