Gelsenkirchen. . Ein neuer Masterplan soll Verkehrsströme in der Stadt auf alternative Bahnen lenken. Das Bundesverkehrsministerium stellt 103 000 Euro bereit.
Aus der „Stadt der tausend Feuer“ soll die „Green City Gelsenkirchen“ werden: Mit Mitteln des Bundesverkehrsministeriums will die Stadt bis Juli einen Masterplan auf die Beine stellen, der unter anderem die Verkehrssteuerung, das Angebot des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) und die Radverkehrsinfrastruktur deutlich verbessern soll.
Mobilität neu denken
„Nicht nur der Dieselskandal, sondern vor allem der gesamte Klimawandel mit seinen auch hier spürbaren Auswirkungen hat uns signalisiert, dass wir Mobilität neu denken und in den Städten langfristig völlig neu entwickeln müssen“, betonte Oberbürgermeister Frank Baranowski am Mittwoch.
Die zu Wochenbeginn gestartete Maßnahme, auf der Stadtbahnlinie 302 probeweise für sechs Monate einen Fünf-Minuten-Takt einzuführen, um mehr Pendler zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen, sei dabei nur der erste Schritt, so Baranowski. Und dieser sei schwer genug gewesen – vor allem, weil das speziell dafür entwickelte „Aktions-Ticket“ für zwei Euro, das 24 Stunden lang gültig ist, auch vom VRR abgesegnet werden musste. „Oft liegen Entscheidungshoheiten für derartige Maßnahmen eben nicht in den Händen der Stadt“, erklärte der Oberbürgermeister.
Erstellung eines Masterplans
Immerhin: Der kommissarische Bundesverkehrsminister Christian Schmidt wählte Gelsenkirchen am 20. Dezember als eine von 60 Kommunen aus, die zweckgebundene Mittel für das „Green City“-Projekt erhalten. 103 000 Euro des Bundes flossen so in die Stadt an der Emscher. Und ein Teil des Geldes wurde aufgewendet, um die „Planersocietät Dortmund“, in der Stadt- und Verkehrsplaner Hand in Hand arbeiten, mit der Erstellung eines Masterplans zu beauftragen.
„Dieser Plan soll ganz unterschiedliche Themenbereiche umfassen – eines der Ziele ist beispielsweise, Verkehrsströme so zu lenken, dass Verkehrsschwerpunkte umfahren werden. Auch Sensoren an den Park- und Ride-Parkplätzen sind denkbar, um zu erkennen, wie gut die Auslastung ist“, erklärt Tobias Tewes, der seit 2017 als Mobilitätsbeauftragter der Stadt Gelsenkirchen die Problemfelder im Blick hat und nach Lösungen sucht.
Lange Vorlaufzeit
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„Das Thema Mobilität ist für uns ja nicht neu, aber die Verwaltung hat für derartige Maßnahmen immer eine lange Vorlaufzeit“, merkt Stadtbaurat Martin Harter an. Die Referatsleiterin Verkehr, Bettina Lenort, gibt derweil zu bedenken: „In den 1970er Jahren wurden viele Straßen in Gelsenkirchen vierspurig gebaut, weil man mit erhöhtem Autoverkehrsaufkommen rechnete. Aus heutiger Sicht haben wir dadurch den Bürgern, die nicht Auto fahren, viel Platz für alternative Verkehrsmittel weggenommen. Das möchten wir in Zukunft gerne ändern, aber wir werden in sechs Monaten nicht die Quadratur des Kreises schaffen.“ In das neue Mobilitätskonzept sollen auch die Bürger mit eingebunden werden. Zunächst nur durch Informationsveranstaltungen, „später aber auch gerne mit eigenen Vorschlägen“, so Harter.