Gelsenkirchen. . Anzugträger, Schüler, Bergleute, Sparkassenteams und Profis: Beim Vivawest-Marathon laufen fast 10 000 Menschen mit. Im Zentrum: Gelsenkirchen.

Es läuft für den Vivawest-Marathon. Besser gesagt: Immer mehr Sportlerinnen und Sportler machen mit bei dem Lauf im Herzen des Ruhrgebiets. Für den sechsten Vivawest-Marathon am kommenden Sonntag, 27. Mai, gibt es bereits knapp 10 000 Anmeldungen. Ein neuer Rekord. Auch diesmal gibt es verschiedene Distanzen und Wettbewerbe, vom WAZ-10-km-Lauf von Gladbeck nach Gelsenkirchen über den Evonik-Schulmarathon mit mehr als 1500 Teilnehmern sowie den Staffelwettbewerben der Sparkasse, für die rund 600 Läufer in Teams antreten wollen.

Der Marathon-Läufer Hendrik Pfeiffer geht im Anzug auf die Halbmarathon-Strecke.
Der Marathon-Läufer Hendrik Pfeiffer geht im Anzug auf die Halbmarathon-Strecke. © Olaf Ziegler

Beim Halbmarathon ist Hendrik Pfeiffer einer der Favoriten. Der 25-Jährige, der in Gelsenkirchen lebt und zu den schnellsten Marathon-Läufern in Deutschland zählt, wird dafür zwar die Laufschuhe schnüren. Das Lauftrikot bleibt jedoch im Schrank, stattdessen will er den Halbmarathon im Business-Anzug mit Krawatte laufen, um damit den Guinness Weltrekord im „Halbmarathon im Anzug, männlich“ von einer Stunde, 18 Minuten und zehn Sekunden zu unterbieten. Pfeiffers Bestzeit beim Halbmarathon sind eine Stunde und drei Minuten, 42 Sekunden. „Aber das wird bei den Temperaturen schwer“, warnt er vor zu hohen Erwartungen. Als Favoriten im Laufdress sind auf seiner Strecke Muharrem Yilmaz und Simon Dahl mit unterwegs.

Mit seinem Lauf im Anzug will Pfeiffer aber nicht nur einen Rekord brechen, sondern auch darauf hinweisen, wie wichtig es ist, Geschäftswelt und Sport zu verbinden. In Deutschland gebe es zu wenig staatliche Unterstützung für junge Lauftalente, klagt er.

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Viele entschieden sich ohne finanzielle Unterstützung für das sportliche Engagement für eine berufliche Karriere. Gäbe es mehr Projekte wie das Landesprojekt der „dualen Karriere“, dank der er trainieren kann und zugleich Journalistik studieren und als Werkstudent beim Stahlhändler Klöckner arbeiten, könnten mehr Lauftalente gefördert werden. Und auch die Unternehmen profitierten. Schließlich arbeiteten „Spitzensportler ausgesprochen beharrlich und zielgerichtet“. Der Rekordversuch wird übrigens von unabhängigen, radelnden Laufprofis begleitet, alle zwei Kilometer muss der Lauf zudem mit Fotos dokumentiert werden.

Der Leiter der Kommunikation von Titelsponsor Vivawest, Thomas Wels, wünscht sich für den Marathon-Sonntag vor allem „dass sich die Läufer angesichts der zu erwartenden Temperaturen nicht übernehmen und alle Läufer gesund ankommen.“ 200 Sanitäter und Ärzte sind an dem Tag im Einsatz, um hoffentlich nur kleine Blessuren wie Blasen zu behandeln. Duschen, Wasserkanister, Schwämmeund Getränke stehen in engen Abständen parat.

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Vor der Vivawest-Zentrale im Nordsternpark erwartet die Läufer und die Schaulustigen neben den Erfrischungen in jeder Form ein buntes Familienprogramm mit Street-Food-Markt, Live-Musik und Bühnenprogramm. Zwölf Bands sorgen insgesamt an den sechs Fanpunkten für den guten Ton. Um die Teilnahme beworben hatten sich 30 Bands.

Unternehmen der Region sind auch diesmal beim Laufen gut vertreten. Für Vivawest gehen rund 150 der 600 Mitarbeiter am Standort Gelsenkirchen an den Start, Frank Krallmann vom Vorstandsstab der Sparkasse läuft selbst mit und freut sich über die große Resonanz bei den Staffeln für Jedermann und bei den Firmenstarts.

Und weil das Gesamtevent vor allem für die Bürger der Region gedacht ist, gibt es für die schnellsten Ruhrgebietsläufer 250 Euro extra.

1200 verabschieden den Bergbau rennend

Roberto Cillis, Peter Wiebusch, Hendrik Pfeiffer, Frank Krallmann (Sparkasse), Thomas Wels (Vivawest) und Philipp Weber (MMP) mit Lauftrikots.
Roberto Cillis, Peter Wiebusch, Hendrik Pfeiffer, Frank Krallmann (Sparkasse), Thomas Wels (Vivawest) und Philipp Weber (MMP) mit Lauftrikots. © Olaf Ziegler

Besonders emotional dürfte es beim „Glückauf-Zukunft-Lauf“ werden, der diesmal anlässlich des letzten Jahres des Steinkohlebergbaus 2018 das Programm ergänzt. Kernteam sind die Mitarbeiter der Grubenwehr. Doch die zählt nur knapp 200 Mitarbeiter, darunter Roberto Cillis und Peter Wiebusch. „Aber das Interesse war riesig, wir waren ganz schnell ausgebucht“, erzählt Peter Wiebusch stolz. Mitmachen dürfen sonst nur Mitarbeiter aus bergbaunahen Betrieben. Doch das wollte sich wohl niemand entgehen lassen, den Bergbau würdig zu verabschieden. Und so werden am Sonntag auf Zeche Prosper Haniel 1200 Menschen im eigens dafür produzierten Glückauf-Zukunft-T-Shirt samt Steigerlied auf die 11-Kilometer-Distanz gehen.

Los geht es an der letzten aktiven Zeche, Ziel ist die ehemalige Zeche Nordstern. Den Startschuss für Marathonlauf und den -einlauf der Zukunfts-Läufer auf Nordstern begleitet der 70 Mann starke Ruhrkohle-Chor mit dem „Steigerlied“ – wenn das keine Gänsehaut gibt, selbst bei 30 Grad ...

Drei Grubenwehrleute treten mit Atemschutzgerät an

Drei Grubenwehrmitglieder wollen gar mit dem 15 Kilogramm schweren Atemschutzgerät antreten – nicht, weil die Luft zu schlecht wäre. Sondern aus Fitnessgründen. Denn bei der Grubenwehr ist Fitness schließlich überlebenswichtig. Eigentlich wollten die drei gar in der gesamten Grubenwehr-Montur antreten. Angesichts von 30 Grad, die für Sonntag prognostiziert sind, nahm man davon dann allerdings doch Abstand. Für die Grubenwehr-Läufer ist der Sonntag quasi eine Vorbereitung auf „ihren“ traditionellen 10-Kilometer-Lauf am 3. Juli. Es wird der 70. Grubenwehr-Lauf sein. „Und den 71. wird es nächstes Jahr auch geben!“ ist Roberto Cillis sicher. Die Tradition werde gepflegt.

Übrigens: Das schicke Glückauf-T-Shirt gibt es nur für Teilnehmer, limitierte Edition. Leider.

VIVAWEST-Marathon

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