Gelsenkirchen. Gelsendienste erproben als Referenzkommune das Elektrofahrzeug Streetscooter. Der Transporter wird bis Ende April auf Wirtschaftlichkeit geprüft.
- Gelsendienste testen als eine von mehreren Referenzkommunen neues Elektrofahrzeug
- Ein positiver Wirtschaftlichkeitsnachweis könnte zu einem Flottenausbau führen
- Fahrzeug wird bis Ende April bei der Leerung von Papierkörben eingesetzt
Die Autohersteller haben nach langem Zögern zuletzt die Weiterentwicklung der Elektromobilität in den Vordergrund gerückt. Denn noch sind diese Fahrzeuge selten im Alltag. In Gelsenkirchen sind aktuell 71 Elektrofahrzeuge zugelassen. Der Konzern Stadt verfügt über zwölf Elektrofahrzeuge. Gut möglich aber, dass es bald bis zu vier mehr sein werden – zumindest in kommunalen Diensten.
Gelsendienste testen nämlich als eine von mehreren Referenzkommunen gerade ein neues Elektrofahrzeug, einen kleinen Transporter, der vornehmlich in der Altstadt und Buer zur Leerung der Papierkörbe eingesetzt wird. „Falls sich das Fahrzeug bewährt, werden wir weitere Einsatzmöglichkeiten in anderen Bereichen der Verwaltung prüfen“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski bei der Präsentation des von der DHL-Tochter Streetscooter GmbH in Aachen gebauten Wagens am Montag.
Dreiseitenkipper soll ebenfalls gestestet werden
Ein weiteres Fahrzeug, ein so genannter Dreiseitenkipper (mit Ladepritsche), soll ebenfalls in Gelsenkirchen einen Testlauf absolvieren. Seine Einsatzgebiete könnten Straßenreinigung und Friedhöfe sein. Die Erprobungsphase soll bis Ende April laufen. Ein Kosten-Nutzen-Vergleich am Ende soll dann Aufschluss darüber geben, ob die emissionsarmen Autos hier eine Zukunft haben. Gelsendienste-Betriebsleiter Ulrich W. Husemann ist optimistisch, er rechnet „mit 90 Prozent weniger Instandhaltungskosten“ durch den Wegfall eines Großteils mechanischer Verschleißteile wie etwa Verbrennungsmotor oder Getriebe.
Das spartanisch ausgestattete E-Fahrzeug mit Asynchronmotor (30 Kilowatt Leistung) und einstufigem Getriebe hat eine Reichweite von 80 Kilometern, erreicht Tempo 80 und ist – wegen des Einsatzes in viel frequentierten Bereichen – rundherum mit Kameras ausgestattet. Über einen Monitor im Armaturenbrett gibt es Sicht auf alles, was sich neben und hinter dem Fahrzeug bewegt. Seine Energie bezieht der Transporter mit einer Zuladung von 1,1 Tonnen von Kollektoren eines Solarports auf dem Betriebsgelände Wickingstraße – „oder über jede Steckdose“. Preis: unter 10 000 Euro dem Vernehmen nach.
Die Beteiligungen der Stadt verfügen über insgesamt sechs Ladestationen. Weitere 19 Ladestationen – darunter acht in Gelsenkirchen – betreibt die Emscher Lippe Energie Gmbh (ELE) in ihrem Verbreitungsgebiet.
DHL hat nun Firma und Produktion übernommen
„Wir sind von dem Hersteller Anfang des Jahres zu einer Präsentation eingeladen worden und haben dort sofort unser Interesse an einem Praxistest bekundet“, erklärt der für Gelsendienste zuständige Stadtrat Dr. Christopher Schmitt. Das Fahrzeug sei im Rahmen eines Forschungsprojektes an der renommierten TH Aachen entwickelt worden. Die Deutsche Post DHL hat nun Firma und Produktion übernommen. Zuvor waren Versuche des Logistikunternehmens, durch die Autoindustrie ein Elektrofahrzeug für den Zustellbetrieb entwickeln zu lassen, fehlgeschlagen, woraufhin die Post entschied, selbst ein Fahrzeug zu entwickeln. „Mittlerweile nutzt sie 2000 dieser Streetscooter für die Brief- und Paketzustellung“, so Schmitt weiter.
>> Das Elektro-Fahrzeug kommt bei Mitarbeitern und Bürgern gut an
Gelsendienste-Bereichsleiter Heimo Stegner berichtete von einem positiven Feedback seitens der Belegschaft und der Bevölkerung auf den Streetscooter. „Vor allem der geräuscharme Antrieb kommt gut an“, sagt Stegner. Auch habe man bislang keine Kinderkrankheiten bei dem Fahrzeug festgestellt.
Im Gelsenkirchener Stadtgebiet sind acht sogenannte VW e-up (Listenpreis aktuell: ab 26 900 Euro) unterwegs. Die kleinen Elektrofahrzeuge der Stadt haben eine Reichweite von 120 bis 140 Kilometern und werden beispielsweise von den Baumkontrolleuren oder für kurze Dienstfahrten genutzt. Sie tanken Solarstrom.
In der jüngeren Vergangenheit sind viele Car-Sharing-Unternehmen wie Pilze aus dem Boden geschossen – dem Trend folgend, dass das Image des Autos in Privatbesitz sinkt. In Gelsenkirchen war es beispielsweise Citee Car. Anfang 2016 bekamen Kunden eine E-Mail, die sie informierte: Das Unternehmen ist insolvent.