Gelsenkirchen. . 1966 zogen die ersten Bewohner in die Neubauten der ggw in Bismarck ein. 28 von ihnen sind bis heute geblieben und feiern in diesen Tagen Jubiläum.

Wenn im Hagemannshof mit der Hausnummer 12 früher Verlobung oder Hochzeit gefeiert wurde, wurde schon „mal die Waschküche ausgeräumt“. Schließlich sollten neben Freunden und Bekannten auch alle Nachbarn mit dabei sein und da brauchte es Platz. Heute gehe es zwar ruhiger zu, doch die Verbundenheit und Hilfsbereitschaft untereinander sei nach wie vor groß, sagen Peter und Margit Schmidt, die seit 50 Jahren dort leben.

183 Wohneinheiten gibt es im Hagemannshof, 28 Mietparteien wohnen dort seit Errichtung der Häuser durch die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (ggw). Auch Norbert Brauer zog 1966 mit seiner Familie in einen der Neubauten. Zwei Kinder und die Erwachsenen teilten sich die 77 Quadratmeter große Wohnung. Sohn und Tochter aus dem Haus und die Frau inzwischen verstorben, wohnt Norbert Brauer heute alleine dort. Doch aus seiner Wohnung auszuziehen, käme ihm nie in den Sinn. „Alte Bäume verpflanzt man nicht“, sagt der vitale 80-Jährige. Auch wenn seine Lebensgefährtin ihn anfangs zum Umzug in eine kleinere Wohnung überreden wollte: „Ich sehe keinen Grund, hier auszuziehen.“

Blick auf Zeche Consol und Arena

Beim Erstbezug 1966 durfte Brauer sich eine Wohnung aussuchen und entschied sich für eine im fünften Stock. Von dem Balkon seiner Wohnung hat der gelernte Bäckermeister einen tollen Blick über Gelsenkirchens Dächer. Wobei von Dächern nicht viel zu sehen ist. Blühende Bäume sieht Brauer von hier aus, der Förderturm der Zeche Consol liegt zum Greifen nahe und auch die Halde Hoheward ist zu sehen. „Im Winter kann ich auch auf die Schalke-Arena blicken aber jetzt ist die Sicht von den Bäumen verdeckt“, sagt der Rentner. Mit Vorliebe sitzt er auf seinem Balkon, auf dem er auch Tomatenpflanzen wachsen lässt.

Mit seinem Nachbarn Peter trifft sich Norbert Brauer regelmäßig auf ein Bier. „Immer abwechselnd mal bei ihm, mal bei mir.“ Und wenn er und seine Lebensgefährtin in den Urlaub fahren, hätten zwei Familien einen Wohnungsschlüssel, um Blumen und Tomatenpflanzen zu gießen. Doch auch für seine Nachbarn ist Brauer, der zuletzt als Dachdecker im elterlichen Betrieb, den später sein Bruder führte, arbeitete, wie ein kleiner Hausmeister vor Ort.

"Man kennt hier einfach alle Leute"

„Wenn beispielsweise eine Lampe nicht funktioniert, klingeln alle immer hier.“ Schließlich war Norbert Brauer es auch, der vor vielen Jahren zwei Mal jährlich eine Putzaktion rund um das Haus unter den Nachbarn organisierte. „Mit Harke, Schüppe und Besen haben wir uns getroffen, anschließend zusammen ein Bierchen getrunken und Schnittchen gegessen, die unsere Frauen geschmiert haben.“

Drei der Familien, die 1966 mit den Brauers eingezogen waren, wohnen auch heute noch in dem Hochhaus mit der Nummer 9.

Im Haus der Schmidts seien es noch vier Parteien, die von Anfang an dabei seien, erzählt Peter Schmidt. „Man kennt hier einfach alle Leute. Ich bleib hier so lange wohnen, bis ich hinaus getragen werde“, sagt seine Frau Margit.