Gelsenkirchen. . Geschäftsführer Grütering fordert: Jugendarbeitslosigkeit und Zahl der jungen Leute ohne Abschluss endlich mit breitem Ausbildungspakt begegnen.
- 1871 junge Leute waren im Juli arbeitslos gemeldet, rund 1300 von ihnen hatten keine Berufsausbildung
- Die Zahlen alarmieren den Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände
- Er fordert einen breit aufgestellten Ausbildungspakt und nimmt auch die Wirtschaft in die Pflicht
1871 junge Leute unter 25 Jahren waren im Juli arbeitslos gemeldet. Rund 1300 von ihnen hatten keine Berufsausbildung, 374 sogar keinen Schulabschluss. Auch saisonbedingt stieg die Jugendarbeitslosigkeit um 12,6 Prozent: „Diese Zahlen machen mir Angst. Und sie machen mich wütend. Das ist einfach ein Alarmsignal. Ohne Schulabschluss und ohne Berufsbildung ist der Weg in die Langzeitarbeitslosigkeit vorgezeichnet“, warnt Michael Grütering.
Der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe wiederholt daher seine Schlussfolgerung: „Es muss umgehend ein Pakt zur Förderung der Ausbildung in Gelsenkirchen und Förderung von Berufsabschlüssen geschlossen werden. Ohne eine solche gemeinsame Allianz aller Beteiligten ist es nicht möglich, hier eine Kehrtwende herbeizuführen.“ Aus Grüterings Sicht gibt es bereits viele „gute Initiativen in der Stadt, die nur gebündelt, organisiert und konzentriert miteinander abgestimmt werden müssen. Dann könne vielleicht der Trend aufgehalten werden.“ Sein Appell: „Es müssen sich alle verantwortlich fühlen. Man kann nicht sagen: Das war hier schon immer so. Lasst uns dagegen Ziele setzen. Ich möchte die Jugendarbeitslosigkeit in den nächsten drei Jahren unter 10 Prozent kriegen. Ob wir es erreichen, weiß ich nicht, doch versuchen sollten wir es.“
320 Unternehmen angeschrieben
Im Werben um einen gemeinsamen Konsens und für mehr Ausbildungsplätze haben die Arbeitgeberverbände laut Grütering Freitag alle ihre 320 Mitgliedsunternehmen angeschrieben und aufgefordert, „mehr für die Ausbildung zu tun und insbesondere alle Möglichkeiten der Erweiterung der Ausbildungsmöglichkeiten im jetzt beginnenden Ausbildungsjahr zu überprüfen. „Gleichzeitig müssen wir den Übergang Schule/Beruf und insbesondere die Berufsorientierung in den Schulen weiter verbessern und gemeinsam zielführend organisieren“, so Grütering.
Die Arbeitgeberverbände wollten als Wirtschaft ihren Beitrag dazu leisten, so der Geschäftsführer. „Auch aus der Politik ist zu vernehmen, dass noch dringender Handlungsbedarf besteht.“ Die Steilvorlage nahm umgehend der CDU-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Oliver Wittke auf und brachte seinerseits erneut „ein Kompetenzzentrum für Jugendarbeitslose“ in die Debatte. „Gab es im vergangen Jahr zum gleichen Zeitpunkt noch 67 Lehrstellen pro 100 Bewerber, stehen nach jetzigem Stand in Gelsenkirchen nur noch 57 Stellen pro 100 Bewerber zur Verfügung. Mit diesen Werten stehen wir im Vergleich nicht nur bundesweit, sondern auch zu unseren Nachbarstädten schlecht dar: Bochum kann auf 100 Bewerber derzeitig 76 Lehrstellen anbieten, während Essen sogar 93 Lehrstellen auf 100 Bewerber hat“, so Wittke. Sein Fazit: „Die bisher getroffenen Maßnahmen reichen offensichtlich nicht aus, um mehr jungen Menschen vor Ort einen Arbeitsplatz anbieten zu können.“ Deshalb appelliere er, die Einrichtung eines Kompetenzzentrums zu unterstützen. „Es ist höchste Zeit Wirtschaft, Schulen, Verwaltung, Arbeitsagentur, usw. an einen Tisch zu holen, um die Ausbildungssituation in Gelsenkirchen zu verbessern.“