Bochum/Essen. . Bogestra erlaubt Obdachlosen in Eis-Nächten Zutritt zu Stationen in Herne, Gelsenkirchen und Bochum. Die Evag gibt kostenlose Tickets aus.
Minustemperaturen, eisige Kälte und Schnee: Auch unter diesen Bedingungen leben viele Menschen auf der Straße. Für sie hat sich die Bogestra ein besonderes Angebot überlegt. Die Rolltore zu den U-Bahnstationen am Gelsenkirchener und Bochumer Hauptbahnhof sowie am Herner Bahnhof lassen sie bei Temperaturen ab etwa Minus acht Grad auch während ihrer nächtlichen Betriebspause geöffnet.
Obdachlose können sich dann dort einige Stunden aufwärmen. „Voraussetzung ist, dass es eine Kälteperiode über mehrere Tage gibt", sagt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. Allerdings gebe es nicht viele Menschen, die dieses Angebot nutzen würden, weiß Bruns aus Erfahrung. Seit mindestens 18 Jahren bietet die Bogestra Obdachlosen diese Möglichkeit. Probleme habe es in dieser Zeit nie gegeben. Außerdem gebe es eine Videoüberwachung und auch Kundenbetreuer, die 24 Stunden am Tag ihre Runden drehen, schauten ebenfalls mal vorbei. „Sobald die ersten Reisenden kommen, verlassen die Obdachlosen die Stationen wieder."
Obdachlose könnten in den Tunnel laufen
Die Bogestra ist mit ihrem Kurs jedoch allein auf weiter Flur. Bei der Essener Verkehrs-AG (Evag) und der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) besteht diese Möglichkeit für Obdachlose nicht. Die beiden Verkehrsgesellschaften, die sich derzeit im Fusionsprozess befinden, nennen für diese Entscheidung Sicherheitsgründe.
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„Die Obdachlosen könnten in die Tunnel laufen. Wir müssten dann präventiv vor dem Fahrantritt durch die Röhren laufen und kontrollieren, dass dies nicht der Fall ist", sagt Evag-Sprecher Jens Kloth.
Evag gibt Tickets für Obdachlose aus
Die Evag unterstützt in der Winterzeit unter dem Motto "Kältebrücke - Eiskalt helfen" das Essener Bündnis "Essen packt an!" und das Deutsche Rote Kreuz. Obdachlose werden zu Schlafstätten gebracht und können am nächsten Tag mit Bussen und Bahnen der Evag weiterfahren. "Wir hoffen mit dieser Aktion Obdachlosen gezielt helfen zu können", erklärt Sprecherin Sylvia Neumann.
Verkehrsgesellschaften in Sorge vor Unfällen
Auch andere Verkehrsgesellschaften in der Region verweisen auf Notschlafunterkünfte, anstatt ihre U-Bahnhöfe zum Schlafen zu öffnen. Die Dortmunder DSW 21 lässt Haltestellen grundsätzlich nicht geöffnet. „Diese Linie fahren wir schon seit Jahren", sagt Wolfgang Herbrand, Leiter der Unternehmenskommunikation und nennt als Grund eine erhöhte Unfallgefahr.
Auch die Rheinbahn lässt die Rolltore zu ihren U-Bahnhöfen nicht offen stehen, um Obdachlose dort in kalten Winternächten schlafen zu lassen. „Eine U-Bahnstation ist keine würdige Bleibe", sagt Georg Thomas Schumacher, Leiter der Unternehmenskommunikation. Dort gebe es keine Waschmöglichkeit, keine Betreuung und noch nicht mal eine Toilette.
„Es gibt in Düsseldorf andere Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose." Zudem bestehe Lebensgefahr, wenn Menschen etwa in die Tunnel gehen würden und dann Züge, die auf Überführungs- oder Testfahrt seien, dadurch rasen. „Menschen in den U-Bahnstationen schlafen zu lassen, ist wirklich das allerletzte Mittel, wenn eine Kommune sonst nichts anbieten kann", sagt Schumacher.
Bei der Bogestra hingegen wird das Angebot nicht hinterfragt. „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit und ein Akt der Menschlichkeit", sagt Sandra Bruns.