Gelsenkirchen. . Hugo Kracht war ein Pionier der Jugendherbergsbewegung und des Sauerländischen Gebirgsvereins. Der Heimatbund Gelsenkirchen widmet ihm ein Heft.
Es gibt ein Bild von Hugo Kracht, auf dem er – hochbetagt – mit Spazierstock und im hellen Gehrock auf einer grob gezimmerten Bank sitzt. Es ist Nummer 100 von über 135 Ruhebänken, die er angefertigt und errichtet hatte – in „seinem“ Wanderrevier, das da längst auch Lebensmittelpunkt geworden war. Hugo Kracht ist einer der frühen, prägenden Figuren des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) und des Jugendherbergswerks. Wanderrouten hat er markiert und angelegt, Karten mit Wegenetzen gezeichnet, Wanderführer geschrieben und Liederbücher zusammen gestellt.
Eine Wirtstochter aus Laasphe geheiratet
An seine Verdienste wurde 1960 in Bad Laasphe mit einem Gedenkstein erinnert. Seine Wurzeln hatte Kracht im Ruhrgebiet. „Freigelegt“ hat sie Karlheinz Rabas für den Heimatbund Gelsenkirchen. Akribisch hat der Hobbyhistoriker, selbst höchst aktiv in der Bergbausammlung und dem Stadtteilarchiv Rotthausen, den Lebensweg von Hugo Kracht erforscht und detailliert nachgezeichnet. Entstanden ist daraus ein Heft für die Schriftenreihe des Heimatbunds. Der Titel steht gleichsam für den Protagonisten: „Hugo Kracht. Ein Leben für das Sauerland“.
Wanderführer und Karten für das Sauerland
Seit 1992 beschäftigt sich Karlheinz Rabas immer mal wieder mit Kracht. Intensiver gilt das seit 2009. Damals wurde auf der Burg Altena der 100.Geburtstag des Deutschen Jugendherbergwerks gefeiert und in einer Festschrift an Kracht erinnert. Dieser, hieß es damals, sei in Gelsenkirchen geboren worden. Rabas’ Recherchegeist war geweckt. Er stieg tief in Familienkorrespondenz und Archive ein, fand überraschend viele Briefe, Dokumente und Fotos.
Die Geburt in Gelsenkirchen ist eine Mär. Kracht wurde am 14. April 1870 in Werne bei Bochum als Sohn eines Zechenbeamten geboren. Er hatte drei Geschwister. Die Familie lebte in einem Halbbauernhaus am Waldgebiet Bochumer Heide. Kracht wurde Lehrer an der achtklassigen evangelischen Volksschule in Katernberg. Bis zu seiner Pensionierung unterrichtet er an der 1907 errichteten Luisenschule an der Viktoriastraße. Frühe Urlaube führten ihn nach Laasphe, wo er eine Wirtstochter kennen und lieben lernte. Seine Utta heiratete er 1896.
Für die Jugendherbergsidee geworben
Im selben Jahr entstand auch der Kontakt zum SGV. Bis 1899 markierte er mit einem ortskundigen Freund das große (und bis heute noch aktuelle) Lokalwegenetz rund um Laasphe. 1900 gründete Kracht schließlich in der Bürgermeisterei Stoppenberg eine SGV-Abteilung, später auch in Schalke und Buer, warb für den Wandergedanken, für die Jugendherbergsidee und das Sauerland.
„Vorbild war Hugo Kracht nicht nur als Lehrer. Er betrieb das,was wir heute als moderne Jugendarbeit bezeichnen“, stellt Karlheinz Rabas fest. Diese bezog auch bald die Jugendherbergsarbeit mit ein, später wurde Kracht auch auf Verbandsebene aktiv. Seinen Lebensabend verbrachte er in Laasphe, wo er am 23. September 1953 starb – er wurde 84 Jahre alt.
Bleibende Erinnerung: Straße und „Hugo-Kracht-Weg“
Im November 1957 beschlossen Ratsgremien der Stadt, eine Straße in der Zoosiedung in Bismarck als Krachtstraße zu benennen. Eine 53 Kilometer lange Wanderstrecke (Zeichen: Raute 10) führt als „Hugo-Kracht-Weg“ von Essen nach Oberhausen. Das Heft des Heimatbunds Gelsenkirchen (5 Euro) gibt es unter anderem bei der Buchhandlung Junius.