Gelsenkirchen. . Hildegard Schneiders forschte nach der Künstlerfamilie Hans Meier. Hölzerne Skulptur in Maria Himmelfahrt erst nach langer Suche wiederentdeckt.

Wenn es um das Aufspüren Gelsenkirchener Künstler oder prägende Stadtgeschichten geht, entwickelt sich bei Hildegard Schneiders der Schnüffeltrieb. Zunächst waren es die Grabsteine auf dem katholischen Altstadtfriedhof, die die ehemalige Lehrerin erzählen ließ. Jetzt folgte die 66-Jährige im neusten Band des Heimatbundes den Spuren der vergessenen Gelsenkirchener Bildhauerfamilie Meier. In der „Flora“ stellte sie die Ergebnisse ihrer ausgiebigen Recherchen vor. Unter den etwa 80 Besuchern befand sich mit Edmund Schmitz auch ein Enkel der Künstlerfamilie.

Es war wieder der Friedhof, der bei Hildegard Schneiders die Neugierde weckte, mehr zu erfahren als nackte Geburts- und Todesdaten. In einer Familiengruft ruhen die Meiers, die in Gelsenkirchen ihre deutliche künstlerische Handschrift hinterlassen haben. Nach vielen Recherche-Anläufen konnte sie bei einem Enkel in Bad Breisig Foto- und Textmaterial entdecken, das mehr über die Arbeiten der Bildhauer verriet. Hans Meier wurde 1875 in Burglengenfeld im Kreis Regensburg geboren. Mit seiner Frau Anna hatte das Paar sieben Kinder, darunter die späteren Bildhauer Hans jun. und Max. Die Familie zog 1906 nach Gelsenkirchen.

Buch zeigt Arbeiten der Werkstatt an Wanner Straße

Hildegard Schneiders entdeckte bei ihren Nachforschungen unter anderem auch ein Werkstattbuch, in dem Arbeiten in der Werkstatt an der Wanner Straße 63 dokumentiert sind. Offensichtlich sahen die Meiers im Revier ideale Auftragsmöglichkeiten für sakrale Kunst wie Kruzifixe oder Kreuzweg-Gestaltungen. Zahlreiche Kirchen entstanden.

Hans jun., 1903 geboren und sein Bruder Max, 1905 geboren, hatten das Handwerk vom Vater gelernt. In vielen Gelsenkirchener Kirchen sind steinerne Skulpturen durch Meiersche Bildhauer entstanden. So sind heute noch die Heilige Monika und der Hl. Georg in St. Joseph in Schalke gut erhalten. Spöttisch blickt der arme Schlucker an der Fassade des ehemaligen Finanzamtes an der Zeppelinallee auf das Gebäude mit dem einnehmenden Wesen, eine schmale Brieftasche in der Hand, ein vermeintlich armer Hund zu seinen Füßen. Auch die steinernen Köpfe über den Hauseingängen an der Wittekindstraße sind von Meiers kreiert worden. Das wohl bekannteste künstlerische Zeugnis Meierscher Fertigkeit ist das in Stein gehauene Kreuz an der Heilig-Kreuz Kirche in Ückendorf

Hildegard Schneiders leistete detektivische Arbeit

Eine hölzerne Skulptur konnte Hildegard Schneiders erst durch detektivische Arbeit wieder entdecken. In der Kirche Maria Himmelfahrt, die nicht mehr betreten werden darf, entdeckte sie eine Skulptur, auf der ein Bettler vor dem heiligen Antonius kniet.

Eines wurde bei den Nachforschungen deutlich. In der Schaffenszeit der Meiers zwischen 1907 und 1954 sind auch drei Charaktere zu erkennen. Von der eher erzählerisch ausgiebigen bis zur expressionistischen Darstellung ihrer Werke. Zu den sicher schönsten Objekten zählen die beinahe lebensgroßen Figuren in der Krippe der Propsteikirche St. Augustinus. 4610 Mark musste die Gemeinde zwischen 1936 und 1938 an Hans Meier Senior für die heute noch beliebte Krippenkunst bezahlen.

>> Buch zum Thema ist jetzt erschienen

Das fünfzehnte Heft aus der Reihe „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ ist erschienen. Ab sofort ist „Hans Meier und seine Söhne – Die Entdeckung einer vergessenen Bildhauerfamilie“ (herausgegeben vom Heimatbund) in der Stadt- und Tourist-Info für fünf Euro erhältlich.

Die Autorin stellt viele Werke der Bildhauer an Gebäuden und in Gelsenkirchener Kirchen vor und skizziert das Leben der Familie Meier.

Der Heimatbund Gelsenkirchen veröffentlicht die Reihe seit 2014. Die Hefte 1 bis 14 können ebenfalls zu jeweils fünf Euro erworben werden.

Weitere Informationen:heimatbund-gelsenkirchen.de