Gelsenkirchen. . An die 1000 Gegendemonstranten gegen die angekündigte Demonstration der Partei „Rechte“ feierten in Rotthausen. Doch die Rechten kamen erst gar nicht bis Gelsenkirchen.

Auf dem Ernst-Käsemann-Platz in Rotthausen feierten die Gelsenkirchener Demokraten am Freitagabend ein fröhliches Fest mit Wasser, Cola , Bier und Sesamkringeln. Die angekündigte und von der Polizei genehmigte Kundgebung der Partei „Die Rechte“ hingegen fand gar nicht erst statt. Der Zug hatte letztlich nicht einmal Gelsenkirchener Boden erreicht.

Schon deren Auftakt-Kundgebung auf dem Marktplatz in Kray, von wo man nach Rotthausen ziehen wollte, hatte mit einer Stunde Verspätung begonnen. Später dann verzögerten immer wieder Sitzblockaden diverser linker Gruppierungen das Fortkommen des rechten Demonstrationszuges. Gegen 21.30 Uhr drehten die Rechten dann endgültig auf Weisung der Polizei auf Essener Stadtgebiet um; die Kundgebung war nur bis 22 Uhr genehmigt; ein Erreichen des Kundgebungsplatzes in Gelsenkirchen war unrealistisch.

Besorgte Blicke Richtung Essen

Rund um den Ernst-Käsemann-Platz war die Atmosphäre allerdings nur bedingt entspannt. An der Moschee wachten besorgte Gemeindemitglieder; Bürger aller Altersgruppen äugten besorgt Richtung Essen. Und auch der Oberbürgermeister mochte sich der Argumentation der Polizeidirektionen nicht anschließen, dass die Polizei nicht politisch handeln könne.

Ein starkes Polizeiaufgebot sicherte die Straßen rund um den Ernst-Käsemann-Platz.
Ein starkes Polizeiaufgebot sicherte die Straßen rund um den Ernst-Käsemann-Platz. © FUNKE Foto Services

„Natürlich hätten wir uns alle gewünscht, dass diese Kundgebung verboten wird“, betonte Frank Baranowski. Bei der Fußball WM sei es der Polizei schließlich auch möglich gewesen, ein politisches Signal zu setzen gegen Nazis. „Dumpfe Hetze und ekliger Hass beleidigen uns“, klagte er an. Und begrüßte umso mehr, dass so viele der Einladung der Demokratischen Initiative und der Evangelischen Emmaus-Gemeinde in Rotthausen gefolgt waren, um die entscheidende Botschaft zu übermitteln: „Nazis und Neonazis sind bei uns in Gelsenkirchen nicht erwünscht.“

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Die Stadtgesellschaft und die Rotthauser Bürger hatten in der Tat auch starke Unterstützung durch Politiker und Repräsentanten unterschiedlichster Institutionen. An die 1000 Menschen und mit ihnen ein bunter Querschnitt der Bürgerschaft, bezogen Stellung. Musik, Wortbeiträge – und immer wieder aktuelle Durchsagen über den Stand der Dinge auf Essener Stadtgebiet. Eine Hängepartie auf der Bühne gab es nicht.

Zwei Stunden vor Beginn der Aktion auf dem Ernst Käsemann-Platz platzierten Mitglieder des Bürgervereins Rotthausen ein Schachtzeichen, dann wurden noch rasch Buchstaben auf den gelben Riesenballon geklebt: „GE ist bunt“. „Je mehr Leute, Organisationen und Verbände hier heute mitmachen, umso besser“, sagte Sven Schneider, Mitglied der Schalker Fan-Initiative gegen Rassismus und Gewalt am Rande der Gegendemo. „Aus der Mitte der Gesellschaft muss der Widerstand kommen.“ Genau daher kam er und so standen am Ende des Abends, an dem die Rechten dann gar nicht kamen, mancher Engagierte fast enttäuscht am Straßenrand, weil er sein Zeichen nicht zeigen konnte.

Dennoch: Diese „Mitte“ setzte am Abend des 1. Mai ein klares Zeichen: Nicht mit uns!