Gelsenkirchen. . Thomas und Björn Becker eröffnen am Samstag, 27. August, ihre Tanzschule mit offenem Café an der Blumendelle in Gelsenkirchen. Dort, wo einst Ampütte Kult war.

Die Zeiten, in denen die Tanzschule nahezu automatisch zur Pubertät gehörte und die Kundschaft quasi von allein nachwuchs, sind eigentlich vorbei. Trotzdem ist Gesellschaftstanz immer noch etwas, das für viele Menschen irgendwie dazu gehört. Für Thomas (35) und Björn Becker (36) steht das außer Frage. Für sie ist Tanz von klein auf essenziell gewesen und gehört unverändert zur Allgemeinbildung. „Irgendwann kommt der Tag, da muss man tanzen können“, versichert Thomas Becker. Um die Menschen auf diesen Tag angemessen vorzubereiten beziehungsweise ihnen die Freude am Tanz auch schon vorher zu vermitteln, beleben er und sein Ehemann die ehemalige Tanzschule Ampütte an der Blumendelle neu. Am Samstag, 27. August, soll es losgehen.

Angebote für alle Altersgruppen

Mit einer Tanzschule und einem offenen Café im Hause. Mit selbstgemachten Torten, Kuchen und Tagesgerichten. „Wir hoffen auf eine Wechselwirkung zwischen Café und Tanzschule. Und auf Gäste aus der Umgebung,“ erklärt Thomas Becker, der im Hauptberuf als Beamter bei der Stadt Bochum im Personalamt arbeitet.

Torten und Kuchen wird sein Ehemann Björn Becker zubereiten. Der gelernte Altenpfleger hat zuletzt ein Heim geleitet. Den Beruf hat er aufgegeben, um sich ganz dem Tanz und dem Café widmen zu können. Wobei es in der Tanzschule auch Angebote für Senioren geben soll. Den Club Agilissimo etwa, wo ältere Menschen Körper und Geist allein tanzend trainieren können. Oder beim Seniorentanztee, der für einen Nachmittag ab 14 Uhr geplant ist.

Erfahrungen im Turniertanz sowie im Revue- und Showtanz

Ein Bild aus Zeiten der Ampütte. Die Damen und Herren fein säuberlich getrennt, wie es sich gehörte.
Ein Bild aus Zeiten der Ampütte. Die Damen und Herren fein säuberlich getrennt, wie es sich gehörte. © Institut für Stadtgeschichte

Thomas Becker hat 23 Jahre lang aktiv getanzt, unter anderem bei Bobby Linden. Turniere, einzeln, Formationen und Rock’n’Roll. Letzteres sei derzeit kaum nachgefragt. Zumbakurse werde es aber von Anfang an geben, entsprechende Trainerinnen seien schon engagiert. Partner Björn Becker war vor allem im Revue- und Showtanz aktiv. In der Tanzschule wird er sich anfangs vor allem um das Café kümmern. Eine ADTV-Tanzlehrerin ergänzt das Tanzkursangebot.

Im Moment drehen an der Blumendelle Handwerker ihre Runden über das Parkett. Letzteres liegt bereits, aber alles wird neu angelegt. Die Reklame über dem Eingang war bereits neu installiert, mit 300 LED zur Beleuchtung. Die gesamte Konstruktion wurde kurz nach der Anbringung über Nacht abmontiert und gestohlen. Dennoch wird am Samstag, 27. August, um 15 Uhr das Café und um 18 Uhr die Tanzschule eröffnet.

Aktuelle Hits werden fürs Tanzen aufbereitet, damit der Rhythmus stimmt

Das mit 300 LEDs beleuchtete neue Schild über dem Eingang wurde bereits gestohlen, die schmucke neue Seitendekoration ist zum Glück jedoch unbehelligt.
Das mit 300 LEDs beleuchtete neue Schild über dem Eingang wurde bereits gestohlen, die schmucke neue Seitendekoration ist zum Glück jedoch unbehelligt. © Funke Foto Services

Das Kursangebot soll gemischt sein. Der Gesellschaftstanz für (Ehe-)Paare ist bereits gut gebucht; zwischen 20 und 85 Jahren liegt das Altersspektrum der Teilnehmer, für die es samstagabends einen Tanztee geben soll. Herrenmangel ist auch bei den Beckers ein Thema. Trotzdem machen beide klar: „Wir sind keine Singlebörse. Wer nur zu uns kommt, um Frauen kennenzulernen und kein Interesse am Tanzen hat, ist fehl am Platz!“

Kinderkurse, Einführungs- und Fortgeschrittenenangebote für Jugendliche soll es geben. Weniger als feste Kurse, eher mit Monatsverträgen über einen, drei oder sechs Monate, so dass die Übergänge fließend sein können. Die Musik zum Standardtanz hat mit den Jahren übrigens nicht den Rhythmus verändert, aber sehr wohl die Titel. „Aktuelle Hits werden so aufbereitet, so dass sie fürs Tanzen geeignet sind,“ erklärt Thomas Becker.

„Ampütte“ sorgte hier bis 1998 lang für gepflegte Tanz-Kultur

An der Blumendelle machte über drei Jahrzehnte lang die Tanzschule Ampütte Jung und Alt fit für das Parkett. 1959 hatte Carlheinz Ampütte die Traditionstanzschule Beindorf übernommen. Er zog von deren Domizil an der Beskenstraße 1965 an die Blumendelle.

1998 schloss die Ampütte für immer ihre Pforten. Man kam nicht mehr auf seine Kosten, die Nachfrage war zu gering, klagte die Familie.