Marl/Vest. .
Wenige Wochen vor ihrem 60. Geburtstag erfuhr Christine Papajewski von ihrer Erkrankung. Doch die Familie, Freunde, ihr Glaube geben der Marlerin Kraft.
„Ruhezeiten“ wollte Christine Papajewski in diesem Jahr gern auf Korsika erleben. Unter diesem Titel nämlich hatte die Leiterin einer Ferienanlage in Calvi für Urlauber entsprechende Freizeitangebote erstellt. Doch es kam anders: Die Marlerin, die auf der französischen Insel seit jeher die Sommer verbringt, blieb erstmals seit über 30 Jahren zu Hause. Denn sie braucht(e): Ruhezeiten.
Nicht, dass sie darauf vorbereitet gewesen wäre. Gut, als sie im Oktober vergangenen Jahres aus Calvi in ihre Marler Wohnung zurückkehrte, fühlte sie sich sehr schlapp. Aber war das nicht jedes Jahr zum Ende der Feriensaison so? „Wird schon wieder“, dachte sie sich nur und war im nächsten Moment gedanklich schon wieder voll beschäftigt: mit den Planungen für ihren 60. Geburtstag im Januar 2010. „Den wollte ich groß feiern.“
Erst einmal indes standen Alltagsarbeiten an, darunter auch das Durchsehen der Post der letzten Monate. Dabei fiel Christine Papajewski die Einladung zum Brustkrebs-Screening in der Paracelsus-Klinik auf; der Termin war schon seit Wochen verstrichen. „Dann gehe ich halt ein Jahr später hin“, dachte sie sich. Aber auch: „Ich muss den Leuten im Krankenhaus zumindest erklären, warum ich damals nicht gekommen bin.“
Soll man das einfach nur höflich nennen? Schicksalhafte Fügung? Oder hatte Christine Papajewski womöglich doch: eine Vorahnung? Nun: Kurz nach dem Anruf in der Klinik jedenfalls hatte sie bereits einen neuen Termin fürs Screening. Für den 23. November 2009. Es war ein folgenschwerer Tag . . .
Denn bei der Vorsorge-Untersuchung fanden die Ärzte „etwas Verdächtiges“. Eine wenig später durchgeführte Biopsie – eine Gewebeprobe aus der auffällig erscheinenden Brust – bestätigte dann den schlimmen Verdacht: Die rechte Brust der Marlerin war von Krebszellen befallen.
„Im ersten Moment“, erinnert sich Christine Papajewski, „war ich natürlich mächtig geschockt. Doch dann habe ich mir gesagt: Das ist jetzt so, da musst Du jetzt durch. Für mich war es dabei sehr positiv, dass ich nicht lange darüber nachdenken konnte: Was machst Du jetzt eigentlich mit dieser Diagnose? Sondern dass alles sehr schnell ging.“
Sehr schnell: Nur einen Tag, nachdem Christine Papajewski mit Dr. Josef Herbst, dem gynäkologischen Chefarzt der Paracelsus-Klinik, nach ihrem Krebsbefund das weitere Vorgehen besprochen hatte, erfolgte am 15. Dezember 2009 eine brusterhaltende Operation mit Entfernung des Wächter-Lymphknotens. Bis kurz vor Weihnachten lag sie danach in der Paracelsus-Klinik. Erholte sich anschließend von den Folgen des Eingriffs zu Hause, feierte am 13. Januar dieses Jahres schließlich ihren 60. Geburtstag, wenn auch nicht ganz so groß wie zunächst geplant. Und unterzog sich dann von Ende Januar bis Mitte Mai einer Chemotherapie, daran schloss sich eine Bestrahlungstherapie an.
Es war „eine knochenharte Zeit“, gibt die Marlerin zu. Die Haare fielen ihr aus, ihr war oft elend zumute. „Doch mein Glaube und das Gebet gaben mir immer wieder Kraft. Zudem fühlte ich mich bei der Familie und meinen Freunden gut aufgehoben und von den Ärzten bestens informiert. So bin ich trotz des Schocks, an Krebs erkrankt zu sein, stets ruhig und gelassen geblieben.“
In diesen Tagen nun befindet Christine Papajewski sich in Kur, in Scheidegg im Allgäu will sie zur Ruhe kommen, Kraft tanken. „Es geht mir gut“, hat sie erst gestern am Telefon gesagt, mit sehr optimistischer Stimme. Die nächste Reise nach Korsika, ihr Ziel für 2011, rückt also näher. Und damit die Umsetzung des nächsten Freizeitprogramms für „ihre“ Urlauber. „Lebensfenster“ soll es heißen.
INFO:
Die WAZ-Regionalredaktion „Unser Vest“ und das Klinikum Vest veranstalten am Dienstag, 5. Oktober, 18.30 Uhr, in der Kapelle der Marler Paracelsus-Klinik, Lipper Weg 11, ein Medizinforum zum Thema: „Brustkrebs -Früh erkennen und behandeln“. Neben Vorträgen von drei ärztlichen Experten können Besucher den Referenten in einer anschließenden Diskission auch Fragen stellen sowie sich an verschiedenen Infoständen - u. a. zur Selbstuntersuchung der Brust - rund um die Erkrankung kundig machen. Zudem gibt es einen kostenlosen Imbiss. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Um Anmeldung wird indes gebeten: 01802 / 40 40 72 (6 Cent/Anruf aus dem deutschen Festnetz)