Essen. Selbst die über 70 Jahre alte Mutter soll mitgemacht haben in dem schwunghaften Handel mit Heroin. Sechs Gelsenkirchener sind jetzt angeklagt.
Einer der Hauptangeklagten wirft Kusshändchen ins Publikum, auch der Rest der insgesamt sechs Angeklagten grüßt freundlich. Man kennt sich eben. Auch laut Anklage sind die Gelsenkirchener eine verschworene Gemeinschaft, die von 2008 mit 2015 einen schwunghaften handel mit Heroin betrieben haben sollen.
Ein Tipp aus der Szene hatte die Polizei auf ihre Spur gebracht. Mit abgehörten Telefonaten und Observationen verdichtete sich der Verdacht gegen die Angeklagte. Die Besetzung der Anklagebank ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt noch Verfahren gegen andere Gelsenkirchener. Dazu gehört auch die Mutter von Frank W. (43), sie ist über 70 Jahre alt. Bei ihr soll das Heroin gelagert worden sein, sie soll auch Geld kassiert haben, wenn die Kunden den Stoff abholten. Händler mit Familiensinn.
Wöchentlich ein Kilo Heroin
Die Menge des Heroins, das meist aus den Niederlanden geholt wurde, liegt im dreistelligen Kilobereich. Die Staatsanwaltschaft hat insgesamt 137 Taten vor der VI. Essener Strafkammer angeklagt. Die fünf Mitangeklagten von Frank W., darunter zwei Frauen, sind zwischen 35 und 53 Jahre alt. Einigen ist die lange Drogenkarriere durchaus anzusehen.
Frank W. soll in einem Jahr wöchentlich ein Kilo Heroin von einem Gewerbegebiet in der Nähe der holländischen Grenze abgeholt haben. Später soll er den Stoff von einem unbekannten Lieferanten im niederländischen Roermond bezogen haben. Versteckt wurde die Droge, ebenfalls jeweils ein Kilo, in Waschmittelpaketen, sagt die Anklage. 10.000 Euro kostete ein Kilogramm.
Transport nach Mallorca
Für einen anderen Drogenlieferanten aus Holland soll Frank W. auch den Transport nach Mallorca organisiert haben. Da ging es auch um andere Rauschgifte. Zwei Kuriere sollen in Frankreich festgenommen worden sein. Sechs Kilo Kokain soll die Polizei im Pkw gefunden haben.
Der Stoff, der nach Deutschland ging, soll in präparierten Pkw versteckt worden sein. In Gelsenkirchen soll er in einer Werkstatt von Frank W. wieder ausgebaut worden sein. Verkauft wurden die Drogen mal bei Penny in Rotthausen oder im Stadtgarten.
Am Montag zum Prozessauftakt kommt das Gericht nur mühsam weiter. Zunächst rügen die Verteidiger die angeblich falsche Besetzung des Gerichtes. Bei diesem komplexen Verfahren seien die zwei Berufsrichter zu wenig, drei sollten es sein. Später klagen sie, ihnen sei nicht die komplette Akte zur Verfügung gestellt worden. Sieben weitere Prozesstage sind geplant.