Gelsenkirchen. Der 29 Jahre alte Angeklagte ist psychisch krank. Mit dem Opfer hatte er Kontakt. Der 25-Jährige sitzt seit der Tat im Rollstuhl und leidet unter massiven Schmerzen.

  • Im Rollstuhl fährt der 25-jährige Gelsenkirchener in den Schwurgerichtssaal des Essener Landgerichtes
  • Er wurde im Februar von einem psychisch kranken Angreifer lebensgefährlich verletzt
  • In der Verhandlung geht es um seine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie.

Im Rollstuhl fährt der 25-jährige Gelsenkirchener in den Schwurgerichtssaal des Essener Landgerichtes. Er ist querschnittsgelähmt, seitdem er am 16. Februar in seiner Wohnung in Hassel fünfzehn Messerstichen knapp überlebte.

„Warum“, fragt er. „Warum hat er das gemacht“, und meint den 29-jährigen Onur S., den psychisch kranken Mann auf der Anklagebank, der ihn so zurichtete. Das wird wohl auch das Gericht nicht beantworten können, das wegen versuchten Totschlages gegen den Schuldunfähigen verhandelt, der schon mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie hinter sich hat und wohl schon häufiger seine Medikamente absetzte. Erst am 26. Januar hat er zuletzt eine Klinik verlassen. In der Verhandlung geht es um seine Unterbringung in der Psychiatrie.

Gemeinsam Drogen genommen

Einen Monat Koma, dann weitere fünf Monate Klinik, seit Montag ist er in der Reha. 20 bis 25 Tabletten nimmt er täglich. So das Leben des Opfers nach der Tat. Er kann Arme, Hände und Beine nicht mehr richtig bewegen. „Ich schäme mich. Ich habe überall extreme Narben“, so der 25-Jährige. Die Liste seiner Leiden, seiner gesundheitlichen Probleme ist noch viel länger.

Früher Morgen: Es klingelte Sturm beim Zeugen. Es war Onar S. ein Bekannter, mit dem er auch schon gemeinsam Drogen genommen hatte. Der in Gelsenkirchen geborene Türke habe einen Streit mit seinem Vater als Grund für die Störung genannt. „Ich habe ihm die Tür geöffnet, um ihn aufzuheitern“, sagt der Zeuge. Dann soll der 29-Jährige nur „wirres Zeug“ geredet haben aber auch, dass er seine Medikamente nicht mehr nehme.„Ich wollte weiter schlafen“, erklärt der 25-Jährige weiter. „Ich wollte den ungebetenen Gast loswerden.“ Auch nachdrücklicher mit „Raus hier.“

Täter fühlte sich in seiner Ehre verletzt

Der erste Stich: „Ich habe nur einen gespürt“, so die Erinnerung. „ Dann wache ich auf, liege auf dem Boden und kann mich nicht bewegen.“ Wieder verliert er das Bewusstsein und kommt erst wieder in der Klinik zu sich.

Er habe Stimmen gehört, die ihn zur Tat angeleitet hätten, berichtete Onar S. dem Gutachter. Das nimmt er in der Verhandlung zurück. Er spricht davon, sein Opfer habe ihn schon öfter beleidigt und seine Ehre verletzt. „Es war eine Katastrophe, dass ich so gehandelt habe“, sagt er zur Tat. „Ich habe nur Rot gesehen. Es tut mir sehr leid.“ Danach habe er sich Zigaretten gekauft, sei nach Hause gegangen und habe Musik gehört.

Es gibt zwei weitere Verhandlungstage.