Gelsenkirchen. . 131 junge Leute wurden am Mittwoch im Hans-Sachs-Haus zu Kommissaren ernannt. Mit zwei von ihnen sprach die WAZ über Herausforderungen des Berufs.
- 131 Polizeianwärter bekamen Mittwoch im Hans-Sachs-Haus ihre Ernenungsurkunden überreicht
- Von Donnerstag an sind sie als Kommissare im Dienst und tragen den ersten Stern
- Zwei Studienabsolventen sprechen über ihre Ausbildung und die Karrierevorstellungen
Zeugen befragen, Räuber jagen, Straßen absperren: Nur einige der vielen Aufgaben, bei denen Polizisten nun Unterstützung vom jungen Nachwuchs bekommen: Am Mittwoch wurden 131 Polizeianwärter, die ihre Ausbildung an der Gelsenkirchener Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) mit dem Bachelor abgeschlossen haben, im Hans-Sachs-Haus offiziell zu Polizeikommissaren ernannt. Ein Jahr werden die Jung-Kommissare nun im Wach- und Wechseldienst tätig sein, bevor es in der Regel drei Jahre zur Bereitschaftspolizei geht. Mit zwei von ihnen sprach die WAZ über ihre Ziele und die Herausforderungen ihrer Arbeit.
Für Daniel Pietscher liegt der Reiz seines Berufs in der Abwechslung: „Als Polizist erlebe ich jeden Tag etwas Neues. Ich weiß nie, was der Tag bringt“, sagt der 29-Jährige. Mit vielfältigen Herausforderungen sei er so in seinem Job konfrontiert. „Aus einer einfachen Verkehrskontrolle kann plötzlich Widerstand erwachsen.“
Ein festes Ziel vor Augen
Der junge Polizist hat ein festes Ziel vor Augen: „Ich möchte gerne zur Hubschrauberstaffel“, sagt der ausgebildete Hubschrauberpilot, der zuvor Offizier bei der Bundeswehr war. „Dort waren die Karriere- und Entwicklungschancen nicht mehr so gegeben, daher habe ich mich entschieden, zur Polizei zu wechseln“, erzählt Pietscher.
Auch Katharina Platte hatte ein Arbeitsleben vor der Polizei: Für die gelernte Krankenschwester stand jedoch schnell fest, dass dies nicht ihr berufliches Endziel sei. Also machte sie das Abitur und schließlich ihren Bachelor an der FHöV. „Der Beruf der Polizistin hat mich immer schon gereizt“, sagt sie heute. Auch sie schätzt die Abwechslung, die der Job mit sich bringt. „Jeder Einsatz ist besonders, da er nicht immer gleich ist und ich mich dabei jedes Mal weiterentwickeln kann.“ Ein festes Ziel hat die 27-Jährige zwar noch nicht, „mein Hauptziel war erst einmal, das Studium zu bestehen“. Aber: „Die Kommissariate, die für Tötungs- oder Sexualdelikte zuständig sind, interessieren mich besonders.“ Die Polizei sei für sie eine Institution mit unendlich vielen Möglichkeiten. „Mir stehen hier so viele Türen offen“, sagt die junge Frau.
Dabei sind es keine leichten Themen, die auf die Polizisten zukommen. Nach besonders schwierigen und belastenden Einsätzen gilt es, das Erlebte zu verarbeiten und abzuschalten. „Im vergangenem Jahr habe ich einen Einsatz zu einem sehr schweren Motorradunfall gehabt. Wir waren die ersten am Unfallort“, erinnert sich Platte. Danach habe ihr Sport sowie Gespräche mit Kollegen und Freunden geholfen. „In meiner Dienstgruppe habe ich viel Unterstützung bekommen. Es gab viele, die gefragt haben wie es mir geht. Man wird da nicht alleine mit seinen Erlebnissen gelassen“, berichtet Platte.
Auch wenn ihr Kollege noch keinen Einsatz hatte, den er „mit nach Hause genommen“ habe, ist gerade der Teamgeist das, was Daniel Pietscher am Polizeiberuf schätzt. „Schließlich muss man sich auf seinen Partner blind verlassen können.“ Um mit dem Erlebten auf Einsätzen zurecht zu kommen, versucht Pietscher, eine professionelle Distanz aufzubauen. „Sonst geht man irgendwann kaputt.“
Eine Zunahme der Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Beamten hätten die beiden indes nicht festgestellt. „Solange ich den Menschen freundlich gegenüber trete, sind die auch freundlich“, berichtet Platte. Als Frau habe sie in ihrem Job noch keinen Nachteil gehabt. „Ich möchte auch nicht, dass da Unterschiede gemacht werden“, sagt sie. Im Kontakt mit Bürgern sei es sogar von Vorteil, Polizistin zu sein. „Wir werden oft freundlicher eingeschätzt, uns glaubt man öfter.“ Auch Daniel Pietscher bestätigt: „Es ist oft hilfreich, mit einer Kollegin unterwegs zu sein.“
Die frisch ernannten Kommissare steckten sich den ersten Stern an
Im Hans-Sachs-Haus wurden den jungen Uniformierten, die jetzt mit dem Bachelor ihre Ausbildung an der FHöV abgeschlossen haben, ihre Ernennungsurkunden überreicht. Ab Donnerstag sind die frisch gebackenen Kommissare und Komissarinnen im Dienst.
Polizeipräsidentin Anne Heselhaus-Schröer begrüßte die Absolventen und ihre Angehörigen im Foyer. Im Anschluss zollte Oberbürgermeister Frank Baranowski den Nachwuchspolizistinnen und -polizisten seinen Respekt: „Wir in den Städten brauchen sie, gerade in dieser Zeit. Darum sind wir in Gelsenkirchen gerne Gastgeber dieser Ernennungsfeier.“
Nach der Rede des Oberbürgermeisters wandte sich auch der Personalratsvorsitzende Matthias Büscher an die Absolventen. „Ihr könnt stolz auf euch sein. Ihr habt euch für den schönsten Beruf der Welt entschieden – zumindest aus meiner Sicht“, sagte er.
Gleichzeitig gab Matthias Büscher den Auszubildenden der Polizei noch einen Rat mit auf den Weg: „Noch seid ihr keine fertigen Polizisten, dafür müsst ihr erst noch Lebenserfahrung sammeln. Erfüllt euren Dienst immer mit Aufrichtigkeit und Empathie.“ Und sagte auch noch: „Passt gut auf Euch auf.“
Dann war es an Thorsten Sziesze, Pressesprecher der Polizei Gelsenkirchen, die Überreichung der Ernennungsurkunden anzumoderieren. „Wir starten jetzt“, erklärte er, „die Sterne können aufgehen.“ Damit waren die neuen Schulterkappen mit dem ersten aufgestickten Stern gemeint, den die frisch ernannten Kommissare gemeinsam mit der Urkunde überreicht bekamen.
„Für das Foto dürft ihr den Stern tragen, nur in freier Wildbahn noch nicht“, erinnerte sie Sziesze. Denn erst ab 1. September gilt die Ernennung als offiziell.