Altstadt. . An den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen setzt Jan-Erik Junker, Chefarzt der Gynäkologie, bei Vulvakrebs-Operationen Nukleartechnik ein.

Vulvakarzinome, Krebstumore im Scheidenbereich – darüber spricht man nicht, und schon gar nicht öffentlich. Zumal es ein Krebs ist, der deutlich seltener auftritt als etwa Brustkrebs, bei dem die Tabugrenzen mittlerweile niedriger sind. Dabei ist das bei dieser Krebsvariante, die vor allem ältere Frauen ab 60 Jahren aufwärts sowie (seltener) Frauen um die 40 betrifft, besonders verhängnisvoll. Weil diese Tumoren sehr schnell wachsen und dramatische Beschwerden verursachen.

Oft vergehen wertvolle Wochen

„Gerade Frauen der älteren Generation sind oft nach der Geburt ihrer Kinder nicht mehr zum Gynäkologen gegangen. Wenn sie eine kleine Geschwulst an der Scheide ertasten, Jucken, Brennen verspüren, versuchen sie es zunächst meist erst mit Salben selbst zu bekämpfen. Bevor sie zum Hausarzt gehen, vergehen oft viele Wochen,“ hat Jan-Erik Junker, Chefarzt der Gynäkologie an den Evangelischen Kliniken und besonders erfahren in der Behandlung dieser Krebsvariante, festgestellt.

Ein lebenswichtiger Eingriff

Und selbst, wenn dieser die Patientin sofort zum Frauenarzt schickt, vergehen oft wertvolle Wochen, bevor eine Gewebeprobe entnommen wird. Obwohl das ein kleiner, aber lebenswichtiger Eingriff sei, um richtig therapieren zu können. „Der Eingriff mit einer Kurznarkose dauert bei uns fünf Minuten“, erläutert Junker.

Spritze mit schwach nuklearer Substanz

Je nach Ergebnis, Größe des Tumors und Stadium wird operiert und/oder bestrahlt. Bei der Operation setzt Junker eine Technik ein, die in Gelsenkirchen hierbei sonst nicht genutzt wird: Er markiert den Wächterlymphknoten in der Leiste am Vortag der Operation mit einer schwach nuklearen Substanz, die unter die Haut neben den Tumor gespritzt wird. Das erlaubt in den meisten Fällen, die anderen Lymphknoten im Körper zu belassen.

Für die operierten Frauen ein Segen, weil ihnen so lebenslange Lymphdrainagen und dramatische Ödeme (Wassernansammlungen) in den Beinen erspart bleiben können. „Die treten bei radikaler Lymphknotenentfernung in 80 bis 100 Prozent der Fälle auf“, erklärt Junker. Bei Brustkrebs wird die Wächterknoten-Technik schon lange genutzt, bei Vulvakrebs bislang wenig. „Studien dazu sind selten. Das Interesse der Pharmaindustrie ist gering,“ erklärt Junker, der seit Jahren damit arbeitet.

Markierung von Wächterknoten

Die Zusammenarbeit mit der für die Größe des Hauses außerordentlich gut ausgestatteten Nuklearmedizin im Hause beschränkt sich aber nicht auf die Markierung von Wächterknoten. Vielmehr gebe es auch viele Fälle, in denen nicht mehr operiert werden könne, weil die Tumore zu groß sind oder der Allgemeinzustand der Patientin zu schlecht. „Dann raten wir zu einer reinen Bestrahlungstherapie. Individuell und in Abstimmung mit allen Disziplinen“, so Junker.

>> Krebsvorsorge dringend nutzen

Auch nach der Menopause und nach einer Total-Operation sollten Frauen einmal im Jahr zur Krebsvorsorge zum Frauenarzt gehen, empfiehlt Jan-Erik Junker.

Wer in der Zwischenzeit eine Geschwulst oder Verhärtung an der Scheide verspürt, sollte diese ebenfalls dringend untersuchen lassen, da diese sich im Fall von Vulvakarzinomen binnen Wochen verdoppeln können. „Und Krebsvorsorge verhindert ja keinen Krebs, sondern hilft nur, ihn früh zu erkennen“, so Junker.