Gelsenkirchen-Rotthausen. . Zum Geburtstag des RoWo hat eine Beucherin eine fröhliche Laudatio gedichtet. Gäste feierten den Treffpunkt im Schatten von Bäumen und Schirmen.

Diesmal wird nicht im, sondern vor der guten Stube gelacht, geklatscht, geredet und geschlemmt. Der Anlass? Ein Geburtstag: Ein Jahr Rotthauser Wohnzimmer (RoWo) und damit bereits das Bergfest des auf zwei Jahre befristeten Projekts, das sich binnen kürzester Zeit zu einer kleinen Erfolgsgeschichte entwickelt hat.

Projektkoordinatorin Barbara Bienert bringt am Freitag auf den Punkt, was das RoWo ist: „Ein Caféhaus für Alleinlebende, die sich ohne viel Aufhebens hier wohlfühlen, kennenlernen und begegnen können – ein Platz im Stadtteil, in der Gemeinde, im Leben.“ Und das Ganze, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, „ob dann am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist – denn im RoWo ist alles kostenlos“.

Das Mobiliar atmet Ruhrgebietsgeschichte

Projektkoordinatorin Barbara Bienert erinnerte eingangs an die Geburtsstunde des RoWo – und was in jeder Beziehung in ihm steckt.
Projektkoordinatorin Barbara Bienert erinnerte eingangs an die Geburtsstunde des RoWo – und was in jeder Beziehung in ihm steckt. © Joachim Kleine-Büning

Das Mobiliar atme Ruhrgebietsgeschichte, meint Bienert schmunzelnd – und zählt auf: Teile der Stühle und Tische etwa stammen aus Lagern der Bochumer Szene-Gastronomie, der über vier Meter lange Tisch ist gebaut aus zwei ausrangierten Kirchenbänken, Einrichtungsdetails stammen aus Bochum, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Essen und von der Gelsenkirchener Awo.

In so entstandener gemütlicher Atmosphäre trifft man sich hier mittwochs und freitags. Zum Spielen, Reden, Zuhören und gemeinsamer Kreativität. „Einsamkeit ist generationsübergreifend“, so Bienert. Deshalb stehen unsere Türen nicht nur für Senioren, sondern auch für Jüngere offen.“

Und weiter: „Geld ist nicht alles. Die Kunst ist, mit wenigen Mitteln und Fantasie neben einfachem Zusammensein auch die Sinne und den Verstand zu beflügeln.“ Wie gut das klappt, beschreibt Heidi Sobotka in einer launigen Laudatio mit zwölf gereimten Kapiteln und dem Refrain: „Wir sind alle kleine Sünderlein, s‘war immer so, s‘war immer so, kommen gern in unser RoWo rein, denn hier sind alle froh.“ Mit dem Mitsingen des alten Millowitsch-Hits läuft es bei der Hitze nicht so geschmeidig, aber Spaß haben alle Gäste.

Auch Pfarrerin Zuzanna Hanussek, die RoWo-Projektleiterin, kann sich das Lachen ob der flotten Dichtkunst der Stammgästin nicht verkneifen. Die da etwa meint: „Offen für alles und alle, so muss Kirche sein, dann finden sich die Gemeindemitglieder auch wieder ein. . .“

Wie geht es 2019 mit dem RoWo weiter?

Wobei Hanussek durchaus ernste Gedanken bewegen – wie geht es mit dem RoWo weiter, wenn das Projekt im Mai 2019 endet? Sie stellt die Gegenfrage: „Will man sich damit abfinden, dass Menschen einsam und abgeschieden leben oder will man nicht lieber solche Projekte unterstützen?“ Das Rotthauser Wohnzimmer sei quasi als „Urzelle“ Bestandteil des Konzepts für den Gemeindecampus (über den die WAZ berichtete). „Sollte der Campus finanziert werden, gehe ich davon aus, dass das RoWo auch dazu gehört“, betont die Pfarrerin.