Gelsenkirchen. „The Way I Choose“ heißt das Stück, das am Freitagabend in der Aula des Schalker Gymnasiums aufgeführt wurde.

„Bist du ein Blaumacher oder ein Daueraufzeiger? / Bist du ein Rechtsextremer oder ein Linkssteher? / Oder ist dir einfach alles egal?“ Den toll vorgetragenen Rap muss sich Kiara schon gefallen lassen. Schließlich weiß sie nicht, wo sie steht. Und wo sie hin will, auch nicht.

Die Qual der Wahl

„The Way I Choose“ heißt das Stück, das am Freitag in der Aula des Schalker Gymnasiums aufgeführt wurde. Zur Wiederholung wird es nicht kommen. Das ist schade. Denn geboten wurde kein Schülertheater, sondern Theater von Schülern, die so richtig ‘was in der Birne haben. Die ihre Kreativität im Rahmen eines Literaturkurses, der nur in der elften Klasse angeboten wird, erproben konnten.

Kiara muss ständig lernen, damit sie den Anforderungen ihres Vaters, eines angesehenen Mathematik-Professors, gerecht wird. „Das Leben besteht nicht nur aus Spaß“, sagt der aus dem Off. Zusammengesunken sitzt Kiara auf ihrem Bett; sie darf nicht zur Party von Felix. Dann tauchen ein Engel und ein Teufel auf, die in der Folge die junge Maid in die eine oder andere Richtung in Versuchung führen und das Geschehen kommentieren. Doch es gibt auch ein Leben neben dem Büffeln. Kiara will irgendwo mitmachen – in der Theater-AG, in der Tanztruppe, bei den Sängern. Doch überall wird sie abgelehnt. Sie ist die Außenseiterin. Sie gilt als Streberin.

Das Stück besticht mit Tempo und Humor

„The Way I Choose“ besticht vor allem in der ersten Hälfte mit Tempo und einem oft subversivem Humor. Da verdingt sich Mary Poppins als Drogendealerin, wünscht sich Pinocchio endlich eine neue Nase, da wird anhand des Wortes „Zigeuner“ die Political Correctness hinterfragt und an einer Stelle heißt es: „Tanz ist die Poesie der Füße.“ Das hat echte Klasse, ein Bonmot fürs große Buch der Aphorismen. Alle Szenenwechsel, von denen es viele gibt, ernten Applaus. Alles wird beklatscht, ob die Musik, der Tanz, die Songs oder die kleinen, pointierten Witzigkeiten. Nervosität, die die Darsteller am Ende dem Publikum gestanden, war an keiner Stelle spürbar. Im Gegenteil.

In nur vier Monaten hat Literaturkursleiter Kai Löbbert das Stück mit 19 Schülern auf die Beine gestellt – während des wöchentlich dreistündigen Unterrichts. Aber auch in der Freizeit. „An Ostern habe ich noch eine Halle besorgt, damit die Tänzer proben können“, sagt der 45-Jährige.

Mitgeschrieben haben alle, unter dem Oberthema: Wo will ich hin? Auch das Lied „The Way I Choose“ haben alle gemeinsam geschrieben. Als Regisseur will der Lehrer sich dabei gar nicht sehen. „Das Selbstkorrektiv der Teilnehmer war sehr hoch.“ Berechtigter, langer Applaus.