Gelsenkirchen. . Das Kohlekraftwerk in Scholven soll illegal krebserregende Raffineriereste verbrennen. BP, Uniper und Bezirksregierung Münster kontern: Die Behauptungen sind haltlos.

Für Aufruhr sorgt die Nachricht, dass BP giftige Ölpellets im Eon-Kohlekraftwerk illegal verbrennen soll. Einem Beitrag des WDR und des ARD-Magazins Monitor zufolge, wandern täglich bis zu 100 Tonnen solcher hochenergetischer Raffineriereste nicht in eine teurere Sondermüll-Verbrennungsanlage, sondern kostenneutral in den Ofen des von Uniper betriebenen Kraftwerks in Scholven. Einsparung: angeblich 20 Millionen Euro.

Erschreckende Krebs-Statistik für Gelsenkirchen

Der Trick: die Deklaration der Pellets nicht als Abfall, sondern als das Produkt Petrolkoks, eine Idee einer angeblich geheimen Task Force von BP zur Kostenreduktion. WDR und ARD zitieren Experten, wonach die Bezirksregierung Münster diese Art der Entsorgung hätte untersagen müssen. Zudem würde sich das Krebsrisiko in der Region weiter erhöhen – Gelsenkirchen liegt bei bösartigen Tumoren seit Jahren an der Spitze der NRW-Statistik.

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Die Unternehmen BP und Uniper sowie die Bezirksregierung Münster weisen die Recherchen zurück. „Die erhobenen Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage“, sagt BP-Sprecher Marc Schulte. Die rechtmäßige Verwendung der Rußpellets als Brennstoff im Kraftwerk sei unumstritten. „Alle Bestimmungen wurden und werden in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden eingehalten.“ Selbst das Bundesministerium für Umwelt, so Schulte, habe die imissionsschutzrechtliche Genehmigung zum Einsatz der Brennstoff-Pellets durch die Bezirksregierung bestätigt.

Einsatz als Brennstoff seit 1970er-Jahren

Laut BP im Werk Scholven der Ruhr Oel GmbH als Produkt in der Schwerölvergasung hergestellt. Die Energieträger werden seit den 1970er-Jahren als Brennstoff genutzt. Die letzte Prüfung zur Verbrennung der Ölpellets fand im Änderungsverfahren zur Genehmigung in 2016 statt. Die Genehmigung mit den Bestimmungen ist abrufbar unter https://bit.ly/2NHpO5L

Für die Verbrennung solcher Ölpellets gelten die Grenzwerte nach der 17. Bundes-Immissionsschutzverordnungen. Diese gilt für alle Stoffe, die keine Regelbrennstoffe sind (Kohle, Erdöl, Erdgas) und ebenso für Abfälle.

„Die Genehmigung zur Verbrennung im Kraftwerk Scholven wurde in Kenntnis der Zusammensetzung der Ölpellets erteilt“, erklärt Andreas Winnemöller für die Bezirksregierung Münster. Also wohl auch in Kenntnis von Bestandteilen wie Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle wie Nickel und Vanadium – alles krebserzeugende Stoffe.

Schwermetall-Emissionen einmal pro Jahr kontrolliert

Der Sprecher verweist zudem darauf, dass es bei der Überwachung der Emissionen Unterschiede gibt. Hinsichtlich der Belastung durch Schwefeldioxid oder Stickstoffdioxid würde die Einhaltung der geltenden Grenzwerte kontinuierlich überwacht. Für andere Parameter, beispielsweise für die besagten Schwermetalle Nickel und Vanadium, gebe es nur die Vorgaben, dass „sie einmal im Jahr durch anerkannte Sachverständige ermittelt werden müssen“.

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Laut Bezirksregierung gibt es da keine Möglichkeiten einer konstanten Emissionsüberwachung. Das lässt die Möglichkeit offen, dass außerhalb der einmaligen Messung giftige Abgase das Werk öfter verlassen haben. Auch wenn Winnemöller betont: „Die Messberichte zu Schwermetallen gaben in der Vergangenheit keine Anhaltspunkte für Grenzwertüberschreitungen.“

Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin von Uniper. Das Unternehmen betont, dass „auf die vom WDR / Monitor angesprochenen Parameter bisher keine Überschreitungen festgestellt wurden.“ Das Kraftwerk Scholven verfüge zur Einhaltung aller gesetzlich geforderten Grenzwerte über moderne Rauchgasreinigungsanlagen.