Gelsenkirchen. . Gelsendienste erproben Hybrid-Fahrzeug in den Revieren. Fahrzeug speist Hydraulik zum Verdichten des Abfalls und zur Tonnen-Leerung mit Strom.
„Variopress Dualpower“ steht auf der Flanke des Müllfahrzeugs. Neutralweiß steht der Dreiachser auf dem Betriebshof der Gelsendienste in Ückendorf. Kaum zu übersehen – aber kaum zu hören. Der fahrende Müllschlucker läuft im Elektro-Modus.Dieseln kann er natürlich auch. Dann hört er sich in etwa so an wie das klassische Faun-„Rotapress“-Fahrzeug, das zum Vergleich vorgefahren wurde. Merke: Leiser ist das Hybrid-Müllfahrzeug allemal im Betrieb. Ob es sich auch im harten Alltagseinsatz bewährt, will man bei Gelsendienste ausprobieren. Die Testphase läuft fünf Wochen lang.
Daraus resultiert ein Teil der Kraftstoffersparnis
„Wer bremst, gewinnt“ hat man beim Hersteller Faun auf das Fahrzeug geschrieben. Was bedeutet: Die Bremsenergie fließ zurück ins Akku-Modul auf dem Fahrzeug. Daraus resultiert ein Teil der Kraftstoffersparnis. Die Hydraulik zum Verdichten des Abfalls sowie die Leerung der Tonnen wird aus dem Stromspeicher gespeist. Dadurch, so Gelsendienste-Betriebsleiter Ulrich Husemann, „ist der Geräuschpegel deutlich niedriger, zugleich sinkt der Kraftstoffverbrauch.“ Natürlich auch der Schadstoffausstoß. Von 20 bis 25 Prozent Treibstoffeinsparung geht der Hersteller aus. Macht pro Fahrzeug eine Jahresersparnis „von etwa 3000 Litern und rund acht Tonnen CO2“ , rechnet Stadtrat Christopher Schmitt vor. „Ein konventionelles Müllfahrzeug verbraucht auf 100 Kilometern rund 90 Liter Dieselkraftstoff.“
Gespannt auf die Erfahrungen aus dem Alltag
Für Oberbürgermeister Frank Baranowski kommt der Test zur rechten Zeit: „Wir befinden uns in einer spannenden Diskussionsphase darüber, was der Betriebsstoff der Zukunft ist.“ Angesichts der Situation in Gelsenkirchen und möglicherweise drohender Dieselfahrverbote sei es sinnvoll, einiges zu testen. „Deshalb bin ich gespannt auf die Erfahrungen aus dem Alltag. Im Endeffekt muss so ein Fahrzeug ja praxistauglich sein.“
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Zumindest im Standbetrieb und bei der Anfahrt überzeugt der Hybrid-Lkw. „Absolut leise“, findet der OB. Etwas über 70 Dezibel im Betrieb sind das neue Maß der Dinge bei Faun. Bleibt die Preisfrage: Rund 250 000 Euro kostet ein herkömmliches Müllfahrzeug. Mit Hybrid-Antrieb liegen die Kosten rund ein Drittel höher.
„Auf dem Gebiet sind wir Vorreiter“
In Krefeld hat Faun derzeit bereits vier Hybrid-Müllfahrzeuge im Einsatz, auch in anderen Städten laufen Tests. „Auf dem Gebiet sind wir Vorreiter, auch bei der Brennstoffzelle, die wir jetzt auf einer Fachmesse vorstellen“, betont Faun-Technikspezialist Peter Knüfermann.
Sollte „Dualpower“ Gelsendienste überzeugen, würde sich der Flottenersatz über viele Jahre ziehen. Rund 15 000 Kilometer Laufleistung pro Jahr haben die Müllwagen, die Laufzeit liegt im Schnitt bei acht bis zehn Jahren, so Firmensprecher Tobias Heyne. Zur Sammlung von Rest- und Bioabfall, Altpapier und Sperrmüll sind bei Gelsendienste täglich 30 Fahrzeuge im Einsatz.
Bereits andere alternative Antriebstechnik getestet
Durch die zusätzliche Technik verlieren Hybrid-Lkw rund 800 Kilogramm Nutzlast. Bei Diesel-Müllwagen liegt sie bei 9,5 Tonnen.
Gelsendienste hat bereits alternative Antriebstechnik getestet, zum Beispiel mit Erdgas betriebene Müllwagen. Zudem sind (aus dem hofeigenen Solarcarport an der wickingstraße gespeist) acht E-Autos im Einsatz, hauptsächlich für Kontrollfahrten