Gelsenkirchen. Ein Besuch beim Kleingartenverein Thomas-Morus-Weg in Ückendorf: Früchte der Streuobstwiese spenden die Kleingärtner in diesem Jahr erstmals an die Tafel.

Mitten in der Kleingartenanlage steht eine Bushaltestelle. Sogar ein Fahrplan der Linie 383 hängt hier aus. Kurios. „Der Plan wird ständig aktualisiert“, weiß Peter Ulbrich, Vorsitzender der Kleingartenanlage am Thomas-Morus-Weg in Ückendorf.

Doch kein Bus zwängt sich durch Lilien- oder Nelkenweg. Die Haltestelle mitten im Grünen geht vielmehr auf eine private Leidenschaft, einen Faible für den Beruf zurück: Der Garten gleich nebenan gehört nämlich einem Busfahrer. „Viele Menschen nutzen die Haltestelle aber und schauen hier entweder, wann die Linie 383 vom Friedhof abfährt oder setzen sich einfach mal auf die Bank“, erzählt Ulbrich beim WAZ-Besuch in der Anlage.

Nur zwei Mal im Jahr wird hier das Gras gemäht

Von der Bushaltestelle aus führt der Weg um ein paar Ecken und an einigen in Blüte stehenden Gärten vorbei weiter zur Streuobstwiese. Nur zwei Mal im Jahr wird hier das Gras gemäht. „Viele Insekten fühlen sich hier wohl. Das ist ein natürliches Biotop.“ Und mehr noch: Vor etwa acht Jahren ist die Obstwiese entstanden. In diesem Jahr tragen die Bäume zum ersten Mal so viel Obst, dass sich die Kleingärtner etwas Besonderes überlegt haben: „Wir möchten das Obst gerne an die Tafel spenden“, sagt Ulbrich.

Ausschließlich alte Obstbaumsorten wachsen auf der Wiese. „Diese sind einfach robuster“, weiß der Kleingärtner. Stein- und Kernobst gedeihen dort: Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Pfirsiche. Auch in den insgesamt 51 Gärten der Anlage reifen derzeit Obst und Gemüse. In den Tomatenhäuschen werden die ersten Früchte rot. Und: „Es gibt schon Brombeeren“, ruft ein Kleingärtner dem Vorsitzenden über den Gartenzaun zu.

Imker in der Anlage

Neben Obst, Gemüse, Flieder, Hortensien und Stockrosen gehört noch etwas zu einem Schrebergarten: ein Imker. „Wir haben einen eigenen Imker bei uns in der Anlage“, erzählt Ulbrich und weiß: „Der Honig schmeckt einfach toll.“ Derzeit sind die Bienenvölker noch im Garten des Imkers beheimatet. Doch auf eine daneben liegenden freien Flächen sollen diese bald umziehen. „Dazu stellen wir kleine Erklärtafeln auf.“ Vor allem Kinder sollen so erfahren können, was etwa einen Bienenkönigin ist.

Drei Gärten haben noch keine neuen Besitzer

Drei Gärten stehen in der Anlage derzeit zum Verkauf. „Die Anlage ist relativ jung, daher ist der Wert der Lauben recht hoch“, erklärt Peter Ulbrich. Und deshalb sei es auch schwierig, neue Pächter zu finden.

Dennoch gebe es ein paar Anmeldungen von Familien mit Kindern. „Das freut uns besonders“, sagt Ulbrich.

Gegründet worden ist die Anlage in Ückendorf im Jahr 1992. Die Gärten sind zwischen 290 und 350 Quadratmeter groß. Wie überall, gilt auch hier: Ein Drittel der Pachtfläche muss bewirtschaftet sein. „Wenn jemand gar nichts anbaut, sprechen wir ihn schon an, nachgemessen wird hier aber nichts“, sagt Peter Ulbrich. „Es muss einfach zum Bild passen.“ Was die Faszination Schrebergarten ausmache? Das sei sehr unterschiedlich, sagt der Vereinsvorsitzende. „Manche wollen nur abschalten, andere finden es toll, ihr eigenes Gemüse anzubauen.“ Schließlich wird dieses nicht gespritzt. „Da weiß ich was ich anbaue, das Obst und Gemüse schmeckt ganz anders.“ Für die meisten stehe aber der Erholungswert an erster Stelle oder die gelebte Gemeinschaft. „Hier trifft man sich untereinander auch einfach mal zum Grillen“, weiß Ulbrich.