Gelsenkirchen. . Eine Stele erinnert an den Gelsenkirchener Priester Heinrich König, der von den Nazis im Konzentrationslager Dachau umgebracht worden ist
Eine Stele kommt an ihren Platz zurück. Es wirkt wie ein erneutes Erinnern und Wachrütteln, wenn am Sonntag nach der 10-Uhr-Messe in einem Gedenkgebet das Mahnmal wieder am umgestalteten Heinrich-König-Platz vorgestellt wird. Es ist dem Priester Heinrich König gewidmet und weist auf eine Zeit der Unmenschlichkeit und des Terrors hin. Für Klaus Wehrhöfer, seit über 30 Jahren Bezirksvorsitzender von Kolping in Gelsenkirchen, ist es eine Herzensangelegenheit, dass die Stele wieder ihren festen Platz gefunden hat. Sie ist vor drei Jahren bei Beginn des Umbaus abgebaut worden.
Steinerner Appell für Zivilcourage
„Die Bürger Gelsenkirchens,“ so Wehrhöfer, „sollen sich vor Augen führen, was es unter der Naziherrschaft bedeutete, Zivilcourage zu zeigen.“ Heinrich König hatte öffentlich die Aussichtslosigkeit des Krieges erklärt. Es reichte dem Terrorregime, den Priester ohne gerichtliches Verfahren ins Konzentrationslager zu stecken. In der Symbolik der Stele kommt zum Ausdruck, dass der Tod nicht das Ende bedeutet. Aus einem Stacheldraht, der für Vergänglichkeit steht, entsteht neues Leben durch blühende Rosen. Ähren und Wein als Zeichen des Priestertums erinnern an das seelsorgerische Wirken Heinrich Königs. Das Kolpingszeichen steht schließlich als Verbundenheit der Kolpinggeschwister zu ihrem Vorbild. Aus Ruhr-Sandstein haben die Steinbildhauer Werner und Martin Künne die 1,2 Tonnen schwere Stele geschaffen.
Das Ziel: wach rütteln
Klaus Wehrhöfer will mit der Stele auch die Geschichte wach halten, sieht sie als Appell, dass sich Massenvernichtungen von Andersdenkenden niemals mehr wiederholen dürfe. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen-Zentral, Karl Evers, habe man die Erinnerung an diesen vorbildlichen Priester, der geistlicher Leiter und Präses der Kolpingsfamilien war, wach gehalten. Klaus Wehrhöfer: „Sein Martyrium, unschuldig verhaftet zu werden, im KZ Dachau noch zusätzlich durch medizinische Versuche gedemütigt zu werden, hat uns betroffen gemacht. Deshalb verehren ihn die Kolpingsfamilien als einen Glaubenszeugen, der für seine Ziele und Ideale bis in den Tod gegangen ist und somit zu einem Martyrer geworden ist.“
Das Mahnmal soll wach rütteln, den Gedanken des Widerstandes gegen jegliche Willkür und Unfreiheit in den Menschen lebendig halten. Gleichzeitig, so meint Wehrhöfer, sollten sie dankbar sein, heute unter demokratischen Verhältnissen leben zu können. Heinrich König sei Opfer geworden aber zugleich Vorbild, dass sich unmenschliche Verhältnisse nicht wiederholen dürfen. Für dieses Anliegen trete Kolping an.
Tod durch medizinische Versuche
Welchen Zynismus die Nazis entwickelten, geht aus einem Telegramm hervor, dass die Familie von Heinrich König am 25. Juni 1942 erreichte:
„Heinrich König, am 24. Juni 1942, 22.00 Uhr, verstorben. Innerhalb von 24 Stunden mitteilen, ob Leichenbesichtigung erwünscht. Leiche wird im Krematorium Dachau feuerbestattet. Wegen Urnenüberführung mit Krematorium Dachau hierher in Verbindung treten. Sterbeurkunde ist unter Beifügung von 60 Pfennig, jede weitere 30 Pfennig, beim Standesamt Dachau anzufordern.“ Lagerkommandant, Unterschrift, SS-Obersturmführer.
König war vom 1. Januar 1935 bis zu seinem Tod Vikar an St. Augustinus, Präses der Kolpingsfamilie GE-Zentral und der Kolpingsfamilien im Bezirksverband GE. 1972 wurde im Kolpinghaus an der Husemannstraße 25 eine Gedenktafel angebracht. Die Stadt ehrte Heinrich König, als der Platz zwischen den Altstadtkirchen 1987 in „Heinrich-König-Platz“ umbenannt und 2002 aus der U-Bahn-Station Neumarkt „Heinrich-König-Platz“ wurde. König starb an seinem 42. Geburtstag. Sein Tod ist die Folge medizinischer Versuche.
Am Palmsonntag 1989 wurde die Urne mit der Asche von Heinrich-König vom Kath. Altstadtfriedhof an der Kirchstraße in die Propsteikirche übertragen, dort vom damaligen Bischof von Essen, Dr. Franz Kardinal Hengsbach, in der neuen Gedenkstätte beigesetzt.
Zum 50. Todestag Königs errichteten die Kolpingsfamilien des Bezirksverbandes GE eine Gedenkstele auf dem nach ihm benannten Platz. Seit 2012 erinnert eine Tafel am Haus Ahstraße 20 an Heinrich König. An dieser Stelle stand das damalige Polizeigefängnis. Hier begann sein Leidensweg.