Buer. . Vor zehn Jahren wurde die Rehaklinik am Berger See mit Anbindung ans Bergmannsheil eingeweiht. Nicht nur mit damit ist sie bis heute einmalig.

  • Orthopädische Reha jenseits von Kurorten punktet mit der Nähe verschiedenster Fachabteilungen
  • Im „Workcamp“ werden Berufstätige speziell für die Erfordernisse ihres Berufes trainiert
  • Auslastung liegt bei 99 Prozent mit Patienten verschiedenster Altersgruppen und Herkunft

Ludwig Stollbrink (56) läuft schon wieder erstaunlich rund. Dabei hat er sich bei einem Arbeitsunfall im Oktober erst einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Eine schwere Verletzung, in einer Operation im Bergmannsheil Buer wurde seine Hüfte mit Schrauben fixiert, die auch noch einige Monate drin bleiben werden; in der Regel acht bis neun Monate, bei guter Verträglichkeit auch länger. Nach zehn Tagen Krankenhaus und einem kurzen Intermezzo zuhause kam er in die Rehaklinik am Berger See, wo er jetzt in der vierten Woche trainiert – und trainiert wird.

Gezieltes Training für den Beruf

Der Crosstrainer ist für die Mobilisierung besonders wichtig. Für Ludwig Stollbrink endet die stationäre Therapie am Wochenende. Dann wechselt er ins „Work-Park“.
Der Crosstrainer ist für die Mobilisierung besonders wichtig. Für Ludwig Stollbrink endet die stationäre Therapie am Wochenende. Dann wechselt er ins „Work-Park“. © Thomas Schmidtke

Zum Wochenende endet seine stationäre Reha. Am Berger See bleibt er aber auch ambulant in Behandlung. Der Schlosser und Schweißer will in seinen Beruf zurück und dafür bedarf es besonderer Vorbereitung. Im „Work-Park“ der Klinik, das ebenso wie seine Reha über die Berufsgenossenschaft finanziert wird, werden gezielt Bewegungsabläufe und „Zwangshaltungen“ geübt, die für den jeweiligen Beruf des Patienten wichtig sind. „Ich muss zum Beispiel oft über Kopf Rohrleitungen schweißen. Das geht ja auch ganz gut. Aber ich muss auch oft knien bei der Arbeit: Und das geht im Moment noch nicht,“ weiß Stollbrink.

Dr. Daniel Bücheler, Chefarzt der Rehaklinik am Berger See, begleitet Ludwig Stollbrink von Anfang an bei der Genesung, ist froh, dass er die stationäre Reha-Form genutzt hat. „Unsere Patienten haben jeden Tag fünf bis sechs Stunden Programm. Das ist anspruchsvoll. Aktives Training an den Geräten, Physio- und Ergotherapie, Motorschiene – wenn dann noch An- und Abreise täglich dazu kommen, fehlt oft die Energie.“

Gute Möglichkeiten dank Polytraumazentrum

Dr. Daniel Bücheler, Chefarzt der Rehaklinik am Berger See, mit der erneut vom Focus verliehenen Auszeichnung als Top-Rehaklinik.
Dr. Daniel Bücheler, Chefarzt der Rehaklinik am Berger See, mit der erneut vom Focus verliehenen Auszeichnung als Top-Rehaklinik. © Thomas Schmidtke

Die orthopädische Reha am Berger See gibt es seit zehn Jahren. Mit ihrer direkten Anbindung an das Bergmannsheil als großes Krankenhaus mit Chirurgie, Intensivstation und gar als Polytraumazentrum ist es die einzige orthopädische Rehaklinik ihrer Art. „Heute sind viele Patienten multimorbid, haben also mehrere Erkrankungen, sind gebrechlich. Sie werden heute in der Regel zehn Tage nach einer Operation aus dem Krankenhaus entlassen, früher waren es vier Wochen Krankenhaus. So kurz nach einer Operation ist es oft wichtig, dass auch die internistische Betreuung sichergestellt ist. Das ist in den klassischen Kurkliniken so nicht der Fall,“ gibt Bücheler zu bedenken.

„Work-Park“ bereitet gezielt auf Rückkehr in Beruf vor

30 bis 40 Prozent der Reha-Patienten hier sind noch berufstätig, bekommen die Reha über die Rentenversicherung oder Berufsgenossenschaft oder auch die Beihilfe finanziert und wollen in den Beruf zurück. Viele sind jedoch auch deutlich im Rentenalter. Für sie ist nach der Operation an Hüfte, Schulter oder Wirbelsäule eine sofortige Akutversorgung besonders wichtig.

Ein Viertel sind mittlerweile Privatpatienten. Und dieser Anteil könnte noch steigen. Derzeit wirbt das soeben erneut vom Focus als eine der besten Rehakliniken der Republik ausgezeichnete Haus auf Messen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Russland um Reha-Patienten. Was dort sehr dankbar aufgenommen wird, da das Reha-System in Deutschland als vorbildlich gilt und es dort nichts Entsprechendes gibt.

Zu 99 Prozent ausgelastet das ganze Jahr über

116 Betten zählt die Klinik, wobei es ausschließlich Einzelzimmer gibt. Rund 2000 Patienten im Jahr werden reaktiviert, die Auslastung liegt bei 99 Prozent.

Wichtig ist die medizinisch-therapeutische Verzahnung mit dem Bergmannsheil Buer, in dem auch Menschen mit kompliziertesten Verletzungen behandelt werden, die anschließend hier in die Reha überführt werden.

Die Auszeichnung des Focus attestiert dem Haus ein „sehr breites Therapiespektrum“. Das Team mit Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften zählt rund 100 Mitarbeiter.