Gelsenkirchen. . „Laut gegen rechts“ - Konzert und Demonstration zugleich – lockte 300 Zuhörer auf dem Bahnhofsvorplatz in Gelsenkirchen. Wiederholung in 2017 angedacht.

Bunt präsentierte sich der Bahnhofsvorplatz am späten Samstagnachmittag, auch wenn der Himmel grau war. Trotz des recht ungemütlichen Wetters waren rund 300 Gäste zu „Laut gegen rechts“ gekommen.

„Wir setzen uns für eine vielfältige Stadt ein“, sagte Christin Riedel, Vorsitzende des Unterbezirks Gelsenkirchen der „Falken“. Zum zweiten Mal organisierte die sozialistische Arbeiterjugend für den Vorabend des 1. Mai die Mischung von Demonstration und Rockspektakel federführend, 17 weitere Organisationen unterstützten sie dabei: Die Ver.di Jugend verteilte Armbänder „Refugees welcome“ und eine Studie über Ideologie, Macht und Nazis, die Bündnisgrünen Bierdeckel mit „Fakten gegen Parolen“ – ein Vergleich der Flüchtlingssituation in Deutschland und im Libanon. „Schalke hilft“ war neu dabei, hatte im Vorfeld mit Leroy Sané und Benedikt Höwedes in den sozialen Netzwerken mit einem Videoclip zur Teilnahme an der Veranstaltung aufgefordert.

Flagge zeigen gegen Ausgrenzung

Es gehe darum, einen gesellschaftlichen Zusammenhalt gegen Rassismus, Diskriminierung und Rechtsextreme sichtbar zu machen, unterstrich OB Frank Baranowski in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung solcher Veranstaltungen. „Gerade jetzt, wo in unserem Land eine große Gruppe von Brandstiftern unterwegs ist, die sich als Biedermänner verkleidet haben“. „Flagge zeigen, wenn Menschen andere Menschen ausgrenzen“, ermunterte auch Moderator Lennart Hemme. „Buntmensch“, sei ihm als Schimpfwort zugetragen worden. Was ihn nicht anficht, im Gegenteil: „Ich bin stolz, ein Buntmensch zu sein“. Viel Applaus gab es für diese Worte aus dem heterogenen, farbenfrohen Publikum: Heranwachsende mit Rastalocken oder blauen Strähnen im Blondschopf, Familien mit Kindern, hier Jungs mit Baseball-Caps, dort mit blumenbedruckten Strandhut, Lederjacken oder Trenchcoats – Kleidung als Zeichen der Vielfalt und Freiheit.

Gut 300 Zuhörer hatten sich auf dem Bahnhofsvorplatz eingefunden und bekannten sich aktiv für eine Willkommenskultur.
Gut 300 Zuhörer hatten sich auf dem Bahnhofsvorplatz eingefunden und bekannten sich aktiv für eine Willkommenskultur. © Funke Foto Services

„Ich trage ein Kopftuch seit knapp einem Jahr“, erklärte Yasemin. Die 25-jährige Studentin mit Wurzeln in der Türkei hat es als Zeichen ihrer religiösen Identität entdeckt. „Meine Freunde haben das akzeptiert“, ist die angehende Erziehungswissenschaftlerin sichtlich erfreut. „Ich bin ja immer noch dieselbe Person“, sagte sie mit strahlendem Lachen. Um solch positive Grundeinstellung dem Fremden gegenüber ging es allen Anwesenden. „Wir haben ein Problem mit Leuten, die subtil rechte Gesinnung verbreiten“, machte „Black Paper“ klar. Und dann startete die Gelsenkirchener Band „Laut gegen rechts“.

Stimme erheben

Die Songs der vier jungen Musiker, die auf Consol proben, thematisierten Inhalte der Demo. „Wir müssen unsere Stimme gegen die steigende Rechtstendenz erheben“, sagte Matthias Kapteina. Der Bassist von „Black Paper“ arbeitet bei den Falken, über ihn kam der Kontakt zum Auftritt zustande. Auch „The Herbs“ und Top-Act Bernadette La Hengst positionierten sich eindeutig, sprachen die Zuschauer direkt an.

„Alle Künstler sind für einen Minibeitrag aufgetreten, dafür möchten wir nochmals danken. Nur so ist diese Veranstaltung überhaupt möglich“, erklärte Organisatorin Christin Riedel, die eine Wiederholung für 2017 nicht ausschließt.

Auch interessant