Gelsenkirchen. . Wohnung von 80-Jähriger soll Drogendealern als Lager und Umschlagplatz gedient haben. Ihr Sohn wurde bereits zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Eine 80-jährige Gelsenkirchenerin steht ab der kommenden Woche wegen Drogenbesitzes und Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln vor dem Essener Landgericht. Die Seniorin ist die Mutter eines 44-jährigen früheren Anführers einer international agierenden Dealerbande, der im August bereits zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden ist. Die Wohnung der 80-Jährigen soll den Drogenhändlern als Lager und Umschlagplatz gedient haben. Außerdem habe sie ihren Sohn bei Kurierfahrten in die Niederlande begleitet.

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft ging es in den Jahren 2010 und 2011 zu insgesamt drei Trips nach Roermond und Rotterdam. Einmal soll ihr Sohn, der den Ermittlern als Haupttäter gilt, dort ein Kilogramm Heroin abgeholt haben. Einmal soll er im Beisein seiner Mutter 70.000 Euro an Mittelsmänner übergeben haben, ein weiteres Mal 120.000 Euro. Die für diesen Betrag bestellten Drogen seien dann von anderen zu der Bande gehörenden Kurieren abgeholt worden. Der 80-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft außerdem vor, in mehreren Fällen in ihrer Wohnung Heroin im jeweils zwei- bis dreistelligen Grammbereich an Konsumenten verkauft und dafür auch Geld kassiert zu haben.

Beide Angeklagte schweigen zu den Vorwürfen

Mitangeklagt ist in diesem Verfahren auch eine 36-jährige Gelsenkirchenerin, die die Freundin des Haupttäters gewesen sein soll. Sie soll in einem Fall eine kleine Menge Heroin im Auftrag des 44-Jährigen verkauft haben.

Den Rauschgiftring, dem fast zehn Beteiligte angehört hatten und der laut Staatsanwaltschaft seit Ende des vergangenen Jahrzehnts einen schwunghaften Handel in Gelsenkirchen betrieben hatte, wurde von der Polizei im Herbst 2015 nach mehrmonatigen Ermittlungen gesprengt. Noch in diesem Jahr wurden letzte Beteiligte festgenommen. Inzwischen ist ein Großteil der Bande zu teils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Neben ihren Drogengeschäften vor Ort in Gelsenkirchen sollen einzelne Mitglieder auch Kurierfahrten mit Drogen von den Niederlanden bis nach Spanien unternommen haben.

Die 80-Jährige, gegen die ab kommendem Freitag verhandelt wird, ist bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Die mitangeklagte 36-Jährige hat bereits eine Freiheitsstrafe wegen des Handels mit Betäubungsmitteln abgesessen. Beide Frauen haben zu den Tatvorwürfen in diesem Fall bislang keine Angaben gemacht. Das Landgericht hat für den Prozess zunächst vier Verhandlungstage angesetzt.