Gelsenkirchen. . Die Biologin leitet die Zooschule der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen und bietet ein breites Lehrangebot für Kitas bis zu Universitäten.
- Seit anderthalb Jahren arbeitet Lisa Schwarz als Pädagogin in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen
- Sie möchte vor allem Schulen in den Zoo holen, im Jahr 2016 kamen bereits 200 Klassen
- Gerade Kinder finden Unterricht bei der 29-Jährigen spannend, natürlich besonders wegen der Tiere
Die Kinder lachen fröhlich, wenn sie nicht gerade fauchen. Leana und Marlene kriechen auf allen Vieren, möglichst majestätisch, unter einem Tisch hindurch. Jetzt sind sie Löwinnen, verstehen keine Sprache und achten auf die Gesten ihrer Mitschülerin Louisa. Sie ist in die Rolle der Löwentrainerin geschlüpft und versucht ihnen neue Bewegungsabläufe beizubringen, auf Kommando Springen und Hinlegen. Bisher wissen die beiden Raubkatzen nur, dass sie mit dem linken Knie die Handfläche ihrer Trainerin berühren müssen. „Warum sind die nur so schwer zu erziehen?“, klagt Louisa.
Biologin Lisa Schwarz, die die Kinder im Klassenraum bei der Übung beobachtet, schmunzelt. Ihr Unterricht ist immer etwas Besonderes, meist sogar ein kleines Abenteuer. Denn die 29-Jährige leitet die Zooschule in der Zoom Erlebniswelt.
„Fast jedes Thema lässt sich auf die Tierwelt übertragen“
„Fast jedes Thema lässt sich auf die Tierwelt übertragen“, sagt Schwarz, deshalb sei ihre Arbeit als Zoopädagogin sehr vielseitig. Gerade bringt sie der Zoo-Arbeitsgemeinschaft des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums bei, wie und warum man Tiere trainiert. „Ihr könnt ja ein Nashorn nicht einfach so festhalten wie ein Kaninchen. Das macht euch platt.“ Dass es daher lieber gelernt haben sollte, ruhig stehen zu bleiben, wenn der Tierarzt kommt, leuchtet den sieben Fünftklässlern ein.
Ihr eigener Praxistext zeigt ihnen außerdem, dass es auch für ein Tier frustrierend sein kann, wenn es nicht versteht, was der Trainer von ihm will. Vor allem, weil es dann auf Streicheleinheiten, Futter oder Spielzeug als Belohnung verzichten muss. Die Lektion ist angekommen, und das freut Lisa Schwarz.
Die Biologin arbeitet seit August 2015 bei der Zoom Erlebniswelt. „Ich lebe für den Job und bin mit viel Leidenschaft und Begeisterung dabei.“ Dabei wusste sie erst nach dem Abitur, durch ein freiwilliges ökologisches Jahr im Nürnberger Tiergarten, „dass ich im Zoo arbeiten will“. Sonst wäre sie, wohl Juristin oder Psychologin geworden. Dass es anders gekommen ist, bezeichnet sie als „richtigen Glücksfall“. So ist dann auch ihre Euphorie für den Beruf spürbar, das Glitzern in ihren Augen echt.
Paarungsverhalten ist bei Neuntklässlern die Geheimwaffe gegen Desinteresse
Diese Euphorie möchte sie auch bei anderen entfachen und hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Sie möchte mit möglichst vielen Bildungseinrichtungen aus Gelsenkirchen zusammenarbeiten, von der Kita bis zur Hochschule. Besonders aber die Schulen möchte sie in den Zoo locken und ihnen neben dem Faktenwissen – über die Evolution, Gruppenverhalten oder sogar die Zahnhygiene der Paviane – auch immer etwas über Arten- und Umweltschutz beibringen. Gut 200 Klassen waren im vergangenen Jahr bei ihr.
„Lebende Tiere begeistern und faszinieren Schüler, auch wenn es nicht immer alle zugeben“, sagt Schwarz. Für Altersgruppen, die den Zoo für uncool halten, hat sie jedoch eine Geheimwaffe: „Etwas über das Paarungsverhalten zu erzählen, ist in der neunten Klasse immer der Renner.“
Am Ende der Wissensexpedition warten die Eisbären
Solche Tricks braucht sie jetzt bei der Zoo AG nicht. Wissbegierig saugen die Zehnjährigen alle Informationen auf und machen engagiert mit. Doch es bleibt nicht nur beim Reden und bei Übungen. Die Biologin reicht gerade einen Betäubungspfeil herum und den grünen Gips, in dem mal ein verletzter Schimpansenfuß steckte.
Danach folgt das Schönste für die Kinder: eine Wissensexpedition durch den Zoo. „Zu den Eisbären“, jubeln die Schüler. „Mir macht es hier großen Spaß, weil wir immer neue Sachen dazulernen“, sagt Ana, als die Kinder bei den Schnee-Eulen stehenbleiben. Dort staunen sie, wie weit die Vögel ihre Köpfe drehen können. Lisa Schwarz reicht dabei drei Federn herum – von der Eule, der Gans und dem Strauß. Blitzschnell vergleichen die Kinder und wissen, warum die Schnee-Eule in der Luft fast nicht zu hören ist: Ihre Federn sind ausgefranzt und machen kaum Lärm.
Beim nächsten Besuch geht’s vielleicht ins Tierkrankenhaus
Schließlich führt Lisa Schwarz, die auch Chefin der Gelsenkirchener Zoolotsen ist, die Fünftklässler nach weiteren Lernstationen zu den Eisbären und die Schüler grinsen breit, als sie zwei Tiere auf den Felsen des Freigeheges sehen. Auch die Bären erspähen die Besucher, rappeln sich auf und tapsen an den Rand des Felsens. Nah genug dass man ihr Fell auf den Fußsohlen erkennt. Ganz klar, das haben sie, damit sie besser auf rutschigem Eis laufen können.
Für die Schüler geht der Besuch der Zooschule viel zu schnell vorbei, aber in sechs Wochen kommen sie mit ihrer Arbeitsgemeinschaft wieder. Dann geht’s mit Lisa Schwarz vielleicht ins Tierkrankenhaus.