Rotthausen. . Zuzanna Hanussek und Barbara Bienert schalten Mitte Mai in Rotthausen das Achtsamkeitstelefon frei. Maßnahme gegen Isolation und einsamen Tod.

Beim Thema einsamer Tod lässt Pfarrerin Zuzanna Hanussek nicht locker. Gemeinsam mit der nicht minder beharrlichen Barbara Bienhaus, Projektkoordinatorin des Rotthauser Wohnzimmers (RoWo), packt die Seelsorgerin jetzt ein neues Projekt an: das Rotthauser Achtsamkeitstelefon. Der Name beinhaltet, worum es grundsätzlich geht: Auf die Menschen im sozialen Umfeld achten.

„Wir möchten dazu beitragen, Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft zu schaffen“, sagen die beiden Frauen. Dass die Menschen einfach registrieren, wenn ein Briefkasten im Haus überquillt, beim Nachbarn Tage und Nächte nonstop der Fernseher läuft, das Radio röhrt oder etwa das Licht brennt. Und wenn dann ein Nachbar auch nicht auf Klopfen oder Klingeln reagiert . . . könnten es immerhin Hinweise darauf sein, dass hinter der Wohnungstür irgendetwas nicht in Ordnung ist.

Niederschwelliges Angebot vor dem Polizei-Notruf

Hanussek und Bienert wissen: „Ganz viele Leute rufen in so einer Situation nicht einfach sofort bei der Polizei an.“ Denn: Das könnte ja außerordentlich peinlich werden, wenn sich die Anfangssorge als völlig unbegründet entpuppt und der Nachbar unversehrt in seiner Wohnung sitzt – und dem hat man die Polizei geschickt . . .

Genau in dieser Unsicherheit soll das Achtsamkeitstelefon auf den Plan kommen, an dem sich in Gesprächsführung geschulte Ehrenamtliche melden. Entweder sie selbst oder Barbara Bienert und Zuzanna Hanussek treffen sich an der angegebenen Adresse und entscheiden vor Ort, ob die Situation den Einsatz der Polizei erfordert. Zu den Beamten an der Karl-Meyer-Straße habe man ohnehin einen guten Kontakt, sagen die Zwei.

Barbara Bienert, Projektkoordinatorin des „Rotthauser Wohnzimmers“.
Barbara Bienert, Projektkoordinatorin des „Rotthauser Wohnzimmers“.

Entstanden ist die Idee bereits im vergangenen Jahr, als die Verwaltung mit ihren Bürger-Foren – der neuen Form der Bürgerbeteiligung am städtischen Haushalt – durch die Bezirke tourte. Barbara Bienert hatte im Bezirk Süd den Telefon-Besuchsdienst vorgeschlagen. Ein Beitrag gegen Einsamkeit und für aktive Hilfe im Notfall. 1800 Euro wurden für das Projekt genehmigt, das Mitte Mai als Achtsamkeitstelefon an den Start geht. Auch, um dem oft viel zu spät bemerkten einsamen Tod zuvorzukommen.

Ehrenamtliche Mitstreiter sind willkommen

Gesucht werden jetzt ehrenamtliche Unterstützer, die sich vorstellen können, das Mobiltelefon für einen abgesprochenen Zeitraum zu übernehmen. Pfarrerin Hanussek nickt: „Selbstverständlich werden die Ehrenamtlichen auch für diese Aufgabe geschult.“ Und sie bekämen einen Überblick der Netzwerke, die unter Umständen eingeschaltet werden müssten.

Wichtig sei, soziale Isolation rechtzeitig zu erkennen.

>> Hier können sich Freiwillige melden

Wer sich ehrenamtlich beim Projekt Achtsamkeitstelefon engagieren und Anrufe von ratsuchenden Menschen annehmen möchte, die sich Sorgen um Nachbarn machen, aber unsicher sind, gleich Behörden einzuschalten, kann sich hier melden: RoWo-Projektteam: Zuzanna Hanussek, 0209 1798 451, und Barbara Bienert, 0172 581 49 43. Per E-Mail: rott-hauser.wohnzimmer@gmx.de oder persönlich zu den RoWo-Öffnungszeiten mittwochs und freitags, 15-18 Uhr, Steeler Straße 48.