Gelsenkirchen. . Eine neue Geschichtswerkstatt gründet sich bei der Evangelischen Erwachsenenbildung. Das Stadtarchiv ist ebenfalls daran beteiligt.

Die Evangelische Erwachsenenbildung des Kirchenkreises plant eine Geschichtswerkstatt zur Gelsenkirchener Friedensbewegung. Dafür hat Heidi Wiesner bereits kompetente Fachleute als Mitstreiter gewonnen: Stefan Goch, den Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, und die Historikerin Ulrike C. Schmidt. Jetzt fehlen nur noch interessierte Teilnehmer.

„Die Geschichtswerkstatt richtet sich nicht nur an die Mitglieder der Evangelischen Kirche, sondern an alle Gelsenkirchener“, sagt Wiesner, beispielsweise Friedensaktivisten, Sympathisanten, Wehrdienstverweigerer, Zeitzeugen, Gewerkschafter oder auch jüngere Geschichtsinteressierte. Denn gerade in den 1970er- und 80er-Jahren habe es viele Friedensinitiativen und Ostermärsche gegeben, deren Geschichten will die künftige Geschichtswerkstatt sammeln.

Starke Ohne-Mich-Bewegung im Ruhrgebiet

Gelsenkirchener Friedensaktivisten nahmen im Jahr 1985 an den traditionellen Ostermärschen teil. 
  
Gelsenkirchener Friedensaktivisten nahmen im Jahr 1985 an den traditionellen Ostermärschen teil.   © Alfons Kampert/ISG

„Man kann das damalige Engagement in Gelsenkirchen nicht verstehen, wenn man nicht weiß, dass es vorher in der Stadt und im gesamten Ruhrgebiet eine starke Ohne-Mich-Bewegung gegeben hat“, sagt Uta C. Schmidt, und meint den Widerstand gegen die Gründung der Bundeswehr und gegen den Eintritt in die Nato. Ihre Buchrecherche über die Kirchengemeinden in Gelsenkirchen gab den Anstoß für das Projekt, Schmidt wird auch die Werkstatt leiten.

Stefan Goch beteiligt sich mit vielen Fotos und Unterlagen aus dem Stadtarchiv, hofft aber, das Archiv künftig mit spannendem Material zu vergrößern. „Wir möchten an Quellen aus dem Alltag der Menschen kommen“, denn bisher habe die Stadt nur „Bürokratenmaterial wie den Antrag zu einer Demo, aber nichts über die Organisatoren und ihre Geschichten.“ Sammeln möchte die Werkstatt nicht nur schriftliche Quellen wie Flugblätter, sondern vor allem auch Interviews. Denn es sei auch interessant, ergänzt Schmidt, was aus den Leuten geworden ist, die damals 30 Jahre alt waren, als sie an Demos und Protestaktionen teilgenommen haben. Daraus soll abschließend eine Veröffentlichung werden, vielleicht eine kleine Broschüre.

Beim Projekt gibt es ebenfalls Bezüge zur Gegenwart

Friedensmarschierer auf den Stufen der Altstadtkirche im Jahr 1970.  
Friedensmarschierer auf den Stufen der Altstadtkirche im Jahr 1970.   © Kurt Müller/ISG

Heidi Wiesner möchte das Projekt auch dazu nutzen, aufzuzeigen, „dass einzelne Menschen in Gelsenkirchen viel bewirkt haben, ohne im Rampenlicht zu stehen.“ Dass viele schöne Erinnerungen zusammengetragen werden, davon ist sie überzeugt. Denn sie hat selbst einige von ihnen; etwa wie sie mit vielen anderen Anfang der 80er mit Plakaten vor dem Kreiswehrersatzamt protestierte. „Zum Friedensmarsch bin ich mit dem Fahrrad von Dortmund nach Brüssel gefahren; damals war ich noch jung.“

Doch die Geschichtswerkstatt soll nicht nur in der Vergangenheit bleiben, sondern auch Bezüge zur Gegenwart herstellen. „Wir möchten wissen: Was waren unsere Ideale und was ist davon übrig geblieben?“

>>> Auftaktveranstaltung am 21. Februar

  • Die Auftaktveranstaltung für die neue Geschichtswerkstatt ist am Mittwoch, 21. Februar, 18.30 Uhr, im Kreiskirchenamt, Pastoratstraße 10. Weitere Termine sind mittwochs ab 18.30 Uhr am 7. und 21. März, 11. und 25. April, 2. und 16. Mai sowie am 6. und 20. Juni.
  • Die Kursgebühr beträgt 27 Euro. Infos und Anmeldung:
    0209 11798-109 und -122; per Mail: GE-KK-erw@kk-ekvw.de