Gelsenkirchen. Das finden zumindest die Stammgäste im „Glückaufhof Mathey“. In Bulmke werden beim Bierchen Kontakte gepflegt, geknobelt oder auch Dart gespielt

„90 Prozent der Gäste sind Stammgäste“, sagt Siegfried Bieber, der von Freunden und Bekannten einfach „Siggi“ genannt wird. Ebenso wie Klaus Piewek ist er seit der Eröffnung der Gaststätte Glückaufhof Mathey auf der Florastraße 126 inl Bulmke Stammgast. 1957 wurde der Gaststättenbetrieb unter dem Namen „Zwickhofer Gaststätte Mathey“ zunächst im Haverkamp eröffnet. Damals führten die Eltern der jetzigen Inhaberin Ellen Bartikowski, geborene Mathey, noch den Laden.

Seit zehn Jahren hält die Tochter das Zepter in der Hand. Insgesamt sei der Laden eine echte Traditionskneipe, im nächsten Jahr würde der 60. Geburtstag gefeiert werden. Auch wenn man in der Gaststätte das Bier an der Theke trinkt, gibt es neben den Barhockern – übrigens einige im Woll-, andere im Leoparden-Look – auch einige gepolsterte Sitzbänke und Stühle.

Bunte Glasfenster mit dem Wappen von Gelsenkirchen und NRW, lassen Licht in die Gaststätte. Von einer Wand aus beobachtet ein Plüschhirsch-Kopf das tägliche Geschehen. Schalke-Spiele werden hier übertragen, Dart-Vereine, Skat-Vereine und Frauen-Stammtische treffen sich im regelmäßigem Wechsel. Hin und wieder spielt man Live-Musik. „Meist Oldies und Rock“, erklärt Klaus Piewek, der mindestens dreimal die Woche zu Gast ist. „Dann knobele ich, spiele ab und an am Automaten oder unterhalte mich mit guten Kollegen.“

Die beiden Stammgäste sind Nachbarn

Das macht auch der 78-jährige „Siggi“, der dreimal die Woche vor Ort ist. „Ich halte es für wichtig, Freundschaften zu pflegen. Gerade auch weil viele in meinem Alter sterben.“ Die beiden Stammgäste sind Nachbarn und wohnen nicht weit entfernt. „Die Besucher von Glückaufhof Mathey sind wie eine große Familie. Wenn einer mal drei Tage nicht da ist, macht man sich Sorgen“, sagt Klaus Piewek. Über 23 Jahre hat er in einer Gießerei als Kernmacher gearbeitet, erstellte Kerne für Rohre und Motoren. Mittlerweile ist der 72-Jährige im Ruhestand. Auch Siegfried Bieber ist Rentner. Er hat 32 Jahre lang Firmen mit Schwarzbrot beliefert. „Ich war dadurch überall in NRW unterwegs“ 1961 zog er von Wattenscheid nach Gelsenkirchen.

Beide Stammgäste sind sportbegeistert und spielten früher selbst Fußball. Klaus Piewek ist zudem seit über 60 Jahren Mannschaftsbetreuer und Gerätewart beim Fußballverein „Sportfreunde 0712 Gelsenkirchen“.

Jährlich ein Brauereiausflug

Zum Pils gibt es mal einen Klaren. „Wir trinken hier mäßig, nicht regelmäßig“, witzelt Bieber. „Übrigens,“ sagt der Stammgast: „Hier kann man sein Portemonnaie mit ruhigem Gewissen hinlegen und am nächsten Tag ist es immer noch da. Und Ärger gibt es hier auch nicht.“ Eine Besonderheit sind die beiden Stillen Örtchen der Kneipe. Während die Damen-Toilette typisch weiblich in Pink und Rosa gestaltet ist – mit der Aufschrift „Zickenstube“ an der Tür – lädt das Herren-WC in den – blau gehaltenen – „Thronsaal“

Einmal im Jahr organisiert die Gaststätte eine Brauerei-Tour. „Das ist dann immer wie ein Familienausflug“, so der Gelsenkirchener. Besonders beliebt auch das Spar-Fest und die Silvester-Party. Nicht nur wenn der Laden rappelvoll ist, unterstützt „Ricky“ Inhaberin Ellen Bartikowski bei der Arbeit. Früher, sagt Klaus Piewek, „gab’s in Bulmke bestimmt zehn Kneipen. ‘Mathey’ hat als einzige überlebt.“ In guter Erinnerung hat das Duo auch die Soleier, die es früher wie Rollmops und Gurken in jeder Kneipe gab. Doch diese Tradition ist Geschichte...