Gelsenkirchen. . Dramatische Verluste für die beiden großen Parteien. Sechs Kandidaten aus Gelsenkirchen ziehen in den nächsten Deutschen Bundestag ein.
- Markus Töns zieht als Direktkandidat Gelsenkirchens in den nächsten Bundestag ein
- Aber auch die fünf Kandidaten der anderen Parteien kommen über die Landeslisten ins Parlament
- Gelsenkirchener Sozialdemokraten sehen ihre Partei in der Opposition
Normalerweise gibt es bei den beiden großen Parteien an einem Wahlabend immer beides: Jubel hier, Frust dort. Doch diesmal ist das anders: Große Freude kommt weder bei der SPD, noch bei der CDU auf. Zu tief sitzt bei beiden der Schmerz über das eigene dramatisch schlechte Abschneiden einerseits und das erschreckend gute Ergebnis der AfD andererseits.
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Während die Großkoalitionäre zusammen um 16 Prozentpunkte absacken, schenken die Protestwähler den Rechtspopulisten in dieser Stadt satte 17 Prozent. So gut schneidet die Partei in keiner anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen ab.
„Wahlparty“ der SPD im Ratssaal
Martin Schulz als neuer Bundeskanzler – dass die Chance dafür denkbar klein war, wussten die Sozialdemokraten seit Wochen, auch wenn sie das im Wahlkampf offen nie zugegeben hätten. Dass die SPD aber derart abstürzt, damit hätten selbst die größten Pessimisten nicht gerechnet. Entsprechend lang sind die Gesichter im Ratssaal der Stadt, wo sich die Sozialdemokraten zur ihrer „Wahlparty“ treffen. Feierstimmung kommt hier wahrlich nicht auf.
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Nicht viel besser ist es bei der CDU, die sich im vierten Stock des Hans-Sachs-Hauses versammelt hat. Verwöhnt von den Umfragen der vergangenen Wochen macht sich angesichts von gut 32 Prozent nach der ersten Prognose Ernüchterung breit. „Ich hatte auf Schwarz-Gelb gehofft“, sagt Wolfgang Heinberg, CDU-Fraktionsvorsitzender im Rat. Nun befürworte er die Jamaika-Koalition. Bundestagskandidat Oliver Wittke ist sich da nicht so sicher. Die frühzeitige Absage der SPD an eine weitere Große Koalition bewertet er kritisch.
Schwarz-gelb-grüne Signale aus Gelsenkirchen
Doch bei der SPD ist man sich offenbar sicher – auch in Gelsenkirchen. „Wir müssen in die Opposition. Ganz klar!“ Markus Töns, der als Direktkandidat nach Berlin gehen wird, stellt sich mental darauf ein. Er sieht die SPD in der Rolle des Oppositionsführers. Zumal: Eine Fortsetzung der Groko würde bedeuten, diese parlamentarisch wichtige Aufgabe der AfD zu überlassen. Das dürfe nicht passieren. Und das sehen sogar viele bei der CDU so. Aus Gelsenkirchen gibt es also ganz klare schwarz-gelb-grüne Signale – parteiübergreifend.
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Neben Markus Töns werden übrigens noch fünf weitere Politiker aus Gelsenkirchen nach Berlin gehen. Oliver Wittke (CDU), Marco Buschmann (FDP), Ingrid Remmers (Linke), Irene Mihalic (Grüne) und Jörg Schneider (AfD) hatten so gute Plätze auf den Landeslisten ihrer Parteien bekommen, dass sie nun darüber alle in den neuen Bundestag ziehen werden. Damit ist die Stadt Gelsenkirchen in der kommenden Legislaturperiode mit insgesamt sechs Parlamentariern aller Parteien ausgesprochen gut vertreten.