Erler Alten- und Pflegeheim St. Josef eröffnet Tanzcafe´ „Taktvoll”. Heinz Seidel begeistert seine Schülerinnen.

Monatliches Tanzcafe mit Tanzlehrer Heinz Seidel im Altenheim St. Josef in Gelsenkirchen - Erle 15.10.2009 / Photo: Cornelia Fischer
Monatliches Tanzcafe mit Tanzlehrer Heinz Seidel im Altenheim St. Josef in Gelsenkirchen - Erle 15.10.2009 / Photo: Cornelia Fischer © Cornelia Fischer

Eine Premiere ist angesagt, und man spürt es schon: Die Gäste sind aufgeregt – trotz ihres fortgeschrittenen Alters. Gut 20 Damen warten im Tanzcafe´ „Taktvoll”, das im Erler Alten- und Pflegeheim St. Josef stilvoll eingerichtet wurde, darauf, dass es endlich losgeht. „Ich war heute extra noch beim Frisör”, hört man es tuscheln.

Um für den richtigen Schwung zu sorgen, wurde jemand zur Eröffnung des Tanzcafe´s geladen, der wohl der Beste für diese Aufgabe ist: Heinz Seidel. Der Tanzlehrer bewegt sich mit seinen 85 Jahren etwa im Durchschnittsalter seiner Schülerinnen und ist durch seine Kurse für Senioren im Umgang mit älteren Menschen bestens bewandert.

Ihm komme es nicht darauf an, dass jeder Schritt exakt den Regeln nach erfolgt, erläutert Seidel, dessen Vater 1919 eine Tanzschule gründete, die er 1949 übernahm. „Rechtes Bein vorwärts – Quatsch!” Wichtig seien ihm vielmehr „die Bewegung und die Freude an der Bewegung”. „Wenn man Senioren unterrichtet, muss man wissen, wie sie denken. Welche Musik sie lieben!”

Monatliches Tanzcafe mit Tanzlehrer Heinz Seidel im Altenheim St. Josef in Gelsenkirchen - Erle 15.10.2009 / Photo: Cornelia Fischer
Monatliches Tanzcafe mit Tanzlehrer Heinz Seidel im Altenheim St. Josef in Gelsenkirchen - Erle 15.10.2009 / Photo: Cornelia Fischer © Cornelia Fischer

Erst wolle er „etwa Bewegungstherapie machen”, stellt sich der Tanzlehrer den Damen mit einem sympathischen Lächeln vor. „Wir fangen mal mit einem langsamen Walzer an.” Heinz Seidel fordert die Heimbewohnerinnen auf, egal, ob sie im Rollstuhl oder auf dem Holzstuhl sitzen, sich an den Händen zu fassen. Zu nostalgischen Melodien („Man müsste noch mal 20 sein”) bewegen sich die Tanzcafe´-Besucherinnen im Rhythmus. Einige singen oder summen mit. „Und jetzt im Dreivierteltakt!” Auch Anna Stein, immerhin 100 Jahre alt, geht in der Runde auf.

Auf die Idee kamen die St.-Josef-Mitarbeiterinnen Anja Neuhaus und Elke Schubert. „Wir haben hier viele Damen, die früher gern getanzt haben”, erzählt Anja Neuhaus. Einige hätten sogar Tanzstunden bei Herrn Seidel genommen, ergänzt Jörg Rademacher, Leiter der Einrichtung. So könne das Café´ Erinnerungen bei den Heimbewohnern wecken. „Im Tanz fällt es nicht auf, dass jemand dement ist”, erläutert Rademacher den Hintergrund für die neue Aktivität des Hauses. „Im Tanz sind alle gleich.”

Zugleich möchte man mit dem regelmäßigen Angebot (an jedem zweiten Donnerstag im Monat) dazu beitragen, dass soziale Kontakte aufrecht erhalten bleiben und ausgebaut werden – und das Gemeinschaftsgefühl fördern. Geplant ist, so Rademacher, den Publikumskreis zu erweitern – etwa um Mieter der Seniorenwohnungen an der Cranger Straße. Wenn sich jemand findet, der Klavier spielen kann – und sich traut –, ja, dann könnte man vielleicht sogar auf Musik aus der Konserve verzichten.