Hassel. . Im Herbst 2017 wurde bei einem Schüler der Sekundarschule Hassel Tuberkulose festgestellt. Ansteckungen anderer konnten aber verhindert werden.

An der Sekundarschule Hassel hat es im Herbst 2017 einen Fall von Tuberkulose gegeben. Ein Fünftklässler hatte sich – wann und wo genau ist unklar – mit dem Bakterium infiziert. Andere Schüler haben sich zum Glück nicht angesteckt, wie Blutuntersuchungen der Klassenkameraden und naher Kontaktpersonen durch das Gesundheitsamt ergeben haben. Die Schule hatte auf Anraten des Gesundheitsamtes und der Schulaufsicht in Münster nur die Schüler und Eltern der Klasse informiert, die das erkrankte Kind besuchte, sowie recherchiert, welche weiteren engen Kontakte das Kind hatte und auch diese Schüler untersuchen lassen. Mit negativem Ergebnis, es gab also keine weiteren Erkrankungen/ Ansteckungen. Das betroffene Kind geht mittlerweile auch selbst wieder zur Schule.

Für die Schulleitung, das Gesundheitsamt und die Schulaufsicht ist der Fall damit abgeschlossen. Nicht so für einige Eltern, die sich an die WAZ wandten. Daniela Künnert, deren Tochter die Parallelklasse besuchte und mittlerweile auf eigenen Wunsch die Schule gewechselt hat, erfuhr über Umwege später von dem Tuberkulosefall an der Schule und klagt heute, dass die Eltern bewusst nicht beziehungsweise nach ihrer Einschätzung gar falsch informiert worden seien. Auf die Nachfrage bei Lehrern von Eltern, deren Kinder von Blutuntersuchungen an der Schule erzählt hatten, habe man die Antwort bekommen, die Kinder seien „fantasievoll“.

Schule weist Vorwurf zurück

Diesen Vorwurf weist die Schule zurück. Es habe zwar eine Nachfrage eines Vaters gegeben, aber die habe sich auf eine angeblich bevorstehende Blutuntersuchung in der Schule bezogen. Diese Frage habe man verneint, da die Untersuchungen zu dem Zeitpunkt längst abgeschlossen und sichergestellt gewesen sei, dass es keine weiteren Ansteckungen gab. In der Nachfrage des Vaters sei es ausdrücklich um eine angeblich bevorstehende Untersuchung gegangen, so Schulleiterin Gabriele Ulbrich.

Schüler der Sekundarschule Hassel bei der Revue, die sie in einem Projekt mit dem Sozialdienst Schule und dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus erarbeiteten.
Schüler der Sekundarschule Hassel bei der Revue, die sie in einem Projekt mit dem Sozialdienst Schule und dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus erarbeiteten.

Sowohl der zuständige Dezernent der Schulaufsicht in Münster, Ludger Müller, als auch der Leiter des Gesundheitsamts, Klaus Mika, betonten gegenüber der WAZ auf Nachfrage ausdrücklich, dass dieses Vorgehen der Schule genau so empfohlen worden sei, um unnötige Verunsicherung bei den Eltern zu vermeiden. „Ansteckungsgefahr besteht selbst bei offener Tuberkulose nur bei besonders engem, langanhaltenden Kontakt mit der erkrankten Person. Deshalb müssen nur Personen aus dem engeren Umfeld getestet werden“, versichert der Leiter des Gesundheitsreferates der Stadt. Im vorliegenden Fall habe es sich zwar um eine offene und damit ansteckende Form gehandelt, aber die Erkrankung sei in den Ferien festgestellt worden und danach sei der Betroffene nicht mehr in die Schule gegangen. „Wir haben die Blutuntersuchungen gemacht, sobald eine mögliche Infektion feststellbar gewesen wäre“, so Mika.

Unentschuldigte Fehltage

Tim und Jasmin Strothmann, deren Sohn in die betroffene Klasse geht, trauten der Einschätzung von Amts wegen zunächst nicht und ließen ihr Kind bis zum Gesundheitsamtstermin nicht mehr in die Schule gehen, um eine eventuelle Ansteckung durch andere zu vermeiden. Was ihrem Sohn auf dem Halbjahreszeugnis unentschuldigte Fehltage eingehandelt habe, klagt die Mutter. Auch das sei rechtens, betont die Schulaufsicht auf Nachfrage. Es gelte Schulpflicht.

René Scheffer ist Schulpflegschaftsvorsitzender an der Sekundarschule Hassel und damit offizieller Elternvertreter, erklärt:. „An mich sind keine Eltern herangetreten mit Nachfragen. Ich war über den Fall informiert und finde es richtig, wie die Schule vorgegangen ist. Auch, um das betroffene Kind zu schützen“.

>>> INFO: Über 4000 Neuerkrankungen im Jahr <<<

Tuberkulose war in Deutschland nie ausgestorben, da der Mensch das Reservoir für das Bakterium ist. Mehr als 4000 Neuerkrankungen gab es 2017 in Deutschland. Nicht jeder, der mit dem Bakterium infiziert wird, erkrankt auch. Das heißt: Menschen können Träger sein, ohne es zu wissen, wenn sie nicht getestet sind. Ansteckend ist aber nur die „offene“ Tuberkulose.

Tuberkulose ist medikamentös behandelbar. Gefährlich ist sie für immunschwache und alte Menschen. Fragen dazu beantworten der Hausarzt oder das Gesundheitsamt der Stadt, Tel. 0209 169-0.