Gelsenkirchen. . Christhilde Schwindt leitet jetzt das Grillo-Gymnasium Gelsenkirchen. Das Potenzial ihrer Schüler früh fördern und daraus Leistung formen: Das ist ihr Credo.

Wie schaffe ich es, aus dem Potenzial, das Schüler mitbringen, Leistung zu formen. Diese Grundfrage einer pädagogischen Zielsetzung stellt sich Christhilde Schwindt, Oberstudiendirektorin am Grillo-Gymnasium. Die 52-Jährige mit westfälischen Wurzeln folgt Manfred Gast, der vor zwei Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden ist. Kommissarisch hatte die bisherige Stellvertreterin Berti Oberholz die Schule geleitet.

Gelsenkirchen ist für die Mutter zweier Söhne kein Neuland, hat sie das Schulleben in der Stadt schließlich schon durch Seminare während ihrer Studienzeit kennengelernt. Nach dem Studium in Bochum und dem Referendariat in Bottrop wäre sie gern hier geblieben. Doch der damalige NRW-Einstellungsstopp für Lehrer führte sie nach Niedersachsen. Bis 2010 unterrichtete sie in Damme, war von 2010 bis zuletzt Studiendirektorin an einem Gymnasium in Oesede.

Beherrschung der deutschen Sprache als wichtigste Voraussetzung

Als Schwerpunkte ihrer pädagogischen Tätigkeit sieht die Schulleiterin die Schulentwicklung, insbesondere die individuelle Förderung der Schüler. In Münster hat sie im internationalen Zentrum für Hochbegabtenförderung ein Zusatzdiplom erworben. „Für mich“, so Schwindt, „stellt sich immer die Frage, „wie muss ich den Unterricht gestalten, um die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler zu sehen und dabei den Fokus auf individuelle Förderung richten.“ Dass sie als wichtigste Voraussetzung für die Lernziele die Beherrschung der deutschen Sprache sieht, erhält im Grillo besonderes Gewicht.

75 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund. Eine Tatsache, die die Pädagogin als Herausforderung sieht. „Die Schüler sprechen alle fließend Deutsch, doch ist hier und da die Schriftsprache nicht perfekt. Der Wortschatz ist mitunter begrenzt, es gibt Defizite auch in Satzstruktur und Grammatik.“ Die Pädagogin ist überzeugt, dass diese Defizite schon während der Schulzeit zu Benachteiligungen führen können.

Für die nächsten Fünfer-Eingangsklassen will Christhilde Schwindt eine gezielte Sprachförderung einführen. Nach einem erfolgten Sprachstandstest werden die Schüler je nach ihren erzielten Ergebnissen im Rahmen einer Sprachwerkstatt gefördert. Zwei Stunden Deutsch-Förderunterricht pro Woche sind vorgesehen. Zusätzlich auf dem Stundenplan stehen drei Lernzeiten für Mathe, Deutsch und Englisch. Die Schulleiterin ist überzeugt, damit die Basis für erweiterte Ausdrucksfähigkeit der Schüler und besseres Verständnis der deutschen Sprache zu schaffen. Schließlich müsse beim sprachsensiblen Fachunterricht auch auf die Sprache geachtet werden. Nach der 5. Klasse sollen Abschlusstests zeigen, ob die Förderung fortgesetzt werden muss.

Türkisch als zweite Fremdsprache

Neu am Grillo ist demnächst auch die Möglichkeit für alle Schüler, Türkisch als zweite Fremdsprache zu wählen. Die Fünfer können sich statt für Französisch auch für Spanisch entscheiden. Besonders am Herzen liegt der Schulleiterin die Unterstützung von Kindern, die in bildungsferneren Elternhäusern aufgewachsen sind. Sie nimmt mit ihrer Schule am Talentscouting-Projekt der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Teil.

Stolz auf eine fast komplette Klasse 10 aus Seiteneinsteigern 

Die Begleitung der Schüler im Rahmen des Scouting-Projektes erfolgt ab dem zehnten Jahrgang. Feste Ansprechpartner stehen bis zum Abitur zur Verfügung, unterstützen bei der Fächerwahl und helfen, mögliche Defizite zu entdecken und beseitigen. Christhilde Schwindt: „Wir möchten, dass alle unsere Schüler ihr gestecktes Ziel auch erreichen.“

Dabei weiß sie die Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen am Grillo zu schätzen. „Die haben mich nicht nur warmherzig aufgenommen, sie sind auch engagiert und mit Leib und Seele Pädagogen.“ Ihr Ziel für den Freizeitbereich hat sie als Neu-Gelsenkirchenerin schon definiert. „Ich werde meinen Bruder zu Spielen Auf Schalke begleiten, oft aufs Fahrrad steigen und das Theater und Kinos besuchen.“

Die neue Schulleiterin Christhilde Schwindt unterrichtet neben katholischer Religion auch Politik, Geschichte und Wirtschaft. Sie ist stolz darauf, dass fast eine komplette Klasse 10 aus Seiteneinsteigern gebildet werden konnte, die hier ihr Abitur machen wollen. Sie schätzt das Klima am Grillo, die freundliche Atmosphäre unter den Kollegen wie auch den Schülern. 605 Schülerinnen und Schüler besuchen zur Zeit das Gymnasium.