Gelsenkirchen. Der Traditions-Standort an der Magdeburger Straße bietet nach massivem Stellenabbau für die Eickhoff-Gruppe wieder Entwicklungsmöglichkeiten.

Im „Inbetriebnahmezelt“ steht die „Freeport“-Lokomotive. Kurz, kompakt, stark, 40 Tonnen schwer. Das Betriebskürzel „BDE“ zeigt an, dass sie mit Batterie, Diesel oder Strom aus dem elektrischen Fahrdraht angetrieben werden kann. Im Bergwerk Grasberg in Indonesien wird die Lokomotive für die „Freeport-McMoRan Copper & Gold Inc.“ fahren, für einen US-amerikanischen Minenbetreiber, der eine der größten Gold- und Kupferminen der Welt ausbeutet. 708 Tonnen kann die Maschine ziehen. Macht elf Waggons à 20 Kubikmeter aus den riesigen Stollen in 500 Metern Tiefe.

Schweißkompetenz wird gebündelt

Zehn Lokomotiven, Stückpreis 1,6 Millionen Euro, hat der Konzern bestellt. Die Maschinen Nummer sieben und acht werden in der Montagehalle derzeit aufgebaut. Führerhäuser, Radsätze, Antriebe und Chassis wachsen Stück für Stück zu einer Einheit. Die Präsentation der Lok und der Daten verfolgt an diesem Montag ein Kreis Interessierter. Die Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik GmbH an der Magdeburger Straße hat Vertreter der städtischen Wirtschaftsförderung eingeladen. Auch um zu zeigen: Es gibt uns noch. Und eigentlich waren wir nie weg. 32 Mitarbeiter beschäftigt die Lok-Montage. Und es werden mehr, wenn der Betrieb weiter hochfährt. Um die 40 Menschen werden dann wieder an der Magdeburger Straße arbeiten. Vor gut vier Jahren waren es noch gut 210.

Oberbürgermeister Frank Baranowski versuchte damals, in Gesprächen mit der Eickhoff-Geschäftsführung in Bochum das drohende Aus abzufedern, sprach zu protestierenden Arbeitern auf dem Firmenhof. „Am Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen liegen Licht und Schatten oft ganz eng beieinander. Die Schalker Eisenhütte ist ein Beispiel dafür. 2013 wurde der Verlegungsbeschluss gefasst. Ich habe nicht gedacht, hier noch einmal stehen zu können“, gesteht der OB und lobt: „Sie nutzen das Know How, das hier vor Ort vorhanden ist. Danke, dass sie an diesen Standort glauben.“

Seit 2014 ist Gelsenkirchen reiner Produktionsort. Verwaltung und Konstruktion zogen nach Bochum und wurden in den dortigen Eickhoff-Hauptsitz integriert.Doch auch der Schalker Standort wächst wieder. Die Abwicklung des gesamten Lagerverkehrs für die Eickhoff-Gruppe in Bochum läuft in Schalke. Hier, kündigt Karl-Heinz Rieser, Geschäftsführer der Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik GmbH an, werde zudem „die Schweißkompetenz in der Gruppe gebündelt. Die Schweißerei für Bergbauteile aus Bochum wird mit der Schweißerei für Schienenfahrzeugkomponenten zusammengeführt.“

Den Wareneingang samt Lager für Großteile der Bergbau- und Antriebstechnik  hat die Eickhoff-Gruppe in Schalke konzentriert, auch die Schweißabteilung wurde wieder ausgebaut.
Den Wareneingang samt Lager für Großteile der Bergbau- und Antriebstechnik hat die Eickhoff-Gruppe in Schalke konzentriert, auch die Schweißabteilung wurde wieder ausgebaut. © Foto: Martin Möller / Funke Fot

Riesige Walzenlader für den Bergbau fertigt Eickhoff, aber auch Windkraftanlagen. „Windkraft macht mittlerweile über 50 Prozent unseres Gruppenumsatzes aus“, sagt Rieser. Die Loks sind eine traditionelle Sparte der Schalker, die mit Loks für den Ruhrbergbau, vor allem aber mit Koks-Technik groß geworden sind. Die Kokereisparte ist in Schalke längst kein Thema mehr. Die Bergwerksmaschinen blieben. Rieser: „Wir sind der Anbieter der Nische, für spezielle Spurbreiten oder dort, wo Loks sehr kompakt sein müssen, eben für Sonderfahrzeuge in kleinen Stückzahlen.“

130 Tonnen Leergewicht und fast 2200 PS

„Schalke ist Hardrock“, sagt Dr. Gregor Brudek, Generalbevollmächtigter der Schalker Eisenhütte Maschinenfabrik GmbH – und meint damit: Was hier für den Bergbau aus den Montagehallen rollt, ist gemacht für den Einsatz im Hartgestein der Erzminen von Kiruna in Nordschweden bis zu den Bergwerken von Codelco in Chile, dem größten Kupferproduzenten der Welt. Nur zum Verständnis: Kohle ist für die Experten „Softrock“.

Mit 40 Tonnen Gewicht, acht Meter Fahrzeuglänge zwei Achsen und 270 kW, also knapp 370 Pferdestärken, ist die „Freeport“ eher ein Leichtgewicht aus Schalke-Produktion. Größte Maschinen für den Bergbau sind die zehn gelieferten Produktionsloks für Codelco, die 130 Tonnen Leergewicht auf die Schienen bringen mit fast 2200 PS.

Service-Loks für den Rangier- oder Werkstattbetrieb mit Schalke-Logo fahren für U- und Straßen-Bahnen in Berlin, Wien, Bankok, Kuala Lumpur oder Rotterdam.