Gelsenkirchen. Der Arbeitgeber verbesserte sein Angebot für 200 Beschäftigte deutlich. Doch es bleibt dabei: Im März 2018 schließt das Werk an der Emscherstraße.

Nach Mitternacht war das Vertragswerk nach einem Verhandlungsmarathon zwischen Geschäftsführung und Betriebrat unterschriftsreif, mittags wurde es der Belegschaft vorgestellt: Um 13 Uhr bekamen die Vaillant-Mitarbeiter am Freitag im Werk in Erle erklärt, wie das Aus ihres Standorts personell über Abfindungslösungen abgefedert werden soll.

Im März 2018 werden 200 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren, wird das Werk geschlossen, ein Teil der Produktion nach Remscheid verlagert. Der Sozialplan steht. Beim Härteausgleich, so Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, „wurde noch einmal kräftig an den Stellschrauben gedreht. Da haben wir eine sehr, sehr deutliche Verbesserung erzielt.“

Ein Beispiel: Mit rund 27. 600 Euro, rechnete der Betriebsrat, hätte eine normale, kinderlose Montiererin nach 25 Arbeitsjahren bei Vaillant laut dem ersten Angebot abgefunden werden sollen. „Nun soll sie etwas über 124 .000 Euro bekommen. Das ist schon eine andere Summe“, findet Sadowsky.

Verstärkt Druck aufgebaut

Wenn die Schließung eines profitabel arbeitenden Standorts schon nicht durch Argumente und Proteste zu verhindern sei, dann solle dem Unternehmen das Aus so teuer wie möglich gemacht werden – diese Marschrichtung verfolgten Betriebsrat und IG Metall in den vergangenen Monaten. Und sie bauten Druck auf, zuletzt durch einen Warnstreik, dann mit dem Antrag auf Urabstimmung und Streik ab 21. Juni.

Vor der Einigungsstelle kam es dann in der vierten Sitzungsrunde zum beiderseits akzeptierten Ergebnis. Vaillant-Sprecher Dr. Jens Wichtermann zeigte sich Freitag froh, „eine gemeinsame Lösung gefunden zu haben. Wir bewerten das Ergebnis entsprechend positiv.“ Dr. Frank Steineke, der Personalchef Deutschland, stellte das Ergebnis in der Betriebsversammlung vor. Die Stimmung? „Natürlich war das kein schöner Tag für die Belegschaft in Gelsenkirchen, auch wenn jetzt zumindest ein Stück weit Klarheit herrscht“, stellte Wichtermann im Anschluss fest und betonte noch einmal: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir Verständnis dafür haben, dass die Situation für die Stadt wie für die Mitarbeiter schwierig ist.“

„Vollkommen gedrückt“ hatte Yasemin Rosenau, die Vaillant-Betriebsratsvorsitzende, die Kolleginen und Kollegen bei der Versammlung erlebt. „Das müssen die erst einmal verdauen.“ Viele konnten danach nicht mehr arbeiten. „Denen zitterten die Knie“, so Sadowsky. Andererseits wüssten die Betroffenen aber auch sehr genau, dass „wir natürlich nur durch die gemeinsamen Aktionen diese Ergebnis hinbekommen haben. Aber es freut sich natürlich keiner.“

Aus Sadowskys Sicht war eine Einigung letztlich alternativlos: „Vor so einem Hintergrund zu sagen, das machen wir nicht, das geht nicht.“

Allein für das Werk Gelsenkirchen, rechnet die IG Metall, werde der Sozialplan Vaillant rund 21 Millionen Euro kosten. „Auch wenn der Arbeitgeber eine Schüppe drauflegt und höhere Abfindungen zahlt, kann das für die Beschäftigten kaum ein Trost sein. Es bleibt ja dabei, dass der Standort aufgegeben wird“, sagt Rainer Schiffkowski. Der Referatsleiter der städtischen Wirtschaftsförderung bedauert „die Entscheidung, das ist keine gute Entwicklung für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen.