Gelsenkirchen. . Ein älteres Ehepaar aus Gelsenkirchen hat auf Sylt einer jungen Frau eine Mitfahrgelegenheit gegeben und ihr so den Urlaub gerettet. Vater sagt Danke.

  • Laut Aussage eines Lokführers fuhr der erste Zug von der Insel viel zu früh ab
  • Über den Bremer Flughafen, Mailand und Nizza ging es schließlich nach Korsika
  • „Ein Schalke-Fan ist zuverlässiger als die Deutsche Bahn“, sagt S04-Anhänger Norbert Filip

„Ich fand das supernett“ - Norbert Filip ist immer noch begeistert über die alles andere als selbstverständliche Geste eines älteren Gelsenkirchener Ehepaars, die ihm und seiner Familie widerfahren ist. Nur der Hilfsbereitschaft der beiden ist es zu verdanken, dass Filips Tochter Sina einen von langer Hand eingestielten Urlaub wie geplant antreten konnte. Filip, der aus Wiehl bei Gummersbach kommt, ist Anhänger des S04. Das Ehepaar war es auch. „Ein Schalke-Fan ist zuverlässiger als die Deutsche Bahn“, sagt der 57-Jährige. Weil Filip mehr nicht weiß über die beiden Gelsenkirchener Senioren, möchte er auf diesem Weg noch einmal ausdrücklich Danke sagen.

Die Vorgeschichte spielte sich Ende Juli auf Sylt ab. Nach einer Woche gemeinsamen Urlaubs fuhren Norbert Filip, seine Frau und Tochter Sina morgens zum Bahnhof Westerland. Um 5.10 Uhr kamen sie an. Um 5.22 Uhr wollte die Tochter in einen Zug zum Festland steigen und dort zum Bremer Flughafen weiterfahren. Es wäre die erste Bahn gewesen, die die Insel an diesem Morgen verlassen hätte.

„Die ganze Reise hätte neu organisiert werden müssen“

Ein Lokführer wird den Filips später erzählen, dass der Zug entgegen dem Fahrplan bereits gegen 4.50 Uhr losgefahren ist. Auf dem Steig gab es keine Informationen. Auch im Netz oder in der Bahn-App habe es keine entsprechenden Hinweise gegeben, erzählt Filip. Gegen 5.40 Uhr war die Tochter den Tränen schon nahe, als dem Vater die rettende Idee kam. Beide rannten zu den wartenden Wagen am Autozug. Norbert Filip klopfte an die Scheiben von Autos mit NRW-Kennzeichen. Die einen hatten ihre Haustiere auf der Rückbank, andere den Pkw voll mit Gepäck. Wieder andere lehnten eine Mitnahme der Tochter ab. Als die ersten Wagen schon auf den Zug auffuhren, sagte das Gelsenkirchener Ehepaar zu. „Das war im allerletzten Moment“, erinnert sich Filip. Die beiden fuhren Sina sogar bis zum Flughafen durch. „Sie war eine halbe Stunde da, dann ging es zum Einchecken.“

„Anders hätte sie es nicht geschafft“, sagt Filip dankbar, „und die ganze Reise hätte neu organisiert werden müssen." Denn der Flug war fest gebucht - und die Anschlussverbindungen an Land und auf dem Wasser auch. Dank des freundlichen Ehepaars aus Gelsenkirchen ging es für die Tochter im Flieger erst nach Mailand, mit dem Freund dann nach Nizza und schließlich zu einem Anschlussurlaub mit dessen Familie auf Korsika.

Der 57-Jährige erinnert sich noch, wie er dem Ehepaar ein „Glückauf“ zugerufen hat, als auch die sich zu Schalke bekannten. Nicht überliefert ist, worüber sich die Tochter mit den beiden ausgetauscht hat, denn die ist eigentlich Fan von Borussia Mönchengladbach. Aber Fußball verbindet auch über Vereinsgrenzen hinweg. Die Tochter ist inzwischen wohlbehalten und erholt wieder aus dem Urlaub zurück. Bei der Bahn hat Filip versucht in Erfahrung zu bringen, warum der erste Zug zu früh aus Sylt abgefahren ist, wie er erfahren haben will. Eine Nachricht hat er bis heute nicht erhalten. Dafür weiß er jetzt, dass er sich auf andere S04-Anhänger verlassen kann.

Update 26. August 2016: Auf unsere Berichterstattung hin hat sich inzwischen auch das ältere Ehepaar gemeldet, das die Tochter auf Sylt mitgenommen hat. Sie zeigten sich hocherfreut über das überraschende "Dankeschön" in dieser Form. Norbert Filip hat versprochen, die beiden beim nächsten gemeinsamen Urlaub auf der Insel auf einen Kaffee einzuladen.