gelsenkirchen. . Das Bergmannsheil Buer baut im Landesauftrag ein Druckkammerzentrum auf. Brand- und Tauchunfallopfer profitieren davon, aber auch Diabetiker.
Das Bergmannsheil Buer wird im kommenden Jahr eine Versorgungs- und Therapielücke für den ganzen Landesteil Westfalen schließen: „Wir wurden vom Land NRW mit dem Bau eines Druckkammerzentrums beauftragt. Im dritten Quartal 2018 gehen zwei Druckkammern in Betrieb“, sagt Geschäftsführer Werner Neugebauer. In diesen Druckkammern können vor allem Patienten mit einer Kohlenmonoxidvergiftung – Brandopfer zum Beispiel – und durch einen Tauchunfall geschädigte Patienten behandelt werden. Einzigartig in NRW wird die größere der beiden Kammern sein, in die zwei beatmete Intensivpatienten direkt samt Bett hineingeschoben werden können.
Dass der Auftrag ans Bergmannsheil Buer ging, dürfte mit dessen Zertifizierung als Top-Traumazentrum zusammenhängen. In den Druckkammern sollen neben den Brand- und Unfallopfern aber auch ambulante Patienten versorgt werden: Der unter Überdruck eingeatmete reine Sauerstoff, also die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO), wird bei schweren chronischen Wundheilungsstörungen wie dem diabetischen Fußsyndrom, bei chronischen Knochenentzündungen, Knochennekrosen in den Gelenken oder auch bei Strahlenschäden eingesetzt. Bei den meisten ambulanten Therapien sind Einzelanträge bei den Kassen nötig. Beim diabetischen Fußsyndrom allerdings ist die Behandlung neuerdings Regel-Kassenleistung.
24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr in Betrieb
Druckkammern gibt es zwar auch an den Universitätskliniken Aachen und Düsseldorf. Sie arbeiten jedoch nicht, wie für Gelsenkirchen geplant, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Werner Neugebauer: „Bundesweit garantieren dies zur Zeit nur vier Zentren. Wir werden künftig wesentlich dazu beitragen, diese Unterversorgung zu beseitigen.“
Die bestellten Druckkammern sind medizinisch für unterschiedliche Krankheitsbilder ausgestattet. Je nach Bedarf werden die Kammern mit Intensivbetten, Stationsbetten, Liegen oder Sitzen bestückt. Am Bergmannsheil können dann maximal 24 Patienten gleichzeitig versorgt werden. Die Behandlung dauert bis zu drei Stunden.
Medizinischer Sauerstoff über eine Atemmaske
In der Druckkammer atmen die Patienten mit einer Atemmaske medizinischen Sauerstoff ein, der über die Lunge ins Blut gelangt. Der Überdruck bewirkt, dass der Sauerstoff im Blut in Lösung übergeht. Das hilft, gestörte Wundheilungsprozesse wieder in Gang zu bringen. Die HBO ist ein weltweit seit langem anerkanntes Behandlungsverfahren. Georg Rinneberg stellt derzeit als Abteilungsleiter im Haus das Fachteam für die HBO-Behandlung zusammen und organisiert die Vorbereitung der Räume.
Traumzentrum für Schwerstverletzte seit 2009
>> Bereits 2009 wurde das Bergmannsheil als Traumazentrum zertifiziert. Seither ist es mehrfach als Top-Traumzentrum bundesweit ausgezeichnet worden. Mehrfach Schwerstverletzte können hier dank verschiedensten Fachabteilungen therapiert werden.
>> Hubschrauberlandeplatz, Kinderintensivstation und Neurochirurgie sind wesentliche Argumente für die Zertifizierung.