Gelsenkirchen. . Wussten Sie, dass es im 19. Jahrhundert einen Tierpark mitten in der Altstadt von Gelsenkirchen gab? Alexander Pentek erzählt seine Geschichte
Wer über den Parkplatz der Zoom Erlebniswelt schlendert, sieht Autos mit Nummernschildern, die weit über die Grenzen des Ruhrgebietes herausreichen. Sogar Niederländer und Belgier pilgern nach Gelsenkirchen, um sich die wilden Tiere von Alaska, Asien oder Afrika anzuschauen.
Eine Tierschau mitten in der Stadt
Doch was heute kaum noch jemand weiß: Gelsenkirchen war schon eine Zoostadt, lange bevor es den Ruhrzoo gab, der 1949 eröffnete und ab 2004 in die Zoom Erlebniswelt umgewandelt wurde.
Mitten in der Altstadt, dort wo heute ein Imbiss, ein asiatisches Restaurant und ein Blumenladen auf eine Bank treffen, gründete der Gelsenkirchener Karl Cofflet im Jahr 1889 an der damaligen Marktstraße, der heutigen Von-Oven-Straße, hinter einer kleinen Gaststätte eine imposante „Tierschau“ im Hinterhofgarten.
„Ich interessiere mich für die Geschichte der Stadt“
Der Gelsenkirchener Autor Alexander Pentek hat sich auf die Spur dieses Tiergartens begeben und eine 67 Seiten lange Veröffentlichung dazu herausgegeben. „Gelsenkirchens vergessener Zoo“ heißt die Publikation, die für fünf Euro unter anderem in der Buchhandlung Junius an der Sparkassenstraße und bei Magnus Optik an der Gabelsbergerstraße 11 erhältlich ist. Doch wie kommt man dazu, so eine Veröffentlichung zu erarbeiten? „Ich interessiere mich ja sehr für die Geschichte Gelsenkirchens und besuche auch gerne Zoos. Da lag es nahe, beide Interessen einmal zu verbinden“, sagt Alexander Pentek, der sich in Gelsenkirchen mit seinen Ruhrgebietskrimis, die alle in dieser Stadt spielen, einen Namen geschaffen hat, lachend.
„Ich hatte eher zufällig von diesem Zoo gehört und habe aber schnell gemerkt, dass es kaum noch Informationen dazu gibt. Das hat meine Neugierde geweckt“, sagt der 29-Jährige. Im Gelsenkirchener Stadtarchiv stieß er bei seinen Recherchen auf einen Artikel, der 1889 in der Zeitschrift „Der Zoologische Garten“ erschienen war.
Wilde Tiere mitten in der Altstadt
„Der Autor, dessen Vorname leider nicht überliefert ist, er wird nur mit A. Hertz angegeben, schildert darin sehr detailreich, welche Tiere es in dem Gartenstück hinter der Gaststätte ,Zum Tiergarten’ damals gab“, berichtet Alexander Pentek.
Seltene Tierarten
„Es ist wirklich erstaunlich, wie es der Besitzer verstanden hat, mit wenig Mitteln aus dem Fleck Garten von nur rund 50 Schritt Länge und 20 Schritt Breite ein solch reizendes Etablissement zu schaffen“, schwärmt der Zeitschriftenautor in seinem Artikel aus dem 19. Jahrhundert, und listet die Tiere auf, die hier untergebracht wurden: Raubsäugetiere wie Fuchs, Dachs, Iltis, Frettchen und Waschbär sind ebenso darunter wie Damhirsche und Heidschnucken, diverse Vogelarten (auch exotische, wie etwa bunte Papageienarten) und Alligatoren sowie Schlangen, die vorsichtshalber in Terrarien untergebracht wurden.
Die Informationen über den Zoo waren rar gesät
„Man sieht deutlich, wie sehr dem Inhaber sein zoologischer Garten ans Herz gewachsen ist und mit welcher Liebe und welchem Verständnis derselbe sich seiner Lieblinge annimmt“, schreibt der historische Autor.
„Die Zusammenstellung der Tiere hat sich im Laufe der Jahre immer wieder geändert, allerdings habe ich keine weiterführenden Texte über den Zoo gefunden, mir dienten da lediglich die Werbungen des Tierparks als Anhaltspunkt, die in den Gelsenkirchener Tageszeitungen erschienen sind“, merkt Alexander Pentek an. Gut übersichtlich hat er alle Werbeanzeigen von Ende der 1880er Jahre bis Mitte der 1890er Jahre zusammengetragen. „Die Spur des Tiergartens verliert sich während des Ersten Weltkrieges“, schreibt Alexander Pentek ein wenig wehmütig.
Ein Blick in die Geschichte der Zoostadt an der Emscher
Alexander Penteks „Gelsenkirchens vergessener Zoo – Die verschwundene Wunderwelt des Tiergartens und die wechselvolle Geschichte der Zoostadt an der Emscher“ ist im Höchlerbach-Verlag erschienen.
Pentek erzählt dabei auch die Geschichte des Ruhrzoos und des legendären „Löwenparks“ des Grafen Egon von Westerholt im Stadtnorden.