Gelsenkirchen. . Beim zweiten Speed-Dating der Ehrenamtsagentur werben Aktive für mehr gesellschaftlichen Einsatz. 16 Vereine und Verbände stellen sich in Gelsenkirchen vor.
„Ehrenamt beginnt im Alltag. Sie fahren zum Einkaufen? Warum fragen sie nicht Ihren Nachbarn, der nicht mehr so gut zu Fuß ist, ob sie ihm etwas mitbringen können?“ Mr. Mambo alias Norbert Labatzki ist am Samstagmittag ganz in seinem Element. Vor der St. Hippolytus-Kirche wirbt der Musiker und Entertainer zwei Stunden lang lautstark und eloquent für mehr gesellschaftlichen Einsatz. Es ist das zweite „Gelsenkirchener Engagement-Speed-Dating“, organisiert von der Ehrenamtsagentur mit Sitz an der Ahstraße.
„Heute sind 16 Vereine und Verbände hier, die sich vorstellen möchten und um Helfer werben“, informiert Manuela Feuersenger. Sie ist eine von drei städtischen Mitarbeitern bei der Agentur. „Viel Mitbürger wissen gar nicht, was sie eigentlich alles machen könnten“. Ein Themenschwerpunkt ist die Inklusion, Hilfe für Menschen mit Behinderungen. Um den Passanten näher zu bringen, wie vielfältig eine freiwillige Unterstützung von Menschen und Einrichtungen sein kann, holt sich Mr. Mambo alle fünfzehn Minuten ein leuchtendes Beispiel ans Mikrofon.
Jugendrat wirbt für mehr Interesse
„Sie spielen Schach oder Mensch ärger Dich nicht? Oder erzählen von ihrem Beruf oder einer Reise? Kommen sie zu unserer OGS, die Kinder freuen sich über jeden Besuch“, preist Jasmin Tucholski eine Mitarbeit an der Grundschule Sandstraße an. Die 43-Jährige näht dort seit Jahren mit den Schülern im offenen Ganztag. „Begonnen hat das Engagement als mein Kind noch selbst dort war.“ Ihre Tochter ist längst auf der weiterführenden Schule, sie ist geblieben. „Es werden immer Menschen benötigt, die dort die Nachmittage gestalten“.
Auch TV Westfalia 1884 Buer kann für seine tausend Mitglieder stets neue Übungsleiter gebrauchen. Der Verein für Leistungs-, Breiten-, Freizeit-, und Gesundheitssport bietet Helfern im Gegenzug eine Ausbildung zum Trainer. „Gerade für junge Leute ist das ein Angebot, von dem sie ihr ganzes Leben lang profitieren können. Anderen zu helfen, bringt einen persönlich weiter“, sagt Paul Severin.
Für mehr politisches Interesse als Grundpfeiler einer friedlichen, sozialen Gesellschaft wirbt der Jugendrat. „Wir müssen Jugendlichen nahe bringen, dass Politik nicht nur von grauhaarigen Leuten gemacht werden kann und gemacht wird“, erklärt Ibrahim Coban (28). Der Sozialpädagoge, Leiter des Bauspielplatzes an der Bottroper Straße, muss allerdings zugeben, dass sich am Samstag das Interesse in Grenzen hält. „Wir haben nicht ganz so viel Publikum wie im vergangenen Jahr“, resümiert Karina Wrona, Vorsitzende der Ehrenamtsagentur. Es werde 2017 eine dritte Speed-Dating-Börse geben. Im Fokus stehe dann, wie sich behinderte Menschen einsetzten können. „Auch das ist Inklusion“.
Derr Hintergrund
Motiviert durch das hohe Engagement der Gelsenkirchener Bürgerschaft während der Fußball-WM 2006, wurde der Verein Ehrenamtsagentur gegründet. Damals sei sichtbar geworden, heißt es auf der Homepage der Agentur, „wie viele Menschen bereit waren, sich für ihre Stadt zu engagieren“. Eine breite Palette von Möglichkeiten dazu steht heute zur Verfügung.
Info: Ehrenamtsagentur, Ah- straße 9, 0209 179 89 30, geöffnet mo. – fr. , 10 bis 16 Uhr.