Gelsenkirchen-Bismarck. Dick eingepackt mit Mütze, Schal, Handschuhen und warmen Jacken schlendern Besucher über die Märkte in Bismarck, Ückendorf und im Tossehof.
Wer noch nicht in Weihnachtsstimmung war, der schaffte das schnell, wenn er auf den drei winterlichen Stadtteilmärkten in Bismarck, Ückendorf und Bulmke-Hüllen am Wochenende unterwegs war. Überall duftete es nach Plätzchen, Waffeln, Bratwurst, Kakao und Glühwein. Sterne, Engel, Tannen und Lichterketten schmückten die Verkaufs- und Mitmachstände. Weiße Flöckchen fielen zwischenzeitlich immer wieder von Himmel. Schnee und Schneeregen bestimmte fast durchweg das Wetter. Doch die meisten Besucher waren gut vorbereitet: Dick eingepackt mit Mütze, Schal, Handschuhen und warmen Jacken, teils mit Regenschirm, schlenderten sie von Büdchen zu Büdchen bei den kühlen Temperaturen.
Veranstaltet vom „Forum 2000“
In Bismarck haben auf dem roten Ziegelplatz zwischen dem Consol Theater und dem Musikprobenzentrum ortsansässige Vereine und Organisationen ihre Stände aufgebaut, von einer großen Bühne schallen weihnachtliche Melodien. Musik- und Tanzdarbietungen lokaler Acts aus dem Stadtteil wechseln sich vor Ort ab. Zum 21. Mal veranstaltet das „Forum 2000“ den Bismarcker Weihnachtsmarkt „Wir haben uns vor 25 Jahren gegründet, um ein interkulturelles Zusammenleben im Stadtteil zu fördern“, sagt Organisator Johannes Mehlmann, der selbst seit 45 Jahren in Bismarck lebt. 48 Mitgliedsorganisationen gehören derzeit zu dem Zusammenschluss, davon sind knapp 30 auf dem Weihnachtsmarkt vertreten.
Reformationsjubiläum ist ein Thema
Allerlei Selbstgemachtes, wie Holzkerzenständer, Engelchen – gebastelt aus alten Gesangbüchern – oder in Handarbeit entstandene Rentiere schmücken beispielsweise den Stand des Fördervereins der Christuskirche am Trinenkamp. „Neben unseren normalen Verkäufen, dessen Erlöse in den Förderverein fließen, ist in diesem Jahr auch das Reformationsjubiläum durch Martin Luther Thema bei uns“, erklärt Benjamin Bork, Schriftführer des Fördervereins. Er erinnert mit seiner Kostümierung – Hut und Gewand mit goldener Borte – an die Luther-Zeit. Ein paar Meter weiter informiert Gelsensport über die Aktion „Demokratie und Respekt“. „Die Aktion soll junge Menschen für demokratische Themen und für ein friedliches Miteinander sensibilisieren. Auch Sport hilft dabei“, so Christian Tabel, Vorsitzender der Gelsenkirchener Sportjugend.
Wie gut man seinen Stadtteil kennt, kann man bei einem Quiz am Stand „Engel für Bismarck“ herausfinden. Der Besucher muss anhand von Fotoausschnitten erraten, wo sich bestimmte Gebäude in Bismarck befinden.
Nachbarschaft und Miteinander stärken
Drei als Nikoläuse getarnte Musiker spielen am Samstag an Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug mit flinken Fingern. Der weihnachtliche Klassiker „Jingle Bells“ schallt über den Nikolausmarkt im Tossehof.
Auch hier reihen sich Stände mit Heißgetränken und Leckereien aneinander. Kinder nutzen Buntstifte, um verschiedene Weihnachtsmotive am Stand der Arbeiterwohlfahrt (Awo) farblich zu gestalten, andere tragen Gedichte auf einer großen Bühne vor.
Organisiert wird das Fest, das in diesem Jahr zum neunten Mal stattfindet, vom Quartiersladen Tossehof und von ehrenamtlich engagierten Bewohnern. „Ziel ist es, dass die Menschen in Kontakt treten und dass das Miteinander und die Nachbarschaft gestärkt werden. Es ist schön zu sehen, was mittlerweile hier im Quartier alles passiert“, sagt Detlev Czackowski, Organisator des Nikolausmarkts. „Schade mit dem nassen Wetter, aber da kann man nichts machen.“
Das denkt sich wohl auch Peter Timm. Der 73-Jährige erfreut sich an dem Plätzchenangebot. „Die Zimtsterne schmecken so lecker. Die gehören praktisch zur Weihnachtszeit dazu. Wir holen die jedes Jahr.“
Von Ückendorfern für Ückendorf
Auf dem Ückendorfer Weihnachtsmarkt am Pestalozzihain tanzen Sonntag fast durchweg weiße Schneeflöckchen durch die Luft. Trotz der Kälte zog es viele Besucher auf den Markt. „Das ist eine Veranstaltung von Ückendorfern für Ückendorfer“, sagt Yue Tutt. Sie selbst ist Ückendorferin und verkauft Edelsteine. Es ist bereits die 15. Auflage des Weihnachtsmarkts. Tutt ist von Anfang an dabei. „Es ist erstaunlich, obwohl es mittlerweile so viele Weihnachtsmärkte gibt, ist hier immer viel los.“
Ein paar Meter weiter ist die Karnevalsgesellschaft Gelsenkirchener Narrenzunft mit Popcorn, Punsch und heißem Kakao vertreten. Vorsitzender Uwe Gemsa: „Wir versuchen hier, den Karneval publik zu machen und jüngere Leute anzusprechen, da wie in vielen Vereinen der Nachwuchs fehlt.“
Über 40 Verkaufsstände beleben den Platz. Das Bühnenprogramm bietet Musik, Tanz, Theater und Poetry Slam. „Wir versuchen immer, einen ausgewogenen Mix zu organisieren“, sagt Bernd Lemanski von der Stadtteilinitiative „Ückendorf aktiv“, die den Markt veranstaltet. „Trotzdem: Es wird immer schwieriger, auch Leute für das Bühnenprogramm zu akquirieren.“