Gelsenkirchen. . Zwei Befürworter und zwei Gegner von Verhandlungen für eine Neuauflage der Großen Koalition reisten für Gelsenkirchen zum SPD-Sonderparteitag.
Es war eine Zitterpartie bis zuletzt. Und am Ende waren die vier Gelsenkirchener Delegierten beim SPD Sonderparteitag in Bonn im Ergebnis ebenso uneinig wie am Morgen. Heike Gebhard und Joachim Poß stimmten für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen, Klemens Wittebur und Ronja Christofczik dagegen. Einig war man sich beim Thema Diskussionskultur in der Partei.
„Wir haben eine Klimaveränderung in der Parteiführung“
Heike Gebhard: „Es war eine sehr faire, sachliche Diskussion. Wir haben eine Klimaveränderung in der Parteiführung. Es heißt nicht mehr „Basta“, die Basis spürt, das sie auch in die Verantwortung genommen wird.“ Die Tendenz zum „Ja“ zu hatte die Landtagsabgeordnete schon. „Die Umsetzung der gesicherten Frauenhausfinanzierung und des sozialen Arbeitsmarkts, für den wir mit dem Gelsenkirchener Appell so lange gekämpft haben: Das steht im Sondierungspapier, das können wir doch nicht einfach aufgeben.“ Die vom NRW-Landesverband als Antrag vorgelegten Punkte für Nachverhandlungen überzeugten sie ganz.
„Man muss es tun im Interesse von Gelsenkirchen“
Der langjährige MdB Joachim Poß, betont: „Ich habe keinerlei Zweifel, dass man es im Interesse von Gelsenkirchen und dem Ruhrgebiet tun muss nach diesem Sondierungsergebnis, diese Chance im Sinne der Sozialdemokratie nicht vergeben kann. Eine Milliarde Euro zur Bekämpfung von Kinderarmut steht da drin. Und bei einer Regierungsbeteiligung haben wir die Möglichkeit, dem Land gegenzusteuern.“
„Vieles im Sondierungspapier ist Schönfärberei“
Juso-Vorsitzende Ronja Christofczik ist vom Ergebnis enttäuscht. Weil ihrer Überzeugung nach zu vieles im Sondierungspapier auf Mutmaßungen basiert, viel Schönfärberei im Spiel sei. Auch die Plädoyers der Parteivorsitzenden und das nachgereichte Drei-Punkte-Papier überzeugen sie nicht. Sie bezweifelt, dass das Abstimmungsergebnis der Meinung der Basis entspricht. „Ich hoffe jetzt, dass bei den weiteren Verhandlungen Inhalte und nicht Personalentscheidungen im Vordergrund stehen.“
Auch Klemens Wittebur, seit 40 Jahren Sozialdemokrat, hätte sich ein klares Nein der Genossen gewünscht. Beeindruckt ist er aber von der konstruktiven Diskussion in der Partei. „Das haben wird Martin Schulz zu verdanken“, ist er sicher. „Und den klaren Worten unseres Juso-Vorsitzenden“, ergänzt Ronja Christofczik. Wittebur geht nun davon aus, dass die Basis zustimmen wird. „Mit den Koalitionsverhandlungen setzt eine Dynamik ein“, ist er sicher. In Gelsenkirchen allerdings schätzt er die Mehrheit der Basis eigentlich eher als Gegner einer Groko ein.
Vier von 144 NRW-Delegierten sind Gelsenkirchener
>> 144 Delegierte aus NRW durften beim Sonderparteitag abstimmen, darunter vier Genossen aus Gelsenkirchen. Am Ende votierten 362 der 642 Abgeordneten „Ja“, 279 „Nein“, es gab eine Enthaltung.
>> Eigentlich hatte Klemens Wittebur gehofft, rechtzeitig zum Anpfiff des Schalke-Spiels daheim sein zu können. Das klappte allerdings nicht ganz.