Gelsenkirchen. Auf dem Gelände der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen soll ein Bildungscampus entstehen.
Die Westfälische Hochschule (WH) gibt sich zugeknöpft, wenn es um dieses Thema geht: Auf dem WH-Gelände soll ein Bildungscampus entstehen. Hinter diesem Arbeitstitel verbirgt sich nach Informationen der WAZ mindestens ein Teilumzug. Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW (FHöV) soll sich im Norden Gelsenkirchens ansiedeln. Das soll die Lösung sein, um die Raumprobleme in den Griff zu bekommen und den Gesamtstandort abzusichern.
Die Zentralverwaltung der FHöV sitzt aktuell in Ückendorf am Haidekamp. Ausgebildet wird auch an der Wanner Straße in Bulmke-Hüllen. 835 junge Menschen studieren derzeit am Standort Gelsenkirchen, davon 357 im Studiengang Kommunaler Verwaltungsdienst und 478 im Studiengang Polizeivollzugsdienst.
Steigende Studierendenzahlen
Im Gespräch ist dieses Gedankenmodell: Auf dem Gelände der Westfälischen Hochschule soll auf dem Baufeld des wegen einer zu hohen PCB-Belastung abgerissenen Gebäudes ein Neubau entstehen. Den soll die WH an die Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung untervermieten. Die FHöV wiederum muss sich auf steigende Zahlen gerade im Bereich der Polizistenausbildung einstellen. Sollte mittelfristig keine andere Lösung in Gelsenkirchen zu realisieren sein, könnte sogar die Abwanderung an einen anderen Standort eine Lösung sein.
Von solchen Überlegungen, sagte Stadtdirektor und Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck (Grüne), habe er schon mal gehört. „Eine Zusammenführung im Stadtnorden ist für mich neu. Als alter Hochschulmann kann ich aber sagen, auch wenn es auf der grünen Wiese ist, dieser Zusammenschluss hätte seinen Charme.“
Kontakte mit der WH bestätigt
Dietmar Zeleny, Leiter der Stabsstelle Kommunikation an der FHöV, bestätigte, dass es Kontakte mit der WH gegeben habe. „Aber mehr gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen. Es ist ja bekannt, dass wir auf steigende Studierendenzahlen reagieren müssen. Dafür haben wir etwa in Mülheim zusätzliche Räumlichkeiten angemietet.“ Für das im September beginnende Studienjahr seien 8800 Studierende für alle sieben Standorte avisiert. „Für diese Zahl haben wir jetzt organisatorisch alles sichergestellt.“
Verena Hoppe, stellvertretende Pressesprecherin im NRW-Wissenschaftsministerium, bestätigte, dass das Ministerium mit dem Baufeld geholfen habe, aber die Zuständigkeit im NRW-Innenministerium und bei der Westfälischen Hochschule läge. WH-Pressesprecherin Dr. Barbara Laaser meinte auf Anfrage: „Alle wollen, dass da was passiert.“
Kommentar: Wichtig für die Stadt
Das Projekt Bildungscampus hätte einen erkennbaren Vorteil: Es würde der Stadt Gelsenkirchen wohl auf eine längere Zeit neben der WH eine zweite Hochschule sichern.
Diese geografische Hochzeit wäre also im Ergebnis das, was man neudeutsch wohl als eine Win-Win-Situation bezeichnet. Die WH könnte endlich das Baufeld sinnvoll füllen, das im vergangenen Jahr durch den Abriss des PCB belasteten Altgebäudes entstanden ist. Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW wiederum würde ihre erheblichen Raumprobleme in den Griff bekommen, die absehbar sogar eher noch zunehmen werden.
Nun kann man kritisieren: Die grüne Wiese wird gestärkt. Noch mehr junge Leute werden an den Gelsenkirchener Nordrand verpflanzt und verschwinden aus dem Stadtbild, in diesem Fall aus der City und den betroffenen Ortsteilen. Dieser Ansatz bleibt richtig und ist weiterhin einer mit Gewicht. In diesem Fall aber wäre eine Umsiedelung die deutlich bessere Alternative zu einer vielleicht mittlefristig drohenden Abwanderung der Fachhochschule.