Gelsenkirchen. Der DGB bezweifelt positiven Effekt von „Werbebriefen oder Kompetenzzentren“. Die IHK registriert weniger Ausbildungs-Verträge, aber auch weniger Bewerber.
- IHK Nord-Westfalen und die DGB-Jugend Emscher-Lippe begrüßen das Engagement für mehr Ausbildung
- Gewerkschafter bezweifeln aber, dass „Werbebriefe“ zu positiven Effekten führen werden
- Einigkeit besteht, dass Bewerber mobil(er) sein müssen – vielleicht durch ein regionales Azubi-Ticket
Die Ankündigung der Arbeitgeberverbände, sich zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bei den Betrieben für die Bereitstellung von mehr Ausbildungsplätzen einzusetzen, begrüßen die IHK Nord-Westfalen und die DGB-Jugend Emscher-Lippe. Das „Aber“ kommt aus dem Kreis der Gewerkschafter jedoch umgehend: Hier wird bezweifelt, „ob das Versenden von Werbebriefen oder die Einrichtung von Kompetenzzentren zu positiven Effekten führen werden“.
Die Zahlen – 1871 junge Leute ohne Arbeit, davon 1300 ohne Ausbildung – hatten Michael Grütering alarmiert. Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe appellierte an 320 Mitgliedsbetriebe, Verbände und Politik, Kräfte und Kompetenzen für die Ausbildung zu bündeln. (WAZ berichtete).
4 Prozent mehr Vertragsabschlüsse
Für den DGB sind derweil die aktuellen Berichte von Betriebsräten ernüchternd, wonach in den meisten Unternehmen eine Ausweitung von Ausbildungsplätzen nicht erfolgt. „Deshalb bleibt vielen der bisher unversorgten Jugendlichen der geregelte Einstieg in das Berufsleben auch zum diesjährigen Ausbildungsstart verwehrt. Dabei müsste das Interesse der Arbeitgeber an mehr Ausbildungsplätzen angesichts des drohenden Fachkräftemangels eigentlich auf der Hand liegen“, wundert sich DGB-Jugendsekretär Volker Nicolai.
7860 junge Leute haben im August ihre Ausbildung in einem Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region begonnen – das sind 302 Verträge oder 3,7 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt 2015. Gleichzeitig schlagen die „sinkenden Schulabgängerzahlen und die gestiegenen Studierendenzahlen voll auf den Ausbildungsmarkt durch“, sagt Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing. Diesen Schluss legen auch die Bewerberzahlen nahe. Auch sie gingen um 3,7 Prozent zurück. Hinzu kommen wirtschaftliche Schwierigkeiten in Teilregionen des IHK-Bezirks. Gelsenkirchen hat sich dabei nicht schlecht geschlagen: In der gesamten Emscher-Lippe-Region sank die Zahl der Ausbildungsverträge um 6,7 Prozent von 2267 auf 2114. In Gelsenkirchen stieg die Zahl um 4 Prozent auf 651.
Die Spur zum Erfolg ebnen
Ein Instrument, Hemmnisse abzubauen, ist für die Gewerkschaften die Assistierte Ausbildung. Sie bietet Hilfen für Jugendliche und Betriebe, beispielsweise durch kostenlose Sozialpädagogen, die eingesetzt werden, um jungen Auszubildenden die Spur zum Erfolg zu ebnen. Auch die „betriebliche Einstiegsqualifizierung“ bietet laut DGB für Betriebe eine Brücke zu mehr und besserer Ausbildung. Die befristete Ausbildungsvorbereitung wird staatlich durch die Übernahme der Sozialversicherungskosten und bis zu 216 Euro für jeden Jugendlichen mitfinanziert.
Einig sind sich IHK und DGB. dass Bewerber mobil(er) sein müssen. Hier schlägt die DGB-Jugend die Einführung eines flächendeckenden Azubi-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr vor.