Gelsenkirchen-Scholven/ Horst. . Unternehmen erläutert das Vorgehen bei Meldungen aus der Bevölkerung. Bei einem Anwohner wurden jetzt Lärmmessungen in der Wohnung veranlasst.

33 Beschwerden über beißenden Geruch sind in diesem Jahr beim Umwelttelefon der BP gemeldet worden. Nur acht – also etwas weniger als ein Viertel – dieser für Anwohner doch recht störenden, zum Teil beängstigenden, aber vor allem nervenden Beeinträchtigungen konnten von BP der eigenen Produktion zugeordnet werden.

Das erläuterte der Leiter Umweltschutz, Stephan Hüsken, den Mitgliedern der Bezirksvertretung Nord. Auf Antrag der CDU-Fraktion war das Thema auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Andere Verursacher suchen

Führungen für Nachbarn und Interessierte

BP bietet ab Herbst für Nachbarn und Interessierte Führungen über die Werksgelände in Scholven und Horst an. Auch eine Bustour über die ansonsten geschlossene Halde wird in Gruppen ermöglicht.

Interessierte können sich in der Abteilung Standort-Kommunikation unter 0209 88127867 oder per Mail unter gelinfo@bp.de anmelden und Termine erfragen.

Klar wurde schnell, dass es nicht ganz einfach ist, flüchtige Stoffe, die über Gerüche wahrnehmbar werden, zuzuordnen. „Das Werk in Scholven ist 340 Hektar groß“, erläuterte Hüsken. Da sei es schwierig, innerhalb von einer Stunde Ursachen zu finden.

Gerüche seien flüchtig, würden schnell über den Luftweg weitergetragen. Über die auf dem Gelände verteilten Immissionsmessstationen erhalte man aber einen guten Überblick. „Wir haben dort auch Frequenzen gemessen, die nicht von unserer Anlage stammen können. Da liegt es nahe, dass jemand anderes der Verursacher ist“, so Hüsken.

Chemiestandort im Stadtnorden

Die BP-Raffinerie in Scholven ist bekanntlich nur eine Anlage am Chemiestandort im Stadtnorden. Im Westen grenzen das Uniper Kohlekraftwerk und die Gipsplattenfertigung Rigips an das Unternehmen, im Osten schließt sich Sabic an, der Weltmarktführer in der Produktion von Polyethylen, Polypropylen und weiteren thermoplastischen Kunststoffen, sowie Glykol, Methanol und Düngemitteln.

„Wir nehmen die Beschwerden sehr ernst“, erläuterte Hüsken. Werden Beschwerden von Anwohnern gemeldet, werde in einem ersten Schritt in der Produktion nachgefragt, ob dort irgendwelche Unregelmäßigkeiten bekannt sind. „Finden wir nichts, wird ein Mitarbeiter auf Spurensuche in die Anlage und die Nachbarschaft geschickt“.

Lärmmessungen im Schlafzimmer

Nicht nur über Gerüche, sondern auch über Lärm, zum Beispiel durch die Fackeltätigkeit, gibt es immer wieder massive Beschwerden. Karl-Heinz Schürmann zum Beispiel erhielt in der Bezirksvertretung Rederecht und klagte, dass er trotz geschlossener Fenster in seinem Schlafzimmer fünf Dezibel Lärm gemessen habe.

Nächtelang habe er nicht schlafen können, in einer Wohnung, die 600 Meter Luftlinie von der Raffinerie entfernt liege. Eine Antrag bei der BP, ihm eine Dickglasverglasung auf Werkskosten einzubauen, sei 2017 abgelehnt worden. „Wir haben jetzt eine Messfirma beauftragt, auf unsere Kosten Lärmmessungen in der Wohnung von Karl-Heinz Schürmann vorzunehmen“, erklärte BP-Sprecher Peter Alexewicz. „Danach sehen wir weiter.“