Essen. . Trotz der Minus-Temperaturen nutzen einige Obdachlose nicht die Notschlafstellen der Stadt. Dabei wäre dort genug Platz vorhanden.

  • 1700 Wohnungslose in Essen, nur 13 schlafen trotz Minustemperaturen draußen
  • Genügend Schlafstellen in den Notunterkünften der Stadt vorhanden
  • Stattdessen schlafen die Obdachlosen an geheimen Orten und in Behelfsunterkünften

Eine Nacht im Warmen. Eine warme Mahlzeit. Dicke, gefütterte Kleidung. In Essen schlafen trotz der frostigen Temperaturen mindestens 13 Wohnungslose zur Zeit weiterhin auf der Straße. Sie verbringen die Nächte auf Bänken, Hauseingängen oder Lüftungsschächten. Dabei wären in den Notschlafstellen der Stadt sogar noch Plätze frei.

In der Notübernachtungsstelle an der Lichtstraße schlafen momentan pro Nacht durchschnittlich 50 Menschen, sagt Bereichsleiterin Petra Fuhrmann. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind es mehr geworden, da lag die durchschnittliche Belegung bei 42 Personen“, so Petra Fuhrmann.

Regen und heiße Temperaturen sind ein Problem

Der Anstieg hat nicht nur mit den kalten Temperaturen zu tun. Es zeigt die Entwicklung der letzten Monate und Jahre. Denn in Essen steigt die Zahl der Wohnungslosen. Im Beratungszentrum an der Maxstraße, wo Fuhrmann arbeitet, werden gut 1700 Wohnungslose betreut. Vor nicht allzu langer Zeit lag man noch bei 1300 Fällen.

Die Notübernachtungsstelle an der Lichtstraße bietet Wohnungs- und Obdachlosen Zuflucht. Für bis zu 58 Personen ist  Platz, es können aber Betten hinzugestellt werden.
Die Notübernachtungsstelle an der Lichtstraße bietet Wohnungs- und Obdachlosen Zuflucht. Für bis zu 58 Personen ist Platz, es können aber Betten hinzugestellt werden. © Socrates Tassos

Von diesen 1700 Menschen gibt es, wie Fuhrmann weiß, fünf Personen, die keine Unterkunft für die kalten Nächte haben und acht, die in Behelfsunterkünften wie Gartenlauben schlafen. Dass sie dennoch lieber die Abende draußen verbringen, hänge mit deren guter Organisation zusammen. „Viele von ihnen haben geheime Plätze, an denen sie es einigermaßen warm haben. Sie wissen auch, wo sie einen warmen Kaffee oder Brötchen herbekommen.“ Manche profitieren gerade im Dezember von der spendenfreundlichen Vorweihnachtsstimmung. „Wohnungs- und Obdachlose sind dann sichtbarer für andere Menschen“, so Fuhrmann. Problematisch werde es im Grunde erst, wenn Regen dazu kommt – oder bei sehr heißen Temperaturen im Sommer.

Obdachlose bekommen warmes Essen

Nicht nur die Beratungsstelle kümmert sich um die Menschen ohne Bleibe. Auch der Verein „Warm durch die Nacht“ schaut nach den Obdachlosen. Mit Hilfe der Tafel sowie Spenden aus der Bevölkerung sei drei Mal wöchentlich die Versorgung gesichert, sagt Ingrid Steinhauer-Sarr. Mehr könnten sie momentan nicht stemmen. Meist kommen bis zu 50 Leute, erzählt sie . Viele sind bekannte Gesichter. Nur ab zu kommen Neue dazu. „Sie werden meist von anderen mitgebracht, obwohl wir auch immer Ausschau halten.“

Bei der Notschlafstelle für Jugendliche indes gibt es in der Regel keine großen Schwankungen bei den Gästen, dennoch waren am Donnerstag alle acht Plätze belegt – eine Person musste abgewiesen werden. „Das hatte aber andere Gründe. Derjenige hat hier Hausverbot“, betont Manuela Grötschel, Leiterin der Notschlafstelle. Dennoch habe der junge Mann nicht auf der Straße schlafen müssen und sei weitervermittelt worden. Niemand muss in Essen auf der Straße schlafen, der es nicht möchte.

>> WEITERE HILFSANGEBOTE FÜR OBDACHLOSE

Der DRK „Kältebus“ liefert warmes Essen und Getränke sowie Anziehsachen aus Spenden. Der Bus rückt aus, wenn die Temperaturen über mehrere Tage im Minusbereich liegen.

Markus Pajonk und „Essen packt an“ sind ebenfalls mit warmem Essen unterwegs, zwei Mal pro Woche und bei Temperaturen unter acht Grad.