Gelsenkirchen. . IHK und Sparkassen-Tochter stellen den jüngsten Emscher-Lippe-Index vor. Größtes Konjunkturrisiko ist für die Unternehmen in Gelsenkirchen der Fachkräftemangel.

Die Stimmung der Wirtschaft in Gelsenkirchen, dem restlichen Ruhrgebiet und dem Münsterland bleibt trotz turbulenter Zeiten gut. „Die Investitionsneigung und die Einstellungsbereitschaft sind weiterhin hoch“, sagt Jochen Grütters, Vize-Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen. Das zeigt der jüngste Emscher-Lippe-Index (Elix), den jetzt die Industrie- und Handelskammer und das Sparkassen-Vermögensmanagement (SVM) vorgestellt hat.

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Dieses halbjährliche Konjunkturbarometer, das mithilfe von 150 repräsentativ befragten Unternehmen erstellt wird, liegt diesmal mit 120,9 nur wenige Punkte unter dem Langzeithoch vom Jahreswechsel (125,2). Die meisten schätzten ihre Lage weiterhin gut ein, so Grütters, blickten positiv in die Zukunft und erwarteten gute Geschäfte.

Wandel auf dem Arbeitsmarkt

Dennoch sehen die Betriebe Risiken. „Die deutsche Wirtschaft hat insgesamt etwas an Fahrt verloren“, sagt Michael Hottinger, der stellvertretende SVM-Geschäftsführer. Gerade die Exportwirtschaft leide, so seien der Brexit, der Haushaltsstreit mit Italien oder die Politik von US-Präsident Trump einige Themen, die hiesige Firmen verunsicherten.

Emscher-Lippe-Index, Oktober 2018
Emscher-Lippe-Index, Oktober 2018 © Helge Hoffmann

Andere Geschäftsfelder, etwa die Baubranche, erwarteten jedoch besonders gute Umsätze. „Früher haben die Unternehmen sehr unter der Binnenkonjunktur gelitten, jetzt ist sie gut“, sagt SVM-Chef Claus Cordt. „Das Problem ist der Export.“ Zumal in Deutschland, ergänzt Grütters, auf Betriebe höhere Kosten zukämen als auf andere internationale Wettbewerber, hohe Abgabenbelastungen, Energie- und Rohstoffkosten. Der Elix zeigt, dass 23 Prozent der Betriebe mit weniger Absatz im Ausland rechnen, nur jeder Zehnte geht von steigendem Export aus.

Größtes Konjunkturrisiko ist der Fachkräftemangel

Als größtes Konjunkturrisiko wird jedoch der Fachkräftemangel (61 Prozent) eingeschätzt. „Wir sehen einen Wandel auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Grütters, „und der bedingt, dass wir zunehmend qualitative Fachkräfte brauchen“. Vom Industriearbeiter bis zum Kaufmann im Büro, doch vor allem im IT-Sektor fehlen geeignete Mitarbeiter.

Halbjährliches Stimmungsbarometer

  • Zweimal pro Jahr geben IHK und SVM das Stimmungsbarometer Elix heraus, Grundlage ist eine repräsentative Befragung von 150 Betrieben.
  • Die Zusammensetzung dieser Unternehmen orientiert sich an der aktuellen Branchenzusammensetzung der Emscher-Lippe-Region.

Um diesem Fachkräftemangel zu begegnen, müsste man bereits in der Schule ansetzten, findet Grütters, zudem fordert er, die Digitalisierung voranzutreiben. Dabei stehe Gelsenkirchen gar nicht schlecht da. Obwohl die Arbeitslosigkeit noch relativ hoch sei, sinke sie stetig. Zudem sei Gelsenkirchen „Digitale Projektstadt“ und habe eine gute Breitbandversorgung. Ohnehin sei und bleibe das Ruhrgebiet ein interessanter Unternehmensstandort durch seine zentrale Lage in Europa und gute Verkehrsanbindung.

Fußball-EM ist gut fürs Image und für die Wirtschaft

Auch die Fußball-Europameisterschaft 2024 sei gut für das Image und damit indirekt für die Wirtschaft, sind sich die Experten von SVM und IHK einig. Soweit in der Zukunft liegen die Prognosen der Betriebe zwar nicht, doch insgesamt ist die Stimmung gut. Wenn auch die Skepsis steigt.